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K L E IN A F R IK A N ISC H E B EW Ä S S E R U N G SA N L A G E N Einze lhe iten: Eingänge, Nischen, Steinlagerung. Gezeichnet v on G. Am en s (DIAFE 1914) nächften Teiles. So wie in diefem Teile und zumal in dem Abfchnitt über das Zeichnen das gegenfätzliche Phänomen der äthiopifchen Kultur vorweggenommen wurde, Io fpare ich mir zur Charakterilierung eines analogen Kontraftes einiges aus der hamitifchen Kultur für Gegenüberftellung im Nächftfolgenden auf. Dann wird fich das wieder zeigen, worauf ich am Ende des vorletzten Abfchnitts hin wies (S. 55), daß nämlich die Entelechie des Paideuma an allem Jungen — aus dem, was es etwa von außen, und wie es dies dann aufnimmt und zur Entfaltung bringt, ebenfogut und beffer abgelefen werden kann, als aus der fenil gewordenen, kümmerlichen, vertrockneten und unfruchtbar gewordenen Nachkommenfchaft der Urform. DIE SEELE DER STEINZEIT Schwer ift es für uns Nordländer, uns mit dem fchwermütigen und düftern Geilt der Länder des ewigen Steins zu befreunden, ihn zu faffen und fein bitteres Wefen uns als verftanden zu eigen zu machen. Hierfür möchte ich ein entfcheidendes Beifpiel geben. Die hamitifchen Bewohner der algerifchen Bergländer, die, wie wir oben fahen, zu- nächft mutterrechtlich lebten, die alfo doch eine Verehrung der Mutter pflegen follten? haben denn auch eine Reihe von Mythen, in denen eine „Urmutter der Welt“ fchöpfe- rifch wirkt, vgl. S. 57 ff., aber nun nicht etwa nur Gutes fchafft, fondem als echte Stud (böfesWeib, Hexe) alles Schlechte in die Welt bringt. Man höre: Im Anfang fprachen alle Steine, fprach alles Holz, fprach alles Waffer, fprach die Erde. Die erfte Mutter der Welt war aber fehr alt und fehr klug geworden. Sie war fo klug geworden, daß fie die Ameife nicht mehr fragte, fondern alles allein machte. Sie wurde die erfte Stud. Sie war die erfte und die größte Zauberin. Nach ihr aber wurden alle alten Kabylenfrauen Zauberinnen und find es bis heute. Als die erfte Mutter der Welt fo alt geworden war, gab es fchon viele Dörfer und Orte und eine große Zahl von Menfchen. Die erfte Mutter der Welt wollte die Menfchen aber trennen, denn je älter fie wurde, um fo böfer war fie. Die erfte Mutter der Welt hatte die Menfchen gelehrt, Feuer und Steine nach den Orten zu bringen. Wollte man Steine in das Dorf bringen, fo legte man einen großen Haufen zufammen, ftellte fich darauf und fagte: „Trage mich in das Dorf.“ Dann trug der Steinhaufen den, der obenauf ftand, in das Dorf und man hatte feine Steine dort, wo man fie haben wollte. Wollte eine Frau Feuerholz haben, fo ging fie in den Wald, legte eine große Laft Holz zufammen, ftellte fich auf die Laft und fagte: „Trage mich in das Dorf.“ Dann trug die Laft Holz die Frau in das Dorf, und fie hatte dann gleich alles daheim.


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