S T E IN A R B E IT E N AUS D EM A L T E N IP E L in k s eine u n b en a n n te F ig u r m it S te inhocker (h in te r der Figur) u n d Steinschale (davor); re ch ts die F ig u r des Idena, 0. Arriens deL (DIAFE 1910) Stirnfchmuck und Abbildung von Augen, Ohren und Mund, wohl meift als Speifezufuhr- öffnungen auf Gräber gefetzt. Dazu allerhand Steingerät. Mit weit ausladendem Henkel verfehene Seffel (vgl. Textfig. oben links hinter der linken Figur); fteinerne Monolithen, Elfenbeinzähnen nachgebildet, menfchhche Figuren; Steinkaften mit Krokodilen als Verzierungen; fteinerne Krokodile und dergl. mehr. Dazu bedenke man: diefe Steinarbeiten nicht etwa aus irgend welchem leicht bearbeitbaren Sand- oder gar Seifenftein. Bevorzugt wurde offenbar Quarz. Der fchöne Henkel Qder Griff Textabbildung S. 175; ferner Krokodile, Käften und Figuren beftehen aus hartem Quarz. Allein das, was in wenigen Tagen gefunden wurde, bedeutet ein umfangreiches Material an Steinarbeit, das aus eigener Kraft herzuftellen den heutigen Bewohnern diefes Landes ganz unmöglich gewefen wäre. Leicht läßt lieh erkennen, daß alles dies aber nicht importiertes Gut ift. Diefe Krokodile, diefe Seffel, diefe Elefantenzahnftelen find Inventar einer weftafrikanifchen Kultur. Hier haben nicht etwa fremde Kolonifatoren eine Zeitlang gelebt, etwas aufgebaut und dann zurückgelaffen. Das alles ift nicht fremd, fondern es ift nur als Anregung aus der Fremde gekommen, ift heimifch geworden, hat eigene Formen, eigenen Stil gewonnen. Hier ift etwas vor fich gegangen, was jungeuropäifche Kultur noch nicht erreichte. Unfere Kultur bringt dorthin ebenfalls religiöfe Lehre und Arbeitsideen, Bauweifen und Möbel, Technik und technifche Produkte. Aber alles bleibt dem Paideuma des Landes fremd, es ift wie ein Mantel, der einem Körper umgelegt ift und der, vom erften Sturm weggeweht, den Körper unverändert zutage treten läßt. U n f e r e Kolonialkulturen find au - geklebt, aber nicht einmal wie Holz auf Holz, fondern wie Papier auf Stern, und ein wahres Weltgewitter wird den Fetzen fortblafen wie die Spreu von der Tenne. Diefe atlantifche Kultur ift auf atlantifchem Boden gewachfen. Oben fchilderte ich die durchaus bodenftändig in diefem Lande geformte templare Religion, die Architektur der Yoruba. Hier nun dazu das Steininventar, unter dem fich Stücke wie m Textabbildung S. 166 finden, die an Strenge und Gewachfenheit nichts zu wünfehen übrig laffen. Vor allem gehören aber nun in dieien Zufammenhang die von mir gefundenen Köpfe in Terrakotta und Meffing (Tafel 142 148.) Das erfte, was an diefen Terrakotten auffallen muß, ift der perfönliche Ausdruck der jeden einzelnen Kopf auszeichnet. Die individuelle Ausprägung des einzelnen geht aber nicht etwa fo weit, daß fie den gemeinfamen Charakter aller Köpfe in Frage zöge. Sowohl als Perfönlichkeiten wie in ihrer Stileinheit find diefe Köpfe der atlantifchen Kultur bedeutender als etwa die mediterranen Masken. Diefe letzteren'machen m gewiffem Sinne den Eindruck des Zufammengewürfelten, der Herkunft aus mehreren Quellen. Die atlantifchen Köpfe find durchaus Porträts. Man vergleiche die Tafel 145 mit Tafel 14a, 144 mit 145. G e w i ß haben wir verfchiedene Typen, vielleicht Stamme vor uns, wie das fchon aus der Tätowierung und der Haartracht hervorgeht. Aber das menfeh- lich Perfönliche leidet nicht hierunter. Noch kein Kenner mittelalterlicher oder klaffi- fcher, heimlicher oder exotifcher Kunft, auch noch kein Bildhauer alter oder neuer Schule hatvon diefen Köpfen etwas anderesgeiagt, als daß fieBelege einer unerhört hohenPortrait- kunft feien. Sehr eigenartig ift an ihnen die Behandlung der Hautflächen des Geflehtes (Tafel 142,143,148). WasbedeutendiefelangerifeinenparallellimgenEmfchnitte? Sindes Tätowierungsfchnitte wie auf Tafel 144 über den Augen, aufTafeli45 im Mundwinkel? Gerade die femeren unter den Köpfen, die vornehmen Typen find fo gezeichnet. Ich habe ähnlich verkratzte Köpfe unter den Lebenden des Benuegebietes getroffen, und der aus dem Sudan flammende, bis zum Kongo und Kuango vorgedrungene Völkerblock der Bateke, der Menfchen aus der nördlichen Steppe, hatte ebenfalls ähnliche Tätowierung. Aus folchen Vorbildern mag diefe Linienführung hervorgegangen fein und fich dann zu einer technifch raffinierten Flächenbehandlung herausentwickelt haben. Eine wichtige Frage ift, ob diefe Köpfe irgendeine Auskunft geben über das Volk und die Raffe, der fie angehören. Ein Gegenfatz bietet die Antwort. Die Köpfe Tafel 142 -145 und 150 ftehen dem Kopf 146 ichroff gegenüber. Es find die Gelichter eines Herrenvolkes gegenüber einem niedrigen, konventionell dargeftellten Negervolk. Dem Neger vermochten diefe Künftler keine Perfönlichkeit abzugewinnen oder wollten es auch gar nicht. Hier wiederholt fich das im vorigen Abfchnitt über kleinafrikanifche Plafttk Ge
27f 124
To see the actual publication please follow the link above