DIE TIEFE DER KLEINAFRIKANISCHEN PLASTIK (Hierzu die T a fe ln 138— 141) Aus Kleinafrika wurden als Zeugen wirklich alter Plaftik bislang nur die „Eulenköpfe“ bekannt, ovaloide, fpitz zulaufende Steimnonumente, in deren Oberteil durch einfachen Einfchliff Gefichtszüge eingefchnitten waren. Alter und Verbreitung find vollkommen unbekannt. Sicherlich entftammen fie einer vorgefchichtlichen Zeit und find fomit als Belege einer früheren Bekanntfchaft mit der Plaftik hochwichtig. Im übrigen ift die hamitifche Kulturzone Afrikas fo gut wie bar aller Plaftik. Das gilt für die Berber Nordafrikas ebenfo wie für die Bifcharin, Somali, Mafiai oder Hottentotten. Und der Bufchmann, der fo wundervolle Felsbilder malte, hat uns nicht ein einziges Stück Plaftik gegeben. Wo Plaftik in hamitifchen Kulturgebieten vorkommt, ift fie Fremdgut. Fremdgut ift auch die ältefte Plaftik, die auf kleinafrikanifchem Boden bekannt ift. Sie gilt als karthagifch. Hier bilde ich unter Tafel 158-8141 Beifpiele ab, die von den Fachleuten als karthagifch bezeichnet und dem 6.— 5. vorchriftlichen Jahrhundert zu- gefchrieben werden. Es find Terrakottamasken aus den Ruinen Karthagos. Ganz ähnliche offenbar aus gleicher Schule wenn nicht Werkftätte ftammende und auf Sardinien ausgegrabene Stücke hegen in Cagliari. Bruchftücke ähnlicher Werke fah ich in alge- rifchen und tunefifchen Privatfammlungen. Sie müffen als Grabbeigabe ziemlich verbreitet gewefen fein. Und dennoch konnte ich nichts Genaueres über die Fundumftände lagen. Sogar die Berichte der weißen Väter von Karthago geben nichts endgültig Auf- fchließendes. Jedenfalls tauchen diele Stücke auf afrikanifchem Boden unvorbereitet auf — und verfchwinden ebenfo unmerklich. Diefe Terrakottamasken find auf afrikanifchem Boden Fremdlinge, Zugezogene. Wir lormcn die Heimat dieler Kunft. Sie lebte um das VH. Jahrhundert im ägäischen Kulturkreis und analoge Formen wurden auf den Infein wie auf dem Feftlande aufgefunden. Sie gehören in eine Welle der Periode hervorragender Töpferkunlt, einer Meifterfchaft im Tonbrande, die Ägypten und das ganze Mittelmeer mit Ware verforgte. Diefe Welle trug aber nicht nur Ware, fondern auch Anregung. Die wundervollen Köpfe von Elche in Spanien gehören in den gleichen Kreis. Das bedeutet eine Formwelt von Kleinafien bis zu den Säulen des Herakles, — eine Formwelt, eine Wefenseinheit, einen Kulturkreis. Auf italienifchem Boden letzt diefe Periode mit Altetruskifchem ein. Auch hier wieder erfcheinen Terrakottamasken, die auf deutfchem Boden der Limes bot. Der Beginn folcher Gefichtsplaltik mag mit ägyptifchen Mumienverhüllungen und mykenifchen Totenmasken beginnen und mit der römifchen Schaufpielerlarve ihr klaffifches Ende haben. In ihrer Terrakottavariante umfaßt fie aber kürzeren Zeitraum. Gerade als folche intereffiert fie uns. Unter den Terrakottamasken vom kleinafrikanifchen Boden wählte ich hier diejenigen Typen aus, die den Lebensraum diefer alten Koloniften charakterisieren. Der Kopf Tafel 158 ift in feiner Faffung der Haare ägyptisierend, derjenige Tafel 159 hellenifierend. Andere Masken ähnlicher Art zeigen noch ftärker als diefe beiden das merkwürdige Faltenfpiel des Lächelns um die Mundwinkel. Die Gruppe diefer Masken weift unbedingt nach dem ältlichen Mittelmeer als Urheimat, und wir werden daran erinnert, daß die phönizifch karthagifche Kultur eine weftafiatifch-femitifche Variante des ägä- ifchen Kulturkreifes ift, daß diefe weltliche Infel- und Küftenwelt der Ausgangspunkt einer Kauffahrtei ift, die Töpfergefchirr und den Gedanken keramifcher Kunftfertigkeit E P I G O N E N K U N S T D E R A T L A N T I S C H E N K U L T U R IN Y O R U B A S chalen u n d Koffer des Ifadienstes. C. Arriens del. (DIAFE 1910)
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