verhängnissvoll zu leiden hatte. Die Neger mussten zu Surrogaten greifen: sie verzehrten den inneren Kern der Oelpalmennuss und gruben das Mark, nicht etwa nur den „Kohl“ aus gefällten Palmstämmen. Die weiter in’s Innere gelegenen Bayaka-Territorien pro- duciren viel Erdnüsse; im Uebrigen sieht man wie im Süden Mais, Zuckerrohr, Baumwolle, Colanuss und Tabak. Man bereitet Palmwein und liebt den Branntwein des Handels. Die kosmopolitischen Hausthiere, Hühner und Ziegen, fehlen auch den Bayaka nicht, dagegen vermisst der Reisende die prächtigen glatthaarigen Schafe Loangos; Schweine habe ich nicht gesehen; doch wurden mir Orte genannt, in denen sie gehalten werden. Eine eigne Bewandtniss hat es mit dem Rauchen: der Tabak wird nicht aus den sonst üblichen kurzen Pfeifen geraucht, sondern wie auch vielfach im Innern Loangos aus einer Art primitiven Tschibuks; einem auffallend kleinen Kopf aus gebranntem Thon ist die hohle Rippe eines Bananenblattes als Rohr angesetzt, und so die Pfeife hergestellt. Man sieht einen Neger fast nie allein behaglich vor sich hinrauchen, sondern in der Regel kreist dieselbe Pfeife bei drei bis fünf zusammenhockenden Schwarzen einmal herum, und dann hat das Vergnügen ein Ende. Der Raucher pflegt zuerst durch das Rohr zu blasen, saugt alsdann so viel Rauch ein, als sein Athmungsvermögen gestattet, stösst den aufgespeicherten Rauch mit Macht aus und über- giebt die Pfeife seinem Nebenmann. Dem Bayaka-Tabak werden stark betäubende Wirkungen zugeschrieben; es ist mir mehrfach erzählt worden', dass allein am Feuer sitzende Raucher in der Narkose nach vorn übergefallen seien, ohne sich je wieder zu erheben. Die Kleidung der Bayaka ist der Schurz, meist einfach herunterfallend ohne den hübsch aufgenommenen Knoten und den malerischen Faltenwurf, durch den die Loangoleute ihr Gewand so geschmackvoll zu drapiren verstehen. So weit der Handel nicht Baumwollenzeuge liefert, sind die Gewebe aus Pflanzenbast hergestellt. Bezüglich der Anordnung und Zustutzung des Wollhaares begegnet man bei den Bayaka demselben phantastischen Zuge, der so viele andere Negerstämme kennzeichnet. Am häufigsten jedoch wird das Haar am Hinterhaupte zu zwei Zöpfen zusammengeflochten, die nach hinten und unten abstehen. Die allgemeine Sitte verlangt, dass die oberen Vorderzähne zugespitzt werden; da diese Operation aber nicht selten misslingt, so erscheinen die Zähne entsprechend häufig ganz ausgebrochen. Bei den Bayaka reiben sich sogar die Männer, selbst ganz alte, mit dem rothen Pulver des Tukula-Farbholzes ein, wodurch der Haut eine rothbraune, seltener eine krapprothe Farbe ertheilt wird; - in Loango wird diese Sitte vorwiegend nur von Frauen geübt. Es lässt sich kaum denken, dass Eitelkeit die Ursache der Hauteinreibungen ist, es ist wahrscheinlicher, dass irgend ein medi- cinischer Aberglaube zu Grunde liegt. Auch Tätowirungen kommen bei den Männern vor, wobei das Hautrelief der in die Haut eingeschnittenen Figuren auffällt. Was sonst an äusserem Schmuck verwendet wird, beschränkt sich auf eiserne Arm- und Beinringe. • Für die Frauen, die sich gleichfalls mit einem Lendenschurz bekleiden, ist das Kopftuch aus Pflanzenzeug sehr charakteristisch: es wird ähnlich wie bei unseren Bauerfrauen hinten durch einen einfachen Knoten zusammengehalten, während es der Anordnung des Wollhaares gemäss vorn einen Wulst bildet, der den Vorderkopf überragt. - Hinter diesem Wulst liegt der Riemen des Tragkorbes auf, in welchem die Weiber, und nur diese, Feldfrüchte und beliebige andere Gegenstände fortschaffen. Wo das Kopftuch fehlt, pflegen platte anliegende Zöpfe getragen zu werden, die sich parallel über den Kopf hinziehen. Sehr häufig sah ich bei den Bayakafrauen eine eigenthümliche Tätowirung auf Stirn und Schläfen, neun, beziehungsweise sechszehn grosse, beträchtlich hervortretende Puncte in der Anordnung eines auf die Spitze gestellten Quadrates. Die Kinder werden, was ich auch bereits bei den Bakunya gesehen, von den Müttern vielfach mittelst eines bandelierartigen Riemens getragen, der von der einen Schulter zur ändern Hüfte geht. Das Kind sitzt auf dem breiten Riemen und umklammert die Hüfte der Mutter mit den Beinchen. Glasperlen sind im Bayakalande ein gesuchterer Frauenschmuck als'im Loango-Litoral; aber gebogene Messingspangen für den Hals, Messing- und Kupferringe für Unterarme und Unterschenkel erhalten den Vorzug. Neben dem Ackerbau betreiben die Bayaka auch das Töpferhandwerk. Die Töpferscheibe ist unbekannt, aber die aus Thon bereitete Masse wird sehr geschickt mit einer freien Hand und einer mit einem Stäbchen versehenen in die gewünschte Form gebracht. Der Topf bleibt längere Zeit der Sonne und der freien Luft ausgesetzt, um dann später im Feuer gebrannt zu werden. Von sonstigen africanischen Gewohnheiten durchaus abweichend ist die Art, wie die Bayaka (die Männer) ihre Lasten fortschaffen. Die Tragkörbe sind von derselben Form und Grösse, wie die früher beschriebenen Muteten, sie werden aber hier niemals auf dem Kopfe oder der Schulter getragen, sondern stets auf dem Rücken. Zu diesem Zweck ist jede Bayaka-Muteta mit drei breiten, aus Bast gefertigten Tragriemen versehen, von denen zwei für die Schultern,
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