ihren äußeren Ausdruck in der Zuchtwahl, in der Bildung der Horde auf abgegrenztem Raum, in dem fie wahlmäßig das Bedeutfamfte oben anftellt und damit Kaftén fchafft, ebenfo wie jene den Menfchen felbft dem Werk unterordnet, das zunftmäßig und geordnet ift und Stände hervorbringt. Das aber heißt — um jetzt mit befferer Überficht der Tatfachen zu dem Axiom des Anfanges zurückzukehren, daß die chthonifche Kultur dem Wurzelpol, die tellurifche aber dem Keimpol der Pflanze entfpricht und dementfprechend mit der Erde -f# man vergehe nicht, daß diefer III. Teil der Beziehung der Kultur zur Erde gewidmet ift — verbunden ift. Eine ernfte Überlegung muß fchon fagen, daß beide zufammengehören und nur in ihrer Gemeinfamkeit die Kultureinheit zu verkörpern vermögen. Chthonifch-hamitifche und tellurifch-äthiopifche Kultur find ohne einander nicht denkbar. — Wie aber dies? FRUCHTBARKEIT, BLÜTEN UND RHIZOME Es bedarf keiner befonderen Darlegung für die Selbftverftändlichkeit, daß chthonifch- matriarchalifch-materialiftifche und tellurifch-patriarchalifch-feelifche Kultur, jede für fich allein, ebenfowenig auf die Dauer lebensmöglich find, wie etwa Begriff und Idee, Phyfik und Metaphyfik, Wurzel und Keime. Die oben gegebene Befchreibung und Um- fchreibung erfolgt im Sinne der Entelechie. Das heißt: die beiden Formen haben ftets die Tendenz, der gegebenen Richtung anheimzufallen. Chthonifch und tellurifch find Bezeichnung von zwei Wefenheiten der Kultur, von denen jede ftets ein wenig von der ändern befitzt oder aus fich heraus harmonifch mitfchwingen läßt, wie es ja auch keine Frau und keinen Mann im abfoluten Sinne gibt. Jedem Mann lebt Weibliches, jeder Frau Männliches inne. — Aber hiervon abgefehen find beide Kulturen, als feft mit dem Boden verbundene, uns doch nur in ihrer elementaren Gegenfätzlichkeit verftändlich. Damit ift eine klar ausgefprochene Charakteriftik der beiden großen Früh- und Ur- kulturen Afrikas gewonnen: der telluhfch-patriarchalifch-äthiopifchen und der chtho- nifch-matriarchalifch-hamitifchen. Die Grundcharaktere find für beide nicht an die Zeit gebunden — wenigftens nicht an die Zeit in unferem Sinne. Sie können bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, können bis zur Schattenhaftigkeit vereinfacht werden. Sie leben aber unbeirrbar und unmodifizierbar. Nur daß ihr Leben in fpäterem Sein nicht mehr im Zurfchautragen exakt beibehaltener Formen befteht, fondera darin, wie fie anderes Kulturgut, d. h. die Implementa und Impedimenta anderer Kulturen, die wir uns gewöhnt haben als höhere zu bezeichnen, aufnehmen und fich zu e ig e n machen. (Siehe S. 51 und 64.) C H T H O N ISC H -H A M IT IS C H E K U L T U R SYM P T OM E IN D E R A R C H IT E K T U R 31. Das E rd b e tt — 82. Back en im Erdofen — 33. Erdgrubenspeicher Damit find wir an dem Punkt angelangt, einmal klarzuftellen, was in diefem Zu- fammenhang „höhere Kultur“ bedeutet. Oder fei dies noch fchärfer gegenübergefetzt: was von unferem Standpunkt einer höheren Kultur (als folche bezeichnet man doch wohl die derzeit europäifche) denn diefe „niederen Kulturen“ bedeuten? Mir foll diefe Gegenüberftellung zunächft nur dazu dienen, nochmals hervorzuheben, daß die beiden vorhergehenden Abfchnitte einmal die Entelechie eines Kräftefpiels (um mit Üxküll zu fprechen, das Planmäßige im ganzen Wefen der Kultur, das Paideuma), dann aber auch die Auswirkung ihrer Wefenheit in der für unfer Verftandesvermögen faßbaren fchlichteften, einfachften Form zu umfchreiben. Im Sinne der Entelechie ift es nicht angängig, von niederen oder höheren Kulturkräften zu fprechen, wohl aber ift es möglich, in deren Auswirkung einen Aufftieg fich immer komplizierter entwickelnder Formen zu erkennen. Im Kräfteplan entfpricht es den urfprünglichen hamitifchen (Kultur-)Formen Afrikas, wenn heute noch in der typifch hamitifch-chthonifchen Kulturform Europas (z. B. Frankreich) die Maid, wenn auch geiftig noch fo korrumpiert (demi-vierge), ein unverletztes Hymen mit in die Ehe bringt, und die Gefell- fchaft die gelegentlichen Seitenfprünge der verheirateten Frau natürlich findet; wenn der Mann mit der Markttafche morgens zum Einkauf geht; wenn das Gericht die fchöne Mörderin freifpricht; — oder umgekehrt, wenn in der tellurifch-meta- phyfifch fich aus wirkenden deutfchen Kultur das Fenfterln nicht abzufchaffen ift und Frauentreue wefentlich nur in größeren Städten leidet; wenn keine bleibende Parteibildung gelingt; wenn immer wieder aus dem mühfam nach weftlich fremdem Schema konftruierten Staat die Tatfache großartigen und naturgemäß vertieften Heimatgefühls durchbricht und als negative Seite ftaatliche Uneinigkeit zeigt. — Denn das Planmäßige der Grundlage wirkt fich durch alle Schichtungen, Differenzierungen und Höhen der Kultur, wenn auch, infolge des fich mehrenden Gemeinguts an materiellen Hilfsmitteln, dem Laien immer fchwerer erkennbar. E - Alfo im Sinne der Ente
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