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des Nyanga erreicht. Das Haus Yincentes nahm mich freundlich auf, ich durfte hoffen, dass nun der Exploration des Flusses Nichts mehr im Wege stehen würde. Statt dessen stellten sich schon am Tage nach der Ankunft die ersten Zeichen einer Dysenterie ein, und in wenigen Tagen war ich einem Zustande völliger Erschöpfung zugeführt. Zur Charakteristik sei hier bemerkt, dass es mir an Mitteln zur Heilung gebrach, dass ich in einem Verschlage campirte, durch den ein scharfer Südwind hinzog, dass Scharen kleiner schwarzer Ameisen mein Lager überfielen, dass Nachts die Ratten in hellen Haufen ihre widerlichen Zusammenkünfte um mich her hielten und das Reisegepäck anfrassen. So giengen wiederum zwei Wochen verloren. Das Haus Vincentes liegt etwa eine Stunde von der Mündung des Nyanga entfernt. Da der Fluss unter einem sehr spitzen Winkel das Meer erreicht und auf der Strecke mehrerer Seemeilen der Küste in nordwestlicher Richtung parallel läuft, so dehnt sich die F'actorei auf einer langgestreckten Landzunge aus. Ich machte mehrmals vergeblich den Versuch, ihre Spitze zu erreichen, um eine zuverlässige Schätzung für die Lage der Mündung zu erhalten, aber jedesmal musste ich auf dem Wege umkehren, weil die Kräfte nicht ausreichten. Indessen darf ich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit behaupten, dass der Nyanga unter 2° 57' in das atlantische Meer mündet. Die Factorei des Spaniers liegt unter 2° 59' südlicher Breite. Am vierzehnten September bestieg ich das Canoe, um die Fahrt Nyanga aufwärts anzutreten. ' Während derselben beschäftigte mich die Aufnahme des Stromes in erster Linie. Es war besondere Aufmerksamkeit nöthig, weil ich nicht darauf rechnen durfte, eine Controle durch astronomische Bestimmungen zu erhalten; es genügte nicht, Uhr und Compass allein abzulesen, auch die Aenderungen in der Geschwindigkeit des Fahrzeuges mussten sorgfältig notirt werden. Der Fluss weist so viele Krümmungen auf, dass sein Unterlauf, von den Katarakten an gerechnet, die doppelte Länge des geradlinigen Abstandes von der Mündung hat. Die Breite ist sehr wechselnd; bei demHandels- Tschimbek Don Vincentes beträgt sie etwa zweihundertfünfzig, weiter oberhalb drei- und vierhundert Schritt, während an anderen Stellen Einschnürungen von sechszig bis siebzig Schritt Breite Vorkommen. Das Mittel muss auf hundertfünfzig bis zweihundert Schritt angegeben werden. Das Wasser zeigte eine lauchgrüne Farbe, ich fand sie schöner als die der übrigen westafricanischen Flüsse; in landschaftlicher Beziehung steht der Nyanga aber weit hinter dem Kuilu zurück: Längs der flachen Ufer herrscht der Savanencharakter vor, auch fehlt es nicht an wüsten, sandigen Stellen. In der Region des untersten Flusslaufes treten neben der Mangrove Weinpalmen auf; an einer Stelle sah ich beide Ufer damit eingefasst, und erst hinter diesen breitete sich der Rhizophorenwald aus. Papyrus und Pandanus sind häufig, . ebenso der bei allen früher beschriebenen Flussläufen erwähnte Hibis- cus tiliaceus. An den sandigen Stellen bei Goa bemerkte ich Ricinus, wie überall in Westafrica prachtvoll entwickelt. Oberhalb Goa wird die Landschaft ansprechender, auf parkartige Uferansichten folgt zusammenhängender Hochwald; hier fehlt es denn auch nicht an Schlinggewächsen, die dem Bilde Anmuth und Fülle geben. Eine einzige langgestreckte Insel theilt das Wasser des Stromes in zwei Canäle. Die Canoe-Schiffahrt findet nirgends ernstliche Schwierigkeit, aber tiefer gehende Fahrzeuge würden schwerlich bis zu den Katarakten. Vordringen können; denn ich bin überzeugt, dass der Fluss an gewissen Stellen durchwatet werden kann. Der Zielpunct der Fahrt war Mongo Nyanga; so heisst der Ort in der Nähe der Katarakten, wo das Handels-Tschimbek Don Vincentes errichtet ist. Die Lage ist schön; ein mächtiger Hochwald dehnt sich auf beiden Seiten des Stromes aus bis hart an die Uferböschung, die sechs bis zehn Meter hoch über die Wasserfläche, heraustritt. Um das Handels-Tschimbek herum ist der Wald ausgerodet, so dass Gelegenheit geboten wurde, eine Basis abzuschreiten, und die sehr beträchtliche Verbreiterung des Stromes mit dem Sextanten zu messen; sie ergab sich als Mittel mehrerer von einander unabhängiger Messungen zu vierhundertsechszig Schritt. Dem entsprechend ist der Fluss hier seicht; Ebbe und Flut machen sich noch sehr stark bemerkbar. Mein Wunsch war, auf dem Landwege Kassotsche und den oberhalb' der Katarakten gelegenen Theil des Nyanga zu erreichen. Ich rechnete zuversichtlich auf eine günstige Einwirkung der veränderten Verhältnisse und auf die für das Tropenklima so charakteristische schnelle Recönvalescenz. Was in Europa unmöglich gewesen wäre, war möglich in Africa, und nach fünftägigem Verweilen in Mongo Nyanga durfte ich es wagen, eine neue Reise durch den Urwald änzutreten. Die schnelle Wiedererlangung der Marschfähigkeit verdankte ich hauptsächlich dem Umstande, dass es in Mongo Nyanga keine Sandflöhe gab. Zwar hatte sich diese Plage auch hierhin verbreitet und das Territorium der Bayaka längst erreicht; es zeigte sich aber, dass die Heimsuchung durch die gefährlichen Insecten eine sehr verschiedenartige war, und während in einigen Dörfern die Hälfte der Bewohner lahmte, es in anderen kaum Sandflöhe gab.


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