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Kulturkreifes bedeutete, wie jener im perlifchen Golf gelegene, der als Akkad für die babylonifche Kultur fo ausfchlaggebend wurde. Die Arbeiten des Inftitutes haben erwiefen, daß diefe kafchitifche Kultur in einer alten Periode um die Küften des erythräifchen Meeres herum eine eminente Bedeutung gewonnen hat. Indien — Akkad — Hadramaut (Ophir) — Punt find die wichtigften Pfeiler diefes Emporiums. Ganz Arabien lebte zu alter Zeit von diefem Kulturquell. Alle alten Götterbilder Arabiens ftammten aus Hadramaut. Diefes glückliche Südarabien in feiner Machtausdehnung zu erfaßen ift leicht: es ift nur nötig, die aus diefem Heimatland der Perfea, des Weihrauchs und der Sykomore fich ergießende Verwendung des Weihrauches zu verfolgen. — Aus diefem kafchitifchen Meeresbecken ergoß lieh ein Strom auf die norderythräifche Bahn nach Innerafrika und den Nil herab. Das kafchitifche Matriarchat lebte an der Oftküfte Indiens ebenfo wie in Südarabien und Nordoftafrika; in der Mythologie lag der weibliche Himmel über der männlichen Erde; der rituelle Königsmord ward an der Oftküfte Indiens ebenfo geübt wie im Reiche Meroe noch zu Diodors Zeiten, im Sudan noch heute. Der ganze Ofirisdienft wanderte dielen Weg. Mit diefen beiden Beziehungen ift das Problem der ägyptifchen Kultur angerührt, eines der merkwürdigften und lehrreichften. Aus wie vielen Gegenden und in wie vielen Zeiten Ägypten auch aufhahm: ägyptifcher Boden hat fo ftarke Eigenkraft, daß er alles aufgenommene Fremde zum Ägyptifchen geftaltet. Diefer Boden zeigt die Eigenfchaften der Mutter Erde in beifpielhafter Weife. Das erfahren nicht nur Kulturfymptome und Menfchenraffen. Das ergibt lieh auch aus der Gefchichte der ägyptifchen Haustiere. „Vor allem ift es die einheimifche Rinderraffe, die durch Seuchen manchmal im Laufe, eines Jahrhunderts wiederholt gänzlich aus dem Lande verfchwunden und nur durch Zuzug der verfchiedenften Raffen von Norden, Often und Süden von nfeuem erfetzt, nach Verlauf weniger Generationen bereits wieder mit den charakteriftifchen Merkmalen der ägyptifchen Raffe ausgerüftet erfcheint, fo daß fie in ihrem überwiegenden Teil heute noch genau nach den Abbildungen des alten Reiches entfpricht “ (GeorgSchwein- furth in Karl Baedeckers „Ägypten“ S. XLIX). — Das ift die Parallele zu der ungeheuren Fähigkeit, eigenen Stil zu bilden und zu erhalten. Durch diefe gewaltige Kraft wurde alles im Laufe der Zeit „ägyptifch“ . Ich zeigte im erften Teile fchon, wie in vorgefchichtlicher Zeit das hamitifche Felsbild auch über die Felswände Ägyptens hinzieht und noch bis in fpätgriechifche Zeit an den Tempel wänden mit ihren eingeritzten Linien wiederkehrt (Tafel 1 o). Diefes Beifpiel legt uns die Frage vor, woher die erfte hölzerne Plaftik, um die es fich in diefem Teil ja handelt, auf ägyp- tifchem Boden ihren Samen erhielt. Das Zeichnen und das Felsbild wurde erkennbar als Schöpfung der hamitifchen Kultur. Aber wie verhält es fich mit der Plaftik? Was E P IG O N EN K U N S T D E R A T LA N T ISC H EN KULTUR IN YORUBA Darstellung des Gottes Edscliu. C. Arriens del. (DIAFE 1910) fcheint überhaupt nichts Hölzernes zum Vorfchein gekommen zu Tein. Wenn unfere Kenntnis der ägyptifchen Plaftik mit Kalkfteinfiguren beginnt, fo ift daneben zu halten, daß alles Hölzerne überhaupt fehlt, daß eine Schnitzerei fich aber wohl kaum zuerft am Stein verfucht. Die Entftehungsgefchichte der Plaftik läßt fich nur auf dem Wege der Unterfuchung der Parallelen rekonftruieren.


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