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Monatsfchrift des Kaplandes herausgab, die heute alfo für uns fo gut wie unzugänglich geworden find (Tafel 12 und 15). Die Bilder ftellen Gemälde dar. In diefem Falle find keine Gravierungen nachweisbar. Als Gemälde find lie polychrom. Des weiteren fei beachtet, daß es lieh um vollftändige Kompoiitionen und zwar um mehr als etwa nur Flächenfüllungen handelt. Die Gruppen zeigen ungeheuere Gefchicklichkeit und find frei von jedem Schematismus. Denn wenn auch auf dem unteren Bild der Tafel 12 ein klarer Rhythmus ausgefprochen ift (von den Krokodilmenfchen find 1, 3 und 5 mit, 2 und 4 ohne Keule abgebildet), fo find die Figuren doch durchaus locker gezeichnet, fchmiffig, ohne Konvention. Das Leben, das aus Bildern wie Tafel 12 oben und Tafel 1 3 unten fpricht, ift echt künftlerifch. Die fteife Zeremonialftellung der mythifchen Per- fonen auf Tafel 13 ift von klaffifcher Ruhe und demgegenüber Tafel 12 oben von — man möchte fagen — unübertrefflicher Beweglichkeit. Alles in allem genommen fteht die Kunft Südafrikas als naive und veriftifche derjenigen Nordafrikas gegenüber. Im Gegenfatz zu jener ift die Steinbildkunft der Nordafrikaner ftreng und zwar: die der Nordweftgegenden konventionell und blutlos, die der älteren Ägypter kleinlich, die der ägyptifchen Hochkultur voller Stilkraft — fo- weit letztere monumental, d. h. mit dem Stein- und Naturbild auch auf der Tempelwand fich ergeht. So ift es, als wolle diefe füdafrikanifche Bildkunft uns lehren, daß fie noch in uniere Zeit hineinlebe, während fie dort oben im Norden leblos aus der Vergangenheit, aus einer großen Vergangenheit, ftarre. Und dennoch gehört fie dem gleichen Boden an. Sie find afrikanifch! Wenn wir fíe vergleichen mit afiatifchen und ameri- kanifchen Parallelerfcheinungen, fo wird fofort klar, was afiatifch, was amerikanifch, .was afrikanifch ift. Da bedarf es gar keiner langen Erörterung. Hier fcheiden tiefe Wefenszüge zu beftimmter Umgrenzung. Saharifche, ägyptifche und füdafrikanifche Graphik und Malerei gehen aus folchem Vergleich aber nicht nur als afrikanifche, fon- dern auch als dem Alteuropäifchen Nächftverwandte hervor. Damit fteigt ein großes Problem auf, dem ich durchaus nicht aus dem Wege zu gehen gefonnen bin. Welche inneren Beziehungen find es/ die die bufchmännifche mit der faharifch-kleinafrikanifchen Flächenkunft verbinden? Auch die Bufchmannszeichnungen zeigen Züge der Umbildung. Es gibt folche, die nur als Umriffe in den Stein geätzt find, folche die nur in Umriffen gemalt, folche die in Umriffen gemalt und dann in zweiter Farbe flächengefüllt und viertens endlich folche, die a priori flächenmäßig ohne Konturierung angelegt find. Von dielen fcheinen die erften die älteften zu fein. Und gerade diefe find am weiteften nach Süden, zur Kap- fpitze vorgedrungen. Die Höchftentwickelten machen ihrer Verbreitung nach den Eindruck, nachgerückt zu fein/ Das bedeutet, daß die füdafrikanifchen Typen der Felsflächenbebilderung die gleichen Formen aufweifen, wie die europäifche Felszeichnung, D IE L A G E R U N G D E R H A M IT IS C H E N K U L T U R IN A FR IK A Zweiartenbildung u n d zwar: 19. V o rherrschaft d er Waffe, in ä lte re r Zeit (1) des Bogens, in jü n g e re r (2) des Speeres — 20. Lederne F rau e n tra c h t, in ä lte re r Zeit (1) Doppelschurz, in jü n g e re r (2) Lendenpagne — 21. Armabzeichen d e r J ä g e r u n d Krieger, in ä lterer Zeit (1) Tätowierung, in jü n g e re r (2) Armringe, zum a l aus Ste in und daß auch hier die in reiner Konturgravierung behandelten als die älteften, die poly- chrom-flächenhaft behandelten als die Letzten in der Reihe aufgetreten oder in das Land eingezogen find. Mit letzteren Worten ift der große Unterfchied gegenüber den europä- ifchen Felsbildner eien ausgefprochen. In Europa (Frankreich— Spanien) löfen fich die einzelnen Stilbildungen aus einem Wefen heraus umbildungsweife ab. Sie find bodenftändig -1— ohne daß ich dabei behaupten will, daß fie nicht einer von außenher erfolgten Befruchtung ihr Dafein verdanken. In Südafrika ift die Felszeichnerei aber eingewandert, fchon dem erften Anfchein nach von Norden her. Was aber heißt das? Schon oben wurde gefagt, daß die Felsbildnerei wie das Matriarchat (S. 41 ff.) der hami- tifchen Kultur angehören. Es wurde von diefer hamitifchen Kultur fchon allerhand gefprochen, hier nun foll ihre Beziehung zum Erdboden, ihre Ausbreitung und geo- graphifche Bewegung kurz skizziert werden. In Hinficht darauf muß zunächft die Einheit der hamitifchen Kultur, die natürlich auch in der Verbreitung zum Ausdruck kommt, betont werden (vergleiche Kärtchen 16— 18 S. 45). Die Gebiete, in denen die Frau die- Lederarbeit beforgt, in denen fie mit für Afrika primärem Material näht, das Zelt, die Hütte, die Wohnftätte baut, in der mit der Kalbspuppe gemolken wird, find im großen und ganzen die gleichen, wie ja die diefer Verbreitung zugehörigen Kultur- fymptome auch untereinander organifchen Zufammenhang zeigen. Faffen wir diefes Verbreitungsgebiet und das darauf fich abfpielende Bild der Kultur- fchickfale aber näher ins Auge, fo zeigt fich, daß bei aller äußeren Einheit doch eine Differenzierung fich nachweifen läßt, die lediglich durch entwicklungsmäßige Stufenfolge und Außenbeziehung erklärt werden kann. Hier möchte ich auf zwei Varianten diefer Art hinweifen. Zunächft eine Gliederung in eine jüngere und eine ältere hami- tifche Kultur (vergleiche Kärtchen 19— 21 oben). Da tritt z. B. zutage, daß die Vor- herrfchaft der Waffe im hamitifchen Kultur kreis mindeftens einmal gewechfelt hat. Im


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