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Saat vom atlantirchen Ozean her erweckt; fie traf zum mindeften auf eine andere Kulturwelle, die norderythräifche. Aher noch mehr. In der Gelbgußkunft der Yoruba fpielt die Spiralornamentik, hervorgegangen‘ aus dem Wachsgußverfahren und des in feine Windungen gelegten dünnen Wachsfadens eine große Rolle. Die Erzeugmffe diefer Kunft entfprechen genau jenen der mykenifchen Periode und den entfprechenden Funden aus Troja ufw. Nun zeigt fich gleiche Technik und Detaillierung auch verbreitungsgemäß vorftoßend bis-zur atlantifchen Külte Weftafrikas und zwar wieder im heutigen Yorubaland. Auch die kleinen Rofetten des Olokun-Pofeidonkopffchmuckes Tafel 148 verraten folche Beziehung und damit: daß die a tlantifche Kunft in der Uphasperiode n icht nur mit der n ord e ry thrä ifchen , fondern auch m it der fy r tifch en K u ltu r in V e r bindung ftand. In der Uphasperiode ftießen alfo fchon,um damit auf das zurückzugreifen, was im erften Teile von der früheren Kulturdurchdringung Afrikas gefagt wurde, im atlantifchen Kulturgebiet die alten Kulturen aus euraKatifch-mediterranen Quellen, alfo aus mindeftens drei Richtungen zufammen. Das heißt: die atlantifche Kunft Weftafrikas ift ein Gefüge hoher Kultur, ift klaffifche Kunft und hat nichts zu tun mit einer primitiven Negerkunft. DAS AUSLEBEN DER ATLANTISCHEN KUNST ‘ (Hierzu Tafeln 149; 151—1 7 1 ; 18g—-195) Diefe klaffiTche Kunft des atlantifchen Afrika ift feit ihrer Entftehung nicht ausgeftorben. Damit fteht fie im Gegenfatz zur ganzen übrigen europäifchen oder mediterranen Kunft des Altertums. Der europäifche Grieche hat keinerlei lebendige Erbfchaft aus Altem aufzuweifen - trotz Lord Byron! Über Italien zog die Renaiffance die jüngere Kulturhülle. Altägypten verfchied unter Arabifchem. Das Weiterleben der atlantifchen Kultur ward aber nie durch ein Sterben abgefchnitten. Sie lebt heute noch, wenn auch in den letzten Zügen atmend. Als die mittelalterlichen Entdecker Weftafrikas in den Golf von Guinea einliefen, fanden fie in derKüftenftadt des Yorubalandes, in Benin, deffen Herrfcher aus Ufa-Ife ftammten, allorbanrl Gelbgüffe. Lange blieb dann Benin halb vergeben, halb abgefchloffen. Am Ende des vorigen Jahrhunderts eroberten die Engländer Benin und entdeckten die Gelb- güfle. Ein gewaltiges Hallo erfchallte. Eine große Kunft in Weftafrika! Man iah zu- nächft nicht, was hier vorgegangen war, daß nämlich die Portugiefen und Holländer, dem Begehren der Eingeborenen entfprechend, große Mengen von Gelbgußmaterial in das Land gebracht hatten, um dafür Sklaven einzutaufchen und daß dadurch die an DAS OHR ALS B E L E G D ER N A TUR B EOBA CH TU NG UND U R S P R Ü N G L IC H K E IT Die Ohren eines Gelbgußkopfes (des Olokun) u n d eines Terrakottakopfes (der Mia) ausgegraben in Ife. Aus dem ersten Jah rta u s en d v. Chr. Gez. v on H. Hagler DAS OHR ALS B E L E G DES FO R T G E S E T Z T E N K O P IE R E N S O H N E N ATUR - B EO B A C H TU N G , DES VERFAL LS IN DAS SCHEMA UND D E R FO RM V E R Ö D U N G Nach mitte la lte rlichen Gelbgüssen aus Benin u n d S tü ck en in den Museen in Cambridge, London, B erlin u n d S tu ttg a rt. Gez. vo n H. Hagler ¡ÜB


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