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204 Von Bayaka bedrängt. Ueber den Fluss. mich zum Uebersetzen an, aber der Häuptling, unterstützt von der übrigen Rotte, liess es nicht zu und wollte Gewalt brauchen. Der aufgeregten, brüllenden Schar gegenüber war ich allein auf mich angewiesen. Ich zeigte ihnen die grossen Patronen meiner Büchsflinte und machte durch eine unverkennbare Bewegung klar, was ihre nächste Bestimmung sei; dann schlug ich dem Bayaka, der das Seil des Canoes festhielt, mit der ganzen Kraft der Wuth über die Hand, sprang in das Canoe, in dem mein Diener bereits mit dem Ruder bereit stand, kniete in dem schwanken, schmalen Fahrzeug nieder, richtete die Büchse auf die tobende Menge, liess abstossen und entkam glücklich auf das andere Ufer. Der Nyanga ist hier hundertfünfzig Schritt breit, auf beiden Seiten zieht sich ein schmaler Streifen Waldes, in dessen Laubdach muntere Affen umhersprangen. Die Uferwände bestehen aus un- krystaflinischem Kalk, in einiger Entfernung davon erhebt sich dasselbe Gestein in steilen Felsen zu dreissig bis vierzig Meter Höhe. Der nun zurückzulegende Weg entfernte sich von Neuem vom Flusse und verlief fast ausschliesslich in niedergebrannten Campinen, auf denen sich grosse und kleinere Blöcke eines bräunlichschwarzen Conglomérats, ausgestreut finden. In einem eisenschüssigen Cemeht sieht man Quarzkrystalle eingebacken und kleine, schalig angeordnete Kugeln eines Eisengesteins. Das Terrain ist überall wellig. Alles ist ausgetrocknet und dürr; die noch nicht zusammengeknickten oder niedergebrannten Gräser waren gelb wie unsere zum Schnitt reifen Aehren. Ein saftiges Grün erfreute das Auge nirgends, und wo sich auf Kuppen oder in Terraineinschnitten Waldbestände zeigten, kamen blaugrüne Töne in die Landschaft. Ein Gebirgskranz vom Durchmesser mehrerer Tagereisen umgab mich, und ich versuchte vergeblich, bestimmte Höhenzugsrichtungen zu erkennen. Wir passir- ten mehrere Hüttengruppen zu fünf und sechs Tschimbeks, deren Complex Tschilala genannt wird. Die Bewohner Hessen mich unbe- lästigt hindurchziehen. Endlich wurde das Dorf Lubanya erreicht. Meinen Leuten, die vierundzwanzig Stunden lang Nichts gegessen, sich aber wacker gehalten hatten, wurde eine verdiente Rast gewahrt. Durch Vermittelung des unglücklichen Portugiesen, der hier seine Tage fristete, konnte ich mir die nothdürftigsten Lebensmittel verschaffen und setzte dann am folgenden Tage meine Wanderung durch die schattenlosen Savanen des unbekannten Landes fort. Ein Schwächezustand, der mich auf dem Wege überfiel und dem Zusammenwirken der brennenden Sonne und der mangelnden Ernährung zuzuschreiben war, wurde zwar glücklich überwunden, liess aber zerschlagene Glieder zurück und erschwerte das Gehen. Seit dem Ueber- schreiten des Nyanga bei Mamanya de -Borna war die Marschrichtung eine nordöstliche, wir bewegten uns auf dem Terrain zwischen 3° und 2° 30' südlicher Breite und waren um mehr als einen Längengrad östlich von der Nyangamündung entfernt. Die Eindrücke glichen ganz denen der vorangegangenen Tage. Die Savane hat etwas grossartig Monotones. Der Landschaftscharakter zeigt Aehnlichkeiten mit den von Dr. Schweinfurth auf der ändern Seite des Aequators besuchten Gegenden. Der äusserste Punct, den ich auf meiner Reise erreichte, heisst Intinde, wo das vorgeschobenste Handels-Tschimbek Vincentes steht. Der die Gegend beherrschende Häuptling Mambungo wohnt in d^m benachbarten Dorfe Lukandu. Er wollte nicht, dass ich den Weg fortsetzte, um Mongo Nyanga von der rechten Seite des Flusses aus wieder zu erreichen. Ich habe bereits genug von Palavern und unnützem Hin- und Herrederi berichtet; hier lag ein neuer Fall vor, bedingt durch die alten Motive der Furcht und des Misstrauens: Meine Leute waren fremd in der Gegend; ohne einen wegkundigen Führer liess sich Nichts machen, und gerade dieser wurde mir verweigert. Ich musste mich mit einigen dürftigen Informationen begnügen, aus" denen her- vorgieng, dass der in’s Innere führende Weg noch einmal Waldgebiet durchschneidet, ehe die neue Savanenregion erreicht wird. In zwei Tagereisen gelangt man nach Npuku, wo ein Sclaven- und Kautschukmarkt stattfindet; das dahinter gelegene Land heisst Tschi- yaka, wird also im engeren Sinne als der Wohnsitz der Bayaka betrachtet. Es folgen die Bansabi, dann die Bassango, endlich die Bavumbu, denen Feuerwaffen gar nicht mehr bekannt sind. Von den Bantetsche wusste man Nichts. Von den Babongo wurde mir Äehn- liches berichtet, wie ich schon in Mayombe gehört hatte, dass dieselben eine in Wäldern nomadisirende Völkerschaft sind, nur Lanzen führen, einen ganz kleinen Schurz um die Lenden tragen, eine gelbliche Hautfarbe besitzen und nicht kleiner, noch grösser sind als andere Neger. Ich Jeehrte am dreissigsten September wieder nach Lubanya zurück. So anstrengend das Marschiren auf den schattenlosen Flächen sein mochte, so trieb die Knappheit der Nahrungsmittel doch zur Eile. Es war mir gelungen, in Intinde einige Fruchtstände Bananen und einen Ziegenbock einzuhandeln, mit denen wir möglicher Weise bis Mongo Nyanga reichen mussten. Ich liess deshalb nur die heisse- sten Stunden des Tages in Lubanya vorübergehen und setzte den Marsch in der Richtung auf Kassotsche fort, in der Hoffnung, diesen Ort mit Einbruch der Nacht zu erreichen. Die sinkende Sonne und


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