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leicht transportirbar, schnell ausgepackt, der Quecksilberhorizont in kürzester Frist aufgestellt. Vermöge der Leichtigkeit ihrer Handhabung gestatten sie die Einzelbeobachtungen in schnell aufeinanderfolgenden Intervallen vorzunehmen und ersetzen durch grössere Zahl die geringere Genauigkeit. Besonderes Interesse wurde auch den magnetischen Beobachtungen zugewandt, für die sich durch einen von Dr. Pechuel-Loesche überbrachten Apparat die trefflichste Gelegenheit bot. Herr Dr. C. Borgen hat sich der Mühe unterzogen, die eingesandten Beobachtungen für die Mitte des Jahres 1874 zu reduciren. Das Resultat ist folgendes: Tschintschotscho Länge 120 3' 45" Ost von Greenwich, Breite 50 9' 14" S. Magnetische Declination 170 46' 6 W. Inclination 26° 50' 4 S. Horizontal-Intensität 3.0148. . Herr Borgen schreibt darüber: „ Es wäre noch übrig, dieses. Resultat mit den Angaben der magnetischen Karten für 1874 zu vergleichen. Diese ergeben:: Declination ig°o'West, Inclination 20° o'Süd, Hör .-Intensität 2.9480. Es stellen sich also, besonders in der Inclination, bedeutende Unterschiede heraus, welche mit Bestimmtheit darauf schliessen lassen, dass der Verlauf der magnetischen Curven in dieser Gegend ein anderer ist, als auf unseren Karten angenommen wird, dass namentlich der Durchschnittspunct des magnetischen und* geographischen Aequators beträchtlich weiter nach Westen verschoben wird. Dies wird vollständig bestätigt durch zahlreiche Beobachtungen, welche an Bord S. M. S. „Gazelle“ in dieser Gegend angestellt sind, und welche durch die Güssfeldt’schen Beobachtungen, ebenso wie diese durch jene eine erhöhte Wichtigkeit erhalten.“ Ein weiteres Eingehen auf diese Beobachtungen muss hier unterbleiben; die darauf bezüglichen Zahlen sollen im Anhang gegeben werden. Eine der anziehendsten Beschäftigungen des Reisenden bleibt die mit der Sprache des Volkes, unter dem er lebt. Ganz abgesehen von den praktischen Vortheilen, die sich daraus ziehen lassen, gilt es für ausgemacht, dass erst die Kenntniss der Sprache einen tiefern Einblick in das Wesen eines Volkes eröffnet. Wo keine Vorarbeiten existiren, sind die Schwierigkeiten freilich so bedeutend, dass nur mit grossem Zeitaufwand etwas Erspriessliches geleistet werden kann. Zunächst muss das Ohr sich gewöhnen, die fremdartigen Klänge überhaupt nur aüfzufassen; denn wie weit man anfänglich davon entfernt ist, beweisen die ersten vergeblichen Versuche, das Gehörte schriftlich zu fixiren. Allmählich schärft sich das Ohr, und dann erst kann die eigentliche Arbeit beginnen. Ein Vocabular concreter Begriffe ist bald entworfen; die grössere Schwierigkeit entsteht erst, wenn man von diesem festen Terrain aus weiter Vordringen will. Alsdann handelt es sich um die Kunst der richtigen Fragestellung, die dem Eingeborenen stets nur eine einzige Antwort ermöglicht und das linguistische Rohmaterial in Form kleiner, sich gegenseitig controlirender Sätze liefert. Für das Studium des Fiote erschien mir die Kenntniss des Negerportugiesisch von grösser Wichtigkeit, weil nämlich letzteres durch seine eigenthümlichen Redewendungen Winke über die Art und Weise enthält, wie die Neger in ihrer eigenen Sprache denken. Hat man das Glück, einem intelligenten Eingeborenen zu begegnen, der durch häufigen Verkehr mit Weissen sich einer gewissen- Vertrautheit mit unseren Eigenthümlichkeiten rühmt, so darf man eine besondere Förderung der linguistischen Bestrebungen erwarten. Dr. Bastian fand einen solchen Mann in Kabinda, ich in Massa.be. Unsere Aufzeichnungen sind ganz von einander unabhängig und liefern einen ersten Einblick in die Fiotesprache. Weitaus das grösste Material aber hat Dr. Pechuel-Loesche gesammelt, der, im engsten Zusammenhänge mit seinen ethnologischen Untersuchungen, nach meinem unerwartet schnellen Fortgange von Tschintschotscho die -im besten Fluss befindlichen Sprachstudien fortführte und der wiederum von mir ganz unbeeinflusst gearbeitet hat. Durch diese dreifachen Bemühungen ist die Grundlage zur Erkenntniss einer bis dahin völlig unbekannten Sprache gelegt und den Linguisten Gelegenheit gegeben, deren Stellung zu den bereits bekannten africanischen Sprachen zu bestimmen. Das Jahr 1874 erreichte sein Ende; nicht so die Enttäuschungen, an denen es überreich war. Während Dr. Falkenstein in Benguella weilte, um die Träger zu holen, erhielt ich aus dem Norden, d.h. vom Kuilu, so schlimme Nachrichten, dass die bereits gefassten Pläne wieder über den Haufen geworfen werden mussten. Es wurde mir zunächst der Tod Mani Mampakus gemeldet, des Mannes, der nach langer Mühe unter Tausenden als der einzig brauchbare Führer und Dolmetscher herausgefunden war; die Pocken hatten ihn in wenigen Tagen weggerafft. Denn diese Geissel, die schon während meiner letzten Reise das Bayombeland verheert hatte, wüthete noch immer, entvölkerte Länderstriche, liess die Culturen unbebaut, machte die Hungersnoth allgemein und jedes Reisen unmöglich. Von Neuem stand ich rathlos da, suchte aber natürlich neue Verbindungen anzuknüpfen und fand schliesslich einen Hundelslingster Namens Ngutu, der mich


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