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Natur. Ich fand dielen Bau in arg zerfallenem Zuftande vor. Er diente nur noch denVer- sammlungen einer der berühmten herberifchen Parteien. An fich ftellte er lediglich eine Vereinfachung des vorigen Typus dar. An Stelle zweier die Kammern trennenden Wände waren nur noch Säulen übrig gehliehen (a. d. Darftellung I u. II). Zwei der trennenden Wände waren noch vorhanden (III u. IV). Ein Einftieg beftand wohl früher, war aber zu einem toten Rauchabzug degeneriert. Ich habe zwilchen den Syrten und den Kanarien eine ganz erkleckliche Anzahl folcher Bauten kennen gelernt und bin (auch nach den Traditionen der Eingeborenen) zu der Überzeugung gekommen, daß wir es in ihnen mit einem älteren Typus der Haufungs- form und zwar einer befonders der Frau zukommenden Siedelungsform zu tun haben, aus deren Wefen wir ein gut Teil nordafrikanifcher und befonders mediterraner Architektur ahzuleiten wohl imftande lind. Denn mit den oben eharakterilierten Höhlenwohnungen, die ich ihrer Planlage gemäß als Kreuzkelleranlage bezeichne, vergleiche man nun die Aufnahme des Gehöftes V in Figuig. Der Längsfchnitt zeigt, daß das Gebäude urfprünglich in die Böfchung mit einem langen Gang, von oben her dazu mit einem „Einftieg“ hergeftellt war. Aus diefem Einftieg ging der „Arbeitshof“ hervor. Um den Arbeitshof find 4 fefte Säulen. Diele entfprechen dem I— IV der beiden unteren Pläne auf S. 82. D. h. alfo: diele halb unter- irdifche Bauweife ift in ihrem Innenteil auf eine urfprüngliche Kreuzkelleranlage zurückzuführen. Die Säulen find Refte der Mauern, die die vom Einftiegloch abgezweigten Kammern trennten. Damit aber ift eine ungezwungene Entwicklungsgefchichte für den Impluvialbau gegeben. Daß die alternde Oafenarchitektur nur noch wenige fo typifche Beifpiele wie Aufnahme V aus Figuig auf weift, ift ganz natürlich und findet im Zufammenfließen der vielen Gebäude, im ftändigen Über- und Durcheinanderfchieben einzelner Räume, im Überund Untereinanderfchichten die natürliche Erklärung (z.B. GehöftIV in Figuig). Diefer Urfprung aus den Kreuzkelleranlagen macht vor allem aber die dunklen Gänge (Tafeln 3 7, 39) verftändlich. Aber noch viel packendere Architekturbilder werden nun lebendig. Im füdöftlichen Tunis findet fich die als Matamata bekannt gewordene Architektur. Diefelbe verwendet im allgemeinen das Tonnengewölbe, das aus dem Often her Nordafrika eroberte. (Tonnengewölbe aus Luftziegeln find in Ägypten rückwärts bekannt bis minfetten» in die Zeit Ramfes II.) Die Textabbildungen S. 86 zeigen derartige Tonnengewölbe in einfacher und reihenmäßiger Lagerung. Dagegen zeigt die Textabbildung S. 87 ganze Gruppenformen, Hof- und Hochbauten. Der Grundriß macht nach allem Vorhergehenden die Erfcheinung deutlich. Hier ift die Grundidee des Einftiegloches (refp. einer natürlichen Spalte) das Entfcheidende. Nach den Seiten zweigen die Kammern ab. Der fo entftandene Wabenbau der Tiefe mit feinen Überiy. cClH.’Slf -o£r


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