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U u E P IG O N E N K U N S T D E R A T L A N T IS C H E N K UL TU R IN YORUBA Ose Schango, d. h. Tanzkeulen u nd Symbole der Schangopriester. C. Arriens des. (DIAFE 1910) Mukuba (Sankurrugebiet) nichts anderes zu tun hatte, lag er faulenzend herum und fchnitzte an feinem Becher und feiner Tabakspfeife, und unter der fchönen Riemenornamentik taucht dann immer einmal ein Kopf, eine Hand, eine Figur auf. Als ich einem Häuptling am Kuilu einmal ein Schlachtmeffer von Henkel-Zwillingswerk geftiftet hatte, fah ich es nach einigen Tagen wieder mit einem in den Griff eingefchnittenen, feinzife- lierten Kopf. Schmuckbedürfnis. In diefen weft- afrikanifchen Ländern und zwar vor allem im öft- lichen Nord-Nigerien wie im füdlichen Kongobecken, von Loango bis zum Lukuga war noch bis vor kurzem eine folche Freude an gefchnitzter Schmuckplaftik, daß folche das gefamte Kulturgerät beherrfchte und ihm den charakteriftifchen Stil verlieh. Diefe Plaftik, die für Oftafrika und die Zega unvorftellbar ift, war durchaus vorherr- fchend und profan. Damit werden wir aber den Gefamterfcheinungen diefer profanen figuralen Plaftik nicht gerecht. Es muß notwendigerweife hinzugefügt werden, daß die Anregung zu folcher Kunftfertigkeit offenbar aus einer tieferen Quelle ftammt, daß die meiften Motive einmal im re- ligiöfen Empfinden ihren Ausgang gefunden haben. Das heißt, die profane Figurenplaftik Weftafrikas ift offenkundig am Ende einer langen Entwick- lungsgefchichte aus dem mythologifchen Kultus in das Profanleben hinübergeglitten. Alfo liegt diefe profane Figurenplaftik als Endftadium einer finn- und zeitgemäß tiefen Umbildungsperiode vor uns. Wenn ich den Lefer nun an den entgegengefetzten Punkt der Entwicklungslinie, in das Ausgangsgebiet religiös-mythologifcher Darftellungsweife führe, fo wird er fogleich in einen unendlich feingliederigen und reichen Formenkreis treten. Vollkommen und in aller Frifche ift diefes allerdings nur noch in einem Gebiet der Länder um die Nigermündung herum erhalten, und von dem dort, zumal im heutigen Yo- rubaland, herrfchenden mythologifchen Religions- fyftem habe ich einiges zur Einführung Notwendige ja fchon oben (S. 156 ff.) gefagt. Ich fprach da von der Kosmogonie, dem Weltbild, dem Götterfyftem der Sechzehn-Ordnung, von der templaren Religion. In diefer yorubifchen Weltanfchauung hat nun nicht nur jeder Gott feine eigenen Mythen, feine eigene Himmelsregion und fein eigenes Aufgabenfeld, fondern auch fein Kultusgerät, feine Ikonographie. Hier einige Beifpiele. Die Textfiguren S. 146/7 bieten Bildwerke des Landbaugottes Öko, eine Darftellung des Kriegs- und Schmiedegottes Ogun, eine Szene aus der Mythologie dés an- fcheinend wenig verehrten Olufan, Löffel aus dem Opferdienfte des Himmelsgottes Obatalla, Priefter- fchemel, Zeremonialkeulen und eine Opferfchale des furchtbaren Gottes Schankpanna, der die Menfchheit mit der fchrecklichen Blatternkrankheit fchlägt. Um aber eine Vorftellung zu erwecken von der unfaßlichen Vielfeitigkeit diefer figuralen Plaftik, foll wenigftens das Kultusgerät eines yorubifchen Gottes in breiterer Weife gefchildert werden. Für folche Aufgabe bietet der Gott Schango reichfte Auswahl. Schango ift einer der fechzehn Urgötter des Yorubalandes. Er ift der Gott des Gewitters, der die Donnerkeile fchleudert. Deshalb find die Donnerkeile, in diefem Falle kleine Steinbeilchen neolithi- fcher Form, die weit verbreitet und in großer Zahl im Yorubalande gefunden werden, ihm gewidmet. In der Mitra desOberprieftersSchangos ift ein folches Steinbeil befeftigt. Steinbeile find in Flachfchnitz- werk auf den meiften Türbrettern, die zu Schango- tempeln führen. Die Waffe, die Schango führt, heißt Ose oder Osche Schango. (Siehe dieTextfiguren S. 148/9.) Sie ift nach Eingeborenenansicht ein Stock, E P IG O N E N K U N S T D ER A T L A N T IS C H E N K UL TU R IN YORUBA Ose Schango d. h. Tanzkeulen u n d Symbole der Schangopriester. G. Arriens des. (DIAFE 1910)


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