Jede kartographilche UnterJuchung ergibt, daß das urfprüngliche, reine Matriarchat nur der hamitilchen Kultur und abgewandelt nur einer jüngeren gebrochenen Form der hifto- riTchen Schicht zugehört. Als Ausdruck dieles primären urwüchfigen Matriarchats betrachte ich auch die allegorifche Darftellung der Nabelichnur auf dem Felsbild von Tiut. Daß das Matriarchat aber nicht nur die gefchlecht- und charakterentfcheidende Grundlage der Kultur der Felsbilderzeit, fondern gleichzeitig aller hamitifchen Kultur, d. h. alfo, daß die Kultur Nordafrikas fchon in der Steinzeit eine hamitifche war, das foll im nächften Abfchnitt dargelegt werden. WEGSICKERUNG UND GRENZEN DER HAMIT IS CH EN KULTUR (Hierzu Tafel 9— 12) Oben fetzte ich fchon auseinander, wie alles dafür fpricht, daß der ägyptifche Ammon aus dem Weften ftammt, feinen Weg über Siva erft in hiftorifcher Zeit genommen hat und fo ein Wahrzeichen der in jungpaläolithifcher Zeit aufkeimenden und fich mit feinem Schwergewicht nach Often wendenden Kultur geworden ift. Als ältere Bewegung gleicher Art konnte das Wesen des Gottes Min gelten. Daß folche Bewegungen fich rhythmifch vollzogen, fich von Weften nach Often fortfetzten und vor allem im Niltal, in der Niloafe Haftung fanden, dafür gibt es noch eine Reihe von Belegen. Ältere Felsbilder in Ägypten hat befonders der forgfältige Schweinfurth befchrieben. Über die Belebung des Steines und die Umbildung der felligen Umwelt Ägyptens durch Petrographik find nicht viel Worte zu verlieren. Aber erftaunlich und für Beurteilung beftimmter Fragen nicht aus dem Auge zu verlieren ift es, daß fogar das fpäte Philae (Tafel 10) noch Tempel wände zeigt, die in ihrer Behandlung durch Steinzeichnungen technifch in griechifcher Zeit das wiederholen, was in Kleinafrika feit langem erlofchen war. Denn in früher Zeit ift das alte Felszeichnen in Nordweftafrika erftorben. Das ift daraus zu erfehen, daß die Kunft des Verismus in der Steingraphik von zwei anderen Perioden abgelöft wurde. Vielfach finden fich über den in dicken Kehllinien ausgeführten Bildern der alten Zeit jüngere eingearbeitet, unter denen zwei Schichten unterfchieden werden müffen, eine, die dem alten paläolithifchem Stil gegenüber als mittlere, und eine, die als jüngere bezeichnet werden mag. Die Petrographik der mittleren Periode zeichnet fich durch fymbolifche Zeichen aus. In Kopflinien (nur feiten in dann wenig gut nachgezogenen Rinnen) find kümmerliche Tierfiguren in Balkenführung klein dargeftellt. Es überwiegen dagegen einmal ftilifierte Figuren und hierunter Rad, Svaftika und Wagen (?) ufw., dann aber berberifche Schriftzeichen. Die jün ge re Petrographik ift dagegen D IE L A G E R U N G D E R H A M IT IS C H E N K U L T U R IN A FR IK A 16. Die Herstellung u n d Ve rwendung v on Lede r durch die F rau — 17. Bau des ZolteB u nd der H ü tte d u rc h die F ra u — 18. Das Verfahren, die Kuh, deren K a lb gestorben ist, zur Milchabgabe d a d u rc h zu bewegen, daß m an ih r eine aus dem F e ll des Kalbes gefertigte Puppe v o rh ä lt wieder etwas mehr flächenhaft gehalten, zeigt fchon das Kamel und Reiter mit Fahnen ufw. Vom reineren alten paläolithifchenTyp bis zum jungen hiftorifchen ift eine rhythmifch auftretende Dekadenz bemerkbar. Je fchwächer die Patina, defto fchlechter die Darftellung. Monumentale Bedeutung hat keine der zwei jungen Felszeichnungsperioden aufzuweifen. Dies in großen Zügen die Gefchichte der Felszeichnung in Kleinafrika und in der Sahara. Für Afrika erfchöpft lieh mit diefem Hinweis auf Ägypten und jüngere Formen im Nordweften die Frage der Felsbildnerei aber nicht. Einmal nämlich haben wir ein Durchfickern diefer Kulturvorgänge bis in den weltlichen Sudan, in die Niger-Senegalländer ins Auge zu fallen, dann aber eine auf der Oftfeite fich bemerklich machende Verfchiebung bis nach Südafrika hinab. Die Sudanifchen Felsbilder (Tafel 11) haben nichts von der Monumentalität der Wüften- felsbilder. Zur Reifezeit werden hier junge Burfchen unter überhängenden Felfen zu einem Leben in Zurückgezogenheit beftimmt. In den Wänden der überhängenden Felfen find allerhand weiß umrandete, fonft in braunroter Farbe ausgeführte offenbar ftilifierte Bildchen aufgeführt. • Einige Zeichen erinnern an Eidechfen, FrÖfche und Menfchen etc. Andere werden von den Eingeborenen als Ledertafchen, „wie die der Moffi“ ausgelegt. Letzte Refte! Die Burfchen aber haben in ihrer Zurückgezogenheit die Aufgabe, die Figuren neu auszumalen. In welch wunderlichen Formen äußern fich die Erinnerungen an große mytho- logifche Auffaffungen! Wie kümmerlich diefer Widerfchein althamitifcher Kunft im äthiopifchen Spiegel! Ganz unzweifelhaft großartiger find dagegen die Zeichnereien auf den Felfen in den dem faharifchen Klima fo nahekommenden füdafrikanifchen Wüftengebieten. Hier werden einige Bilder wiedergegeben, die der alte Orpen im Jahre 1874 in einer
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