Tollen, aus dem es gemacht ift. Wenn es dir recht ift, geben wir dir GerTte für die Schafe. “ So kauften alle Menfchen von der erften Mutter der Welt Schafe gegen Gerfte. Alle Menfchen kauften in Zukunft, was die anderen Befferes machten, gegen das, woraus es bereitet war. Denn Geld gab es noch nicht. So kamen die Schafe zu den Menfchen, und die Menfchen konnten ihre Feite feiern. Der erfte Widder, den die Mutter der Welt gebildet hatte, ift nicht wie andere Tiere geftorben. Er lief eines Tages hoch in das Gebirge, fo hoch, daß er mit feinem Kopfe gegen die auf- fteigende Sonne ftieß. Die Sonne haftete an ihm, und fo wandert er von da an mit ihr. Es gab früher auch ein Bild des Widders, das war oberhalb von Häithar. Davor war ein Menfch zu fehen, der wie die ändern Menfchen nach der rechten Zeit für Saat und Ernte fragte. Diefes Bild ift aber nur noch in wenigen Stücken zu fehen; denn als der große Froft über die Erde kam, zerftörte er nicht nur die Mutter der Welt, fondern auch Felfen. Und in jedem Jahre zerftört die Kälte ein wenig von dem Bilde des erften Widders.......... Der Schluß der Legende hat hier, alTo bei Völkern, die die Felsbilder der Sahara und des Sahara-Atlas n ic h t kennen, eine deutliche Erinnerung an längft vergangene Zeiten erhalten. Ganz klar ift hier ausgefprochen, daß die Scheibe auf dem Kopfe des Widders die Sonne ift, daß der Menfch, der vor dem Widderbild fteht, nach der rechten Zeit für Saat und Ernte fragt, daß die Entftehung dieser Kultur zufammenhängt mit dem Landbau (Bildung aus Mehl) und mit der Gliederung der Jahreszeiten durch Fefte. Ein Sonnengott der Steinzeit! Dazu ift es nun hier am Platze, darauf hinzu weifen, daß die hamitifche K u ltu r (liehe den nächften Abfchnitt!) überall Refte alten Sonnen- dienftes zeigt. Die äthiopifche Kultur (liehe Abteilung II) fcheint dagegen ftets eine Bevorzugung des Mondkultus befeffen zu haben. Und hier in Nordweftafüka finden wir die älteften Spuren des hamitifchen Sonnendienftes. Aus der Steinzeit! Bekanntlich fpielt der Jupiter Ammon mit dem Widderkopf auch im alten Ägypten eine große Rolle. Ammon tritt in Ägypten felbft verhältnismäßig fpät auf. In der Oafe Siva, wo ihm Alexander der Große tiefe Verehrung zollte, fcheint er älter. Diefe Oafe liegt in der Libyfchen Wüfte, alfo auf dem Wege aus Nordweftafrika. Hier ift alfo ein klarer Hinweis dafür, daß Ägypten einen Teil feines alten Kulturreichtums dem Weiten verdankt. Hier klingt der Pendelfchlag Weft-Oft der älteren mediterranen Kulturbewegung nach. (Siehe oben S. 9, 10.) Aber Ägypten hat außer Ammon einen noch älteren Gott, der wie jener mit dem Symbol des Widders ausgeftattet wurde, den Gott Min. Da fei es mir geftattet, einige Nachrichten wiederzugeben, die ich auf der letzten Reise in die Sahara-Atlas-Lande aufzeichnen konnte. Zweimal traf ich auf vorislamifche, heute verpönte und nur noch in Zauberfprüchen erhaltene Namen für Gott, einmal in der Kabylie und einmal bei den Berbern nahe Figuig in Marokko. Der Name lautete beide Male: Min. Früher fchon habe ich mich über die Bedeutung des widderköpfigen Sonnengottes in Afrika (Und Afrika fprach, Bd. IS. 24g und 246 ff.) ausgefprochen. Was damals als Vermutung vorgebracht wurde, fand während der letzten Reise reiche Bestätigung; aus der Steinzeit Nordwestafrikas wuchtet gewaltige Naturkraft, hohes Kulturwefen, mächtiges Kulturleben nach Osten und Süden herüber. Hier blüht eine Kunft für lieh, Geftalten undBilder, in deren Mitte diegroßartige Geftaltdes Widder-Sonnengottes ihre bedeutungsvolle Stelle einnimmt. Heute aus diefer Wüfte, aus felfiger Einfamkeit! Damals aber über wohlbewaldeten Bachtälem. DAS HAMITISCHE MUTTERRECHT (Hierzu Titelvignette) Dem Wefen der hamitifchen Kultur - um den einmal gefallenen Namen nicht wieder aus dem Auge zu verfiereigSSkommen wir mit einem weiteren Felsbilde Nordoftafrikas näher, das als Vignette an die Spitze diefes Teiles gefetzt wurde (S. 23). Die Felsbilder von Tiut find durch das mehrfache Vorkommen menfehheher Figuren ausgezeichnet, Tiere find häufig. Beide ftehen z. T., fo auch auf dem hier Wiedergegebenen, in kom- pofitioneller Beziehung. Das Bild zeigt, von links nach rechts: zuerft eine menfchliche Figur mit erhobenen Händen; zum zweiten ein kleines Rind, zum dritten eine bogenfehießende menfchliche Figur, zum vierten ein katzenartiges Tier, zum fünften einen Strauß. Die linke Menfchen- figur hat andere Proportionen als die rechte. Die fchlanke rechte Geftalt müßte als Mann, die linke üppige, zumal in der Lendengegend umfangreich dargeftellte Figur als Weib in Anfpruch genommen werden. Auch die von den Ellbogen hochgezogenen Doppellinien, die kaum etwas anderes als einen Schmuck oder Schmuckgehänge bedeuten können, Tprechen für das Weib. Das ganze Bild ift von links nach rechts gerichtet. Das heißt: Das Weib ift zwar en face mit der Vorderfeite dem Befchauer zugewendet, der Mann und die drei Tiere find aber nach rechts gewandt, und zwar befindet lieh der Mann offenbar auf der Straußenjagd, auf der ihn das katzenartige Tier begleitet. Das katzenartige Tier erinnert an eine Berberfage, wonach die Berber früher Panther abgerichtet und mit auf die Jagd genommen hätten. Nur wird es fich hierin kaum um einen Panther, fondern um den heute wohl in diefen Ländern ausgeftorbenen Jagdgepard gehandelt haben. E - Alfo der Mann zieht mit feinem Jagdgepard nach rechts auf die Straußenjagd und läßt das Rind mit dem nach vorne blickenden Weib hinter fich.
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