mosphäre, dass man glauben musste, die Zeit der kleinen Regen sei anticipirt worden, damit Ersatz für die vorjährige, regenlose Zeit geschafft werde; aber in der heissen Regenperiode zeigt der Himmel häufig das Blau seiner hochgespannten Wölbung, wahrend wir jetzt Nichts über uns sahen als eine dicke, niedrig hängende, horizontale Nebelschicht; nur zuweilen drang die Sonne durch dieses feuchte Grau, selbst eben so melancholisch entstellt, wie alles Uebrige, das sich nach ihrem Lichte sehnte. Die wogende See liess unser schlankes Fahrzeug alle ihre Bewegungen mitmachen; und da die Seekrankheit ihre Herrschaft im umgekehrten Verhältniss zum Tonnengehalt der Schiffe auszuüben scheint, so stellte sie sich nur zu bald ein, und ich bewunderte den Mann, für den dieser Schooner einst eine „Pleasure- yacht“ hatte sein können. Wegen der zu starken Abschwenkung vom Lande zum hohen Meere mussten wir am Abend des zehnten Anker werfen und langten am Vormittag des elften vor Yumba an, gerade einige Stunden zu spät. Eine neue Calema hatte eingesetzt, die Wogen rollten mit Macht gegen das Ufer an und brachen daselbst mit hochaufspritzendem Gischt donnernd zusammen. Vom Strande aus wurde ein Zeichen gegeben, dass das Landen unmöglich sei. Die Factoreien lagen auf Büchsenschussweite vor uns, dahinter in Dämpf und Nebel gehüllt die Küste; auf und ab, hin und her schwankte das Schiff, aber kein Nachen kam, uns zu befreien. Die Sonne sank, einer dunkeln Nacht folgte ein trüber Tag; er endete wie sein Vorgänger — hoffnungslos. So verrann die Zeit, während uns die Elemente gefangen festhielten. Achtundvierzig Stunden waren verflossen, als endlich ein mit Schwarzen bemanntes Canoe vom Strande abstiess, -glücklich die brechenden Wogen überwand und sich lang- seit des' Schooners legte. Wir berathschlagten, ob eine Landung versucht werden sollte. Die Möglichkeit, dass das Canoe dabei U m schlagen würde, war wol zu erwägen; die .damit verknüpfte Gefahr liegt weniger im Ertrinken, vor dem man sich selbst durch Schwimmen oder durch die bereite Hülfe der Eingeborenen retten kann, als in dem Zerschmettertwerden durch das von der Welle senkrecht aufgerichtete und dann zurückstürzende Fahrzeug; auf letztere Weise fordert die Calema ihre meisten Opfer. Der Capitän, ein ebenso braver wie wolwollender Mann, sagte, dass er zwar die Entscheidung der Frage in meine Hand geben wolle, dass aber, wenn ich die Landung versuchte, 6r mich begleiten würde. Gern nahm ich das hochherzige Anerbieten an, nicht aus übermässiger Lust an einem waghalsigen Unternehmen, sondern weil die Existenz der letzten Monate mich stumpf gemacht hatte. Nur für meine Instrumente und Tag-ebücher fürchtete ich noch, und diese wurden zurückgelassen. Capitan Anrath übernahm das Commando des Canoes, und mit den rollenden Wogen näherten wir uns dem Strande. Schwarze und Weisse standen daselbst in Scharen aufgepflanzt und winkten zur Umkehr, noch ehe wir in die eigentliche Brandungszone eingetreten waren. Denn von ihrem Standpuncte aus liess sich die Gefahr allein richtig bemessen. Wir die wir seewärts des tobenden, unheimlichen Wassergurteis schaukelten, sahen nur die sanft ansteigende Seite der Wellenberge und hatten keine sichere Schätzung für ihre Höhe; Jenen aber ist die schäumende Steilseite zugekehrt, die, hohler und hohler werdend den Massstab des drohenden Unheils liefert; sie können daher dem Canoe ein Zeichen geben, ob der rechte Moment gekommen ist oder.nicht. Die Calema hat nämlich die Eigenthümlichkeit periodischer Schwankungen, ihr brausendes Wüthen zeigt Tntermittenzen, indem einer Anzahl sehr hoher Wellen eine andere minder hoher zu folgen pflegt. Ist man glücklich genug, das Zeitintervall dieser letzteren richtig zu treffen und den Strand zu erreichen,. ehe die heftigere Penode em- setzt so hat man gewonnenes Spiel. Dazu gehört vor Allem, dass man die Neger gut in der Hand behält, damit diese nicht in dem Moment, wo der grösste Kraftaufwand verlangt wird, die Ruder fallen lassen und das Canoe dem Verderben preisgeben. Nun kam ein zweites Zeichen vom Lande, und wir versuchten zum zweiten Male. Mit drohendem Zuruf feuerte Capitän Anrath die Ruderer wahrend der entscheidenden Secunden an: Das Fahrzeug flog über die Schaumkämme hin, und die letzte Woge schleuderte es unversehrt auf den Sand; Schwarze stürzten uns entgegen, hoben uns aus dem Canoe und setztet! uns nieder, wo keine Welle den festen Boden mehr beSPDer unter dem Namen Yumba begriffene Küstenstrich muss als eine Grenzprovinz betrachtet werden, in welcher sich die Einflüsse der Loangoküste mit denen des Gabun vermischen. Die vorhandenen Handelsfactoreien verdanken ihren Ursprung der Kautschukproduc- tion des Hinterlandes. Das immer noch stark vorwiegenae, portugiesische Element wird bereits mit dem englisch-schottischen untersetzt. Die Vermittelung des Handels mit den Eingeborenen ist vornehmlich in den Händen unternehmender Loango-Lingsters, im Vergleich zu welchen die Gabunleute zurücktreten. Bei der ersten Betrachtung wollte mir das Yumba der Weissen, d. h. der Factoreiencomplex als das Stiefkind Loangos erscheinen; die äussere Erscheinung der dort wohnenden Europäer, ihr Auftreten unter einander, der Ausschluss « . 1 1 *•____________________________! —z .^ A -,i f - r * A n ü n
27f 32-1
To see the actual publication please follow the link above