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kifch-phrygifchen Typus, Io ift diele norderythräifch-kufchitische Kultur mehr dem rabälich-akkadischen angehörig. („Norderythräische Kultur“ , vgl. Kärtchen S. 11.) Weit in den Raum Afrikas und tief in das Schickfal diefes Wefens Afrika hinein griffen diele vierVorftöße der weftaffatifch-oftmediterranen Kulturperiode, die wir als die zweite mediterrane bezeichnen. DIE AUSWIRKUNG ALTASIENS IN AFRIKA Wenn ich die Hunderte von Verbreitungskarten, auf denen die Bewegung der Kulturelemente jener Zeit eingetragen lind und die die äußeren Ausdrucksformen der Kultur- gefchichte des Afrika von damals bezeichnen, durchblättere, fo fällt mir immer wieder dreierlei auf. Zum erften: Wenn wir heute mit Eifenbahn, Telegraph, moderner Induftrie ufld geregeltem Schulunterricht Afrika erobern und kultivieren, — wenn wir dann einmal ein oder zwei Generationen lang wieder verfchwänden, -—|l würde nach solcher Paule noch Wefentliches von unferem Kulturzutrag lebendig bleiben? Ich zweifle, daß mehr oder weniger als ein „Hofennigger“ unferen Erfolg darftellte. Und demgegenüber: Aus jenen alten Zeiten ftehen uns heute noch voll und klar erhaltene Staats- und Religions- fyfteme, Handwerksformen und Kunftgewerbeübung als lebendige, bodenftändig gewordene, ftilgemäß mit dem Boden verwachfene Errungenfchaften gegenüber. Das Phry- gisch-Thrakische ift ebenfo afrikanifch geworden wie das Kufchitifch-Ophirifche. Stark und breit, mit Heimatgefühl begabt und doch in der Form dem Altertum zugehörig leben diefe Kulturen der Vorzeit noch heute. Wie innerlich nahe muffen die Kulturen und damit die Meirichen jener Zeit über Sprachen und Wefensfchranken hinweg einander geftanden haben, daß lie fo reichlich fich entnehmen und geben konnten! Und wie furchtbar hart klafft demgegenüber der Unterfchied, der die Kultur und das Wefen der Neger von heute von Europa und feiner Zivilifation trennt. Zum zweiten: Sehr wohl können wir wahmehmen, daß die vier Kulturftröme, die foeben gefchildert wurden, im Inneren Afrikas einander imVerlaufe der Weiterfickerung berührten. Das aber heißt, daß es ftarke Kulturftröme gewefen fein müffen, die einen Erdteil gewaltig erregten und auf breiter Bahn aufrüttelten. Aufgang und Niedergang müffen fich abgelöft haben. In Europa wandelte fich die Kultur feitdem vom Palaft zu Knoffos bis zum Zufammenbruch des Friedenspalais im Haag!!! In Afrika aber leben und wirken diefe Kulturen noch heute weiter, fo leicht erkennbar, fo gleich der Ahn- herrenfchaft auch in Gefleht und Gebärde, daß wir in den Ausgangsländern der Kulturen längft Verftorbenes und Zerftörtes aus dem heute in der afrikanifchen Nachkommenfchaft noch Erhaltenen leicht ergänzen können! Welches gewaltige Beharrungsvermögen! Welche Fähigkeit, die ftil- und bodenmäßige Geftaltung zu bewahren!! Wahrlich: Wenn alle Erdteile ihr Geficht wandeln und ihre Seele fchillernd verftecken und verhüllen, diefes Afrika wird mit feiner erfchütternden Fähigkeit zur Erhaltung und zur Selbft- ausformung demgegenüber in monumentaler Ruhe der „Stilvolle“ vor allen fein. Endlich zum dritten die Frage: wo wir doch diefe ganze gewaltige Entdeckung und Durchdringung Afrikas als ein Werk der Vergangenheit nachweifen und überfehen können — wie ift es möglich, daß wir hiftorifch im Altertum fo wenig wie nichts davon hören? Hierauf nun können wir heute fchon mit ziemlicher Klarheit antworten. Das Große und Ganze vom Wiffen über die Vorgänge des Altertums verdanken wir den Griechen und zwar zumeift auf dem Wege der Übertragung auf die Römer. Die letzten unter den Seefahrern der zweiten Periode der Mittelmeerkultur waren die Phöniker. Diefe aber waren fchon im wirtfchaftlichen Denkftadium der Kultur angekommen. Es waren die zivilifierten Epigonen der ägäifchen Kultur und als folche intellektuell und berechnend, paideumatifch alfo auf der ökonomifchen Stufe angelangt — d. h. eben, die Kultur der Oft-Weft-Pendelbewegung war glasdürr bis zum Gleichklangfprung. Als ausgezeichnete Handelsleute, als Nachkommen der Entdecker des Goldes und der Goldmünze hatten fie das „Gefchäftsgeheimnis“ und den Begriff der „Konkurrenz“ entdeckt. - Die eigentlichen Griechen dagegen waren von ihren Dämonen befeelt. Ihr jugendfrifcher Apoll lachte dem altgriesgrämigen Pofeidon, dem düfteren Wefen der Mediterranen, ins Geficht. Der Mediterrane der zweiten Periode der Mittelmeerkultur ging mit feinem Gefchäftsgeheimnis zugrunde, ehe noch der Grieche der dritten Periode von feiner mythologifchen Höhe herabgeftiegen und das Verlachen der Materialiften abgelegt hatte. Das Intereffe der Römer wandte fich nach Norden. Die afiatische Welt und mit ihr die erfte Entdeckung und Erschließung Afrikas ging fang- und klanglos verloren. Nur noch in Fabeln und Mythen lebte die Erinnerung an eine riefenhafte Kulturftrömung zum Süden, die nunmehr durch eine nach Norden gerichtete abgelöft wurde, weiter. ZWEITE ERSCHLIESSUNG AFRIKAS DURCH EUROPA Als Afrika das erfte Mal von Afiaten und Halbafiaten entdeckt und erschloffen wurde, empfing es damit eine gewaltige Fülle von Anregungen und neuen Kulturgütern. Breite Kulturftröme ergossen fich in das Inland, fchwollen an und mündeten gemeinsam in Kulturbecken, die fich weit ausdehnten und dem Alteingefeffenen fruchtbar wurden.


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