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trauensvolle Entgegenkommen der Mitglieder des Executiv-Comités in einer Weise abgeschwächt worden, die mir die Uebernahme meiner Verpflichtungen ausserordentlich erleichterte und ehrenvoll machte. Die schriftlich für mich äusgefertigten. Instructionen Hessen sich im Wesentlichen in folgende drei Puncte zusammenfassen: Erstens: An der Loangoküste eine Station zu errichten, die söwol zur Aufnahme von Gelehrten und Sammlern, wie zum Dépôt für die Expedition dienen sollte. Zweitens: Eine Expedition zu organisiren, sie von der Loangoküste aus in das Innere des africanischen Continents zu führen und hauptsächlich die geographisch-topographische Bestimmung der erreichten Puncte im Auge zu behalten. Drittens: Allen Anweisungen des Vorstandes der „Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Aequatorial-Africas“, soweit dies die Umstände ausführbar erscheinen Hessen, unbedingt Folge zu leisten. Sobald es bekannt wurde, dass. Deutschland eine grosse Forschungs Expedition nach Africa auszùsenden im Begriffe stehe, Hefen die Meldungen zur Betheiligung in grösser Anzahl ein. Es ist verlockend für Leute, die in Europa wenig mehr zu verlieren haben, sich für prädestinirte Africa-Reisende zu halten; sie sind um so weniger sparsam mit ihren Betheuerungen des Muthes, der Standhaftigkeit, der Treue, des Ertragens aller Strapazen, als die Unkennt- niss der Wirklichkeit ihnen das Reiseleben von Romantik umwoben vorzaubert. Sie vergessen, dass das Erhebende in der Sache weit mehr die zu Grunde Hegende Idee ist, als die Ausführung selbst, die sich oft eben so prosaisch und aufreibend gestaltet wie der Krieg: nicht der kämpfende Soldat, sondern der heimkehrende Sieger erfreut sich der gewonnenen Schlachten, und in demselben Verhältniss steht der Forschungsreisende zu seinen geographischen Entdeckungen. Er darf gar keinen Anspruch darauf erheben, dass sein Entzücken, seine Bewunderung durch die von aussen kommenden Eindrücke erregt werden, oder dass besonders geartete Begebenheiten sein Reiseleben vor Monotonie schützen;, er muss es als ein Geschenk, das zu entbehren ist, ansehen, wenn eine wechselnde Fülle erhabener Naturbilder, wenn das Bekanntwerden mit friedfertigen, in glückseliger Gemeinschaft zusammenlebenden Völkern, wenn das freundliche Entgegenkommen der Eingeborenen seiner Unternehmung den Stempel des Grossartigen, des Schönen oder Anmuthigen geben. Den Zweck seiner Reise aber darf der Forscher in diesen Dingen nicht sehen; seine Aufgabe ist es allein, das Unbekannte bekannt zu machen, gleichviel unter welcher Form es ihm entgegentritt. Was nun Diejenigen betrifft, die sich in so grösser Zahl zur Theilnahme an der Expedition meldeten, so hatte, mit verschwindenden Ausnahmen, Keiner von ihnen eine wolbegründete Stellung aufzugeben, eine. Zukunft zu verlieren, von einer Vergangenheit schmerzlichen Abschied zu nehmen, und, was das Schlimmste war, •Keiner von ihnen hatte etwas Gründliches gelernt. Da es mir zunächst darauf ankam, zwei brauchbare Gefährten für den Marsch in’s Innere zu engagiren, von denen der eine der Ersatzmann des ändern werden könnte, so fiel die Wahl auf zwei Leute, die durch ihre Vergangenheit einige Garantie von Zuverlässigkeit, Entschlossenheit und Ausdauer zu bieten schienen, auf die Herren v. Görschen und v. Hattorf. Beide verblieben indess kürzere Zeit bei mir als zu hoffen stand. Die Nachsendung anderer Mitglieder mit wissenschaftlicher Bildung und einschlägigen Kenntnissen wurde Vorbehalten; und es sei bereits an dieser SteUe bemerkt, dass Dr. Falkenstein noch in demselben, Dr. Pechuel-Loesche in dem darauf folgenden Jahre meine Gefährten in Africa wurden. Im Ganzen haben der Loango-Expedition acht Personen angehört, die hier nach der Reihenfolge ihres Eintreffens genannt werden mögen: Dr. Güssfeldt, v. Görschen, v. Hattorf, Dr. Falkenstein, O. Lindner, II. Soyaux, Dr. Pechuel-Loesche, v. Mechow. Bei den Unterschieden, welche zwischen diesen Herren bezüglich des Alters, des Bildungsgrades, der Kenntnisse und des Charakters existirten, musste der Antheil derselben an dem gemeinsamen Werk auch verschieden ausfallen. Indessen ist es nicht Aufgabe dieses Buches denselben abzuwägen, auch da nicht, wo Dankbarkeit es mir persönlich so wünschenswerth erscheinen Hesse. — Vor der Abreise musste an AUes gedacht werden, was ein jahrelanger, von europäischen Hülfsqu eilen nahezu abgeschnittener Aufenthalt in Africa zu fordern schien; und die Ueberlegung, dass Ueberflüssiges wol zurückgelassen werden konnte, Fehlendes aber sehr schwer und namentlich nur mit grossem Zeitverlust zu ersetzen war, machte den Umfang des Gepäckes beträchtlich. Mit Recht wurde in erster Linie darauf gesehen, dass alle Instrumente für exacte Messungen vorhanden waren. Professor Neumayer, durch alle Phasen der Entwickelung hindurch in unerschütterlicher Freundschaft mir zur Seite stehend, war durch seine langjährigen Reisen und Beobachtungen in Australien der berufenste Rathgeber in dieser Beziehung. Wir beschafften für astronomische Ortsbestimmungen: ein transportables Universal-Instrument, ein Teleskop, einen Sextanten, einen Prismenkreis und vorzügliche Taschenuhren; für meteorologische Be


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