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der dritte für den Kopf bestimmt sind. Die Muteta überragt den Träger etwa um Kopfeslänge. Der Kopf- oder Stirnriemen dient hauptsächlich dazu, die Last zu halten, wenn die Schultern ermüdet sind. Dem Fetischcultus sind begreiflicher Weise auch die Bayaka ergeben. Die Thierschädel-Fetische theilen sie mit den Bayombe und Bakunya, und hier wie dort trifft man selten eine Schädelanhäufung ohne Gorillaschädel. Da die genannten Fetische der localen Jagdbeute ihre Entstehung verdanken, so geben sie eine nicht zu unterschätzende Andeutung über den Verbreitungsbezirk dieses so geschätzten anthropomorphen Affen. Als neu können die Bayaka den Fetisch Muiri für sich beanspruchen, der bei ihnen in einem leicht erklärlichen Ansehen steht. Er sichert nämlich den Männern eine ebenso vollständige wie bequeme Herrschaft über das weibliche Geschlecht. Die Frauen oder Mädchen dürfen diesen Fetisch nie erblicken und fliehen furchterfüllt, sobald er vorübergetragen wird. Dem Muiri haben es die Bayaka-Weiber zu danken, dass sie weder Hühner noch Ziegen essen dürfen; er ist es, durch dessen Mund die Männer ihren Frauen Forderungen bezüglich der Bestellung der Felder, der Beschaffung oder des Verkaufes von Lebensmitteln verkünden lassen. Auch viele der anderen Fetische z. B. Buanda, Man- yeko, Bangoyo sollen mehr oder minder den Zweck erfüllen, den Weibern Furcht einzuflössen und sie zu willenlosen Werkzeugen der Männer zu machen, Höchst befremdend erscheint in dem von mir besuchten Theile des Bayakalandes die Sitte des Begrabens. Die Leichen der Armen nämlich werden eingewickelt, in den Wald getragen und daselbst am Ast irgend eines Baumes festgebunden; die Leichen der Vornehmen dagegen werden, nachdem ihnen die Kniee an die Brust gedrückt sind, ebenfalls in den Wald gebracht und in eine flache Vertiefung des Bodens gesetzt, während der darüber hervorragende Theil mit trockenem Holze bedeckt wird. Jede Leiche wird vor dem Einwickeln secirt, damit der Nganga aus den Eingeweiden ersehen kann, ob der Tod auf natürliche Weise oder durch einen Zauberer erfolgt ist. Nichts fällt dem Reisenden, dessen Ohr bereits an die Sprache der Bafiote und Bayombe gewöhnt ist, so sehr bei der ersten Begegnung mit Bayaka auf als das Singende und Einschmeichelnde ihrer Sprache. Man wird angenehm davon berührt, weil man glaubt, dass zu diesen sanften Zungen auch sanfte Menschen gehören müssen. Die Sprache selbst ist eng verwandt mit dem Fiote, wahrscheinlich nur ein stark veränderter Dialekt. Manche scheinbar ganz verschiedene Worte sind in Wirklichkeit dieselben, nur hat eine gesetzmäs- sige Aenderung von t in r, von d in 1 stattgefunden, und sind verschiedene Vorsetzvocale angewendet. Beispielsweise bedeutet im Fiote Bayaka . Deutsch tata rara Vater mti muri Stock, Baum msitu muschiru Wald lutu duro Löffel tanu irano fünf tatu yeriero drei mbota buerrere Stern Weitere Mittheilungen aus den Sprachaufzeichnungen müssen einer besonderen linguistischen Studie Vorbehalten bleiben. Die Bayaka sind wie die verwandten Nachbarstämme von nicht sehr dunkler Hautfärbung. Ebenholzschwärze würde man ebenso wie in Loango ganz vergeblich suchen; die Abweichungen von der dunkeln Bronze bestehen immer in lichteren Nüancen. Die Durchschnittsgrösse der Bevölkerung ist dieselbe wie die der Loangoneger, über welche die genauen Messungen Dr. Falkensteins vorliegen. Die Physiognomie enthält aber etwas Abweichendes, was, wie mir scheint, auf ein stärkeres Hervorstehen der Backenknochen zurückzuführen ist. In Likungu belästigten die bei Tag und Nacht stechenden Bim- futu noch mehr als in Mongo Nyanga. Heftiger Regen hielt mich auf, machte aber kleinere Abstecher nicht unmöglich. Der Nyanga ist von hier in fünf Stunden zu erreichen; man nennt diese in nordwestlicher Richtung gelegene Stelle schlechtweg „die Steine“. Der Mulatte Francisco, der sie aus eigner Anschauung kannte, erzählte mir, dass der Fluss daselbst zwischen grossen Felsblöcken hinfliesse, und dass sein Bett stundenweit so eingeengt sei, dass die Eingeborenen ihn auf übergelegten Baumstämmen passirten. Kassotsche ist von Likungu durch einen hohen Bergzug getrennt, der einen sehr steilen Anstieg (zweihundertfünfundsiebzig Meter in drei Viertelstunden) nöthig macht. Der Weg, anfänglich durch die Blattpflanzenvegetation der Lichtungen führend, tritt an dem Fusse des Berges wieder in den ununterbrochenen Hochwald ein. Der erste Rücken, den ich erreichte, heisst Divumba, und von ihm gelangt man durch eine Senkung zu dem noch höheren, dem Mongo Sahi, dessen Uebergangsstelle vierhundert Meter hoch liegt. Während der Wald auf der Likunguseite des Gebirges feucht war und von Regen triefte, fand ich ihn bald nach Beginn des Abstiegs ganz trocken. Die


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