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Fahrten des Phöniziers Chiram Silber ausTarfis und Gold ausUphas mitbrachten. Wenn dazu in dreijähriger Fahrt nun auch noch Negerfklaven an Bord genommen wurden, To ftammten diefe entfprechend der heutigen Verbreitung der Masken aus dem Bufen von Guinea. —- Daß aber folche Schiffahrt und Völkerkenntnis um die Mitte der letzten vorchriftlichen Jahrhunderte fchon feit langem fo gut wie ausgeftorben war, das läßt fich aus der Tatfache entnehmen, daß nur noch ein Modell für diefe Negerdarftellung übrig geblieben zu fein fcheint, ein Klifchee. Die perfönliche Bekanntfchaft des lebendigen Vorbilds gehörte um diefen Zeitpunkt fchon der Vergangenheit an. — F.in Gegen- ftück zu dem Kopf Tafel 141 werden wir im übernächften Abfchnitt kennen lernen. DIE TIEFE MEDITERRANER RELIEFKUNST Im vorigen Abfchnitt wies ich auf die kulturelle Beziehung, die zwifchen Südfrankreich und den Nigerländern beftanden haben muß, die beifpielsweife in den Nafen-Ohren- Schnitten der Tätowierung einen Ausdruck findet und deren Zeugniffe auf europäifchem Boden bis in das Neolithikum zurückreichen. Zwifchen dem Nigergebiet und Südeuropa klafft eine Lücke. Von Norden nach Süden ift das Kulturfymptom, das uns befchäftigt hat, nach Innerafrika gelangt. Der Wanderzug durchbrach die afrikanifch-hamitifche Kulturflut und drang bis ins Volta- und Benuegebiet vor. Im Rücken diefer Front rannen die afrikanifch-hamitifchen Bewegungen wieder zufammen und spülten die Verbindungen hinweg. Wir kennen diefe Erfcheinungen fehr gut. Im Atlas Afrikanus Heft 2 Karte 11 habe ich mehrere Erfcheinungen folcher Art kartographifch dargeftellt: Verbreitung des Reisbaues, der feinen Ledertechnik, des Lehmbankbetts etc. Auch das Kafulagewand, Haustiere, Mythenftoffe etc. haben in ihrer Verbreitung nach Süden ähnliche Abnabelungen, d. h. Abfchnürung ihrer Verbindung mit dem nördlichen Quelland erfahren. Die Sahara ftellt auch in kultureller Hinßcht ein Gebiet des Ausfterbens dar. Eine Frage von außerordentlicher Bedeutung für die Gefchichte der Kultur nicht in Afrika, fondern vor allem auch in Europa ift es nun, wie weit zurück fich folche Beziehung verfolgen läßt und ob fich vielleicht noch für die Zeit vor dem Neolithikum folche (im afrikanifch-hamitifchen Gebiet unterbrochenen) Beziehungen zwifchen dem afrikanifchen Sudan und dem europäifchen Südweften nach weifen laffen. Ich glaube, die Frage bejahen zu können. In den beifolgenden Textabbildungen (S. 165) habe ich eine Reliefdarftellung aus Lauffel in der Dordogne, die aus dem Jungpaläolithikum ftammt, (in der Auffaffung Schieffer- •deckers) einigen Darftellungen aus dem Berglande der Tombo-Habe im Nigerbogen gegenübergeftellt. Solche offenbar die Begattung darftellenden Reliefs fand ich hier wie 1 Relief aus dem Abri v on Laussel. Ju n g p a läo lith ik um S üdfrankreichs in der A uffassung P rof. S ch ie fe rd e ck e rs in Bonn. ^ 2—4 Reliefs vom P riestergebäude in Kani Kombole (Taf.77), Tombo Habe im Nigerbogen. Ganz gleiche Da rstellungen wnrden im n ö rd lich e n Mossigebiet beobachtet. Nach Skizzen v on F ritz Nansen u n d L. Frobexuus (D IAFE1908). Gez. v on H. H agler bei den nördlichen, den Habe-Tombe benachbarten Moffi häufiger. Sie waren an den Lehm wänden der Tempel und Speicher angebracht, und der naiv keufche Sinn diefer Völker erblickt in ihnen die auch in der Vereinigung von Himmel und Erde verkörperte Befruchtung. Der Unterfchied der Reliefs von Lauffel und Kani Kombole etc. befteht hauptiächlich darin, daß bei erfterem das Weib, bei letzterem der Mann oben abgebildet ift. Diefem Unterfchied gegenüber tritt das Übereinftimmende mit überrafchender Klarheit hervor. Die Übereinftimmung geht aus von einer augenfcheinlich gleichen Stellung des Paares in der Begattung, vertieft fich in einer bis auf eine Umkehrung der Gefchlechter gleichen Auffaffung und Darftellung diefer (uns unverftändhchen, in Afrika aber heute noch nachweislich geübten) Politur und gipfelt in feinen Einzelheiten, wie z. B. in der Bildung des männlichen Kinnbartes, der hier wie dort zwei Spitzen zeigt. Nun heißt es ein durchaus charakteriftifches Merkmal in der fymbolifch ornamentalen Kunft des primitiven Sudan ins Auge faffen. Sehr häufig werden zwei der hölzernen Stützen, oft die Portalpfeiler des Haufes mit Ornamenten geziert, die links ein weibliches, rechts ein männliches Menfchlein oder diefem charakteriftifche Zeichen zur Darftellung bringen. Statt deffen fand ich dreimal, nämlich bei primitiven Mande (Traore), bei Gur- mankobe und am oberen Senegal eine fkizzenhafte Darftellung des gleichen Vorganges, oKcn wiprlpriypirebenfin Rildern aus dem Junvoaläolithikum und der Kunft im


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