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2. B E I S P I E L D IE Ä T H IO P I S C H -T E L L U R IS C H E A R C H IT E K T U R (Vgl. auch Tafeln 124—127) Ein erfter Blick über die reichhaltige Architektur Afrikas läßt jedenfalls nicht erkennen, welche Eigenarten diefer unendlichen Fülle etwa der äthiopifchen Kulturquelle ent- fpringen. Eis muß dem Laien überhaupt zunächft fo gut wie ausgefchloffen fcheinen, in die bunte Mannigfaltigkeit diefer Formen irgendeine Ordnung zu bringen — und zwar dies um fo mehr, als alle diefe kleinen und größeren Gebäulichkeiten zunächft unbedingt nur den Ausdruck „Hütte“ verdienen. Mit dem Wort „Hütte“ verbinden wir aber eine gewiffe Geringfehätzung. Der heutige Menfch Europas ¡¡piicht zwar gern von dem „Raum in der kleinften Hütte“, der für alles möglich Hochwertige genügen foll, er ift aber durchaus abgeneigt, diefer Hütte einen tieferen als nur einen „fehr“ platonifchen Wert beizumefTen. — Sehr mit Unrecht! Die afrikanifche Hütte ift eine Angelegenheit, die durchaus wert ift, eine vertiefte Betrachtung in Anfpruch zu nehmen. Ich dürfte wohl dazu berufen fein, hierüber zu urteilen. Denn ehe ich meine erfte Fahrt nach Afrika antrat, hatte ich fchon die meiften afrikanifchen „Bauftile“ durchgearbeitet und den größten Teil der in Frage kommenden Formen forgfältig zu ordnen nach Konftruktion und Verbreitung, fie nach Syftemen und Gegenfätzen zu fcheiden verfucht, um dann nachher in Afrika felbft fehr häufig über diefe mehr oder weniger gelungenen Verfuche zu — lächeln. Denn der Form nach war an diefen Schematen wohl wenig auszufetzen, um fo mehr aber dem Wefen nach. Vor allem (diefes habe ich erft, dann aber gründlich, eindringlich und häufig in Afrika erfahren): eine Hütte in Afrika ift etwas ganz anderes als eine Hütte in Europa, ebenfo wie lieh das ja mit dem Haus verhält. Dem Neger wie dem Europäer möchte ich heute für Afrika fagen: zeige mir, worin deine Wohnung befteht, und ich will dir fagen, wer du bift, —— ein Satz, der für Europäer in Europa iicherlich nur ganz außerordentlich bedingt anzuwenden ift. Für den Bewohner des zentralen Afrika ift die Behaufung nicht wie für den Europäer der natürliche und entfeheidende Aufenthaltsort. Der Europäer bringt den größten Teil des Tages und meift die ganze Nacht im Innern des künftlich gefchaffenen Raumes zu. Es gibt Millionen von Europäern unferer Breiten, die das Haus nur verlaffen, um den Weg zu einem ändern einzufchlagen, in dem fie ihre Arbeit verrichten, — andere Millionen, die nur des Marktes, eines Befuches, eines Abendfpazierganges oder zur Mahlzeiteinnahme das Haus verlaffen. Ja, fogar der Bauer fitzt foviel wie möglich in feinem recht fchwach ventilierten Haufe, und iicherlich kennt eine unendliche Menge von Europäern den direkten Verkehr mit der Natur eigentlich nur aus einem jährlichen mehr wöchentlichen Ferienausflug, — wogegen der größte Teil der Zentralafrikaner R E S T E D E S Ä T H IO P IS C H E N P F A H L B A U E S 1. Aus S ie rra Leona (mit Grundriss. DIAFE 1905). 2. Von F alemeleuten in Kayes (DIAFE 1907). 3. I n Bakel (DLAFE 1907). 4. Als Galla (Versammlungskammer) der Bamana in Beledugu (DIAFE 1907). 5. Von Sokotoleuten in Baro (DIAFE 1911). 6. Der Banzirisoldaten am Kongo (DIAFE 1905). 7. Als Männerplatz d e r Acholi am Nil (n. Kmunke). 8. Der Lufudibakete im südlichen Kassaigebiet (vgl. Tafel 124 ff. DIAFE 1906). 9. De r Babunda von Biembe im Kuilu-Kassaigebiet (Querschnitt DIAFE 1905). 10. Der Balori v on Eiolo am Kassai (DIAFE 1905)


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