Verhalten, ist darin zu suchen, dass die Natur den Eingeborenen eine Nahrungsquelle bescheert hat, zu deren Unterhaltung sie Nichts beizutragen brauchen: In der Banyalagune finden sich nämlich grosse Austernbänke, und weit und breit bilden Austern das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung; aller Orten beweisen es die angetroffenen Schalenanhäufungen. Die Furcht vor dem Verhungern ist in diesen Gegenden also minder drohend, jeder Antrieb zur Arbeitsamkeit entsprechend gelähmt; es darf daher nicht Wunder nehmen, dass der Ackerbau vernachlässigt ist, und den Europäern die Arbeitskräfte der einheimischen Bevölkerung entzogen bleiben. Indessen giebt es doch einen weit verbreiteten Industriezweig, der längs des ganzen Küstensaumes vom Kuilu an bis über den dritten Grad südlicher Breite hinaus eifrig cultivirt wird: die Salzbereitung aus Meerwasser. Diese wird hart am Strande unter Schutzdächern, in meist wandlosen Hütten betrieben, in denen besonders eingerichtete Oefen aufgestellt sind. Ein solcher Ofen besteht aus Thon und erhebt sich in Form einer zwei Fuss hohen kugeligen Wölbung über einer kleinen Vertiefung im Erdboden; der kreisrunde Grundriss hat etwa drei Schritt im Durchmesser; unten sind zwei diametral gegenüberstehende Oeff- nungen angebracht, durch die das Brennmaterial in die Vertiefung eingeführt wird, und die gleichzeitig den gehörigen Zutritt der Luft ermöglichen. Oben ist die Ofenwölbung gleichfalls durchbrochen, und hier wird die zum Einkochen des Seewassers dienende, flache Messingpfanne (ein europäischer Handelsartikel) aufgesetzt. Solcher Feuerplätze giebt es mehrere in jedem Schuppen. Meist ist die ge- sammte Familie des Besitzers bei der Salzbereitung beschäftigt; die Kleinen holen das See wasser herbei, die Grossen schleppen Holz und unterhalten das Feuer. Zuweilen wird die Nacht hindurch gearbeitet, und dann können diese primitiven Salinen dem nächtlich am einsamen Strande hinziehenden Reisenden wie Oasen erscheinen. Ist Salz in genügender Menge gewonnen, so wird dasselbe sehr sauber in cylindrische Körbe verpackt und dann den Bayaka verhandelt, die eigens zu dem Zweck an die Küste kommen und dieses Salz jedem von Europa importirten vorziehen. Da die Gummiranke im Lande der Bayaka reichlich auftritt, so sollte man annehmen, dass von dort her Bayaka-Karawanen zu den europäischen Factoreien gelangen; das ist aber nur selten der Fall, weil, wie bemerkt, Loangohändler die Vermittelung übernehmen und die Producte mit ihren eigenen Sclaven an die Küste schaffen. Die Concurrenz hat hier noch das früher allgemein übliche, im Loango- gebiet aber aufgegebene, sogenannte „Fiado“- oder „Trust“-System aufrecht erhalten; es besteht darin, dass man einem Schwarzen, einem Handelslingster, Zeuge und sonstige Tauschartikel anvertraut, mit denen er sich in Begleitung seiner Leute in das Innere begiebt, um die Producte der Eingeborenen zu erwerben. Hierbei passiren zuweilen die unglaublichsten Betrügereien. Beispielsweise kommt es vor, dass ein solcher Lingster einen schnellen Handel im Innern ab- schliesst, dann aber nicht etwa zu seinem Auftraggeber zurückkehrt, sondern die Producte bei einer ändern Factorei für seine Rechnung absetzt und mit den neu erhaltenen Tauschartikeln zum zweiten Male in’s Innere zieht; diese Procedur wiederholt er, wenn die Situation ihm günstig ist, mehrere Male und kehrt, nachdem er entsprechend oft denVerdienst in seine Tasche gesteckt, nach Monaten in das Haus zurück, welches ihm die ersten Waaren lieferte. An der Küste von Yumba bildet der elastische Gummi den ausschliesslichen Handelsartikel.. Das sinnlose Zerstören der Kautschukranke hat aber die Zufuhr in den letzten Jahren merkbar vermindert, und dies veranlasste einen unternehmenden Weissen, den Spanier Vincente Barcelo, weiter im Norden ein Vorschieben seiner Handels- Stationen gegen das Innere zu versuchen. Da ich auf die Küstenbevölkerung für meine Zwecke in keiner Weise rechnen durfte, so war an ein weiteres Fortkommen für mich nur zu denken, wenn Don Vincente mich unterstützte. Er war der originellste Mann der ganzen Küste zwischen Gabun und Loanda. Vom Schiffsjungen hatte er sich zum einflussreichen Händler heraufgearbeitet; er konnte weder lesen noch schreiben, hatte alle Zahlen seiner Geschäfte im Kopfe und hielt die nicht unbedeutende Menge seiner Beamten in strenger Zucht. Während ihm verbürgte Züge unerhörter Grausamkeit nacherzählt wurden, half er, von natürlicher Herzensgüte getrieben, Jedermann, der seiner Hülfe bedurfte. Ich suchte ihn auf, und obgleich ihm jedes tiefere Verständniss für meine Pläne abgieng, ergriff er die Gelegenheit, sie zu unterstützen, mit grösser Lebhaftigkeit und versprach freilich etwas mehr, als er halten konnte, hielt aber doch sein Wort weit besser, als es sonst in Africa gehalten wird.- Er theilte mir zum ersten Male Genaueres über den_Nyanga mit, der ein grösser Fluss sein sollte, auf den Karten aber nicht zu finden war. In Yumba hörte ich nun, dass dieser Strom etwa zehn Stunden nördlich davon in’s Meer münde, dass Vincente daselbst seine Hauptfactorei besitze, dass der Fluss anderthalb Tagereisen weit befahren werden könne, die Schiffahrt alsdann durch Katarakten unterbrochen werde, oberhalb derselben aber von Neuem den Canoes offen stehe. Am Fusse der Katarakten hatte Don Vincente die Handelsstelle
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