Page 14

27f 124

wegte und Weftafien erreichte. Bedeutfame Symptome diefer Art reichen weit zurück. Das Paläolithikum wanderte hier. Die Dolmenleute wanderten diele Straße. Die Beutelkeramik, die Beftattung in Urnen ging dielen Weg, das Schwert zog diele Bahn, die Silberarbeit folgte. Hubert Schmidt-Berlin, Wilke-Leipzig, Bayer-Wien haben das erhärtet. Schuchardt-Berlin rundete diele Erkenntnille mit manchen Feltltellungen ab. (Siehe Kärtchen 1 auf S. 5.) Für uns hat diefer Auffchluß große Bedeutung. Dadurch, daß von dieler Weft-Oft-Be- wegung Italien und Griechenland ausgefchloffen blieben und daß hier alle paläolithifchen Funde leiten lind und in nachweislicher Schichtenfolge fehlen, während fie von Libyen bisPaläftina außerordentlich häufig find, tritt die kulturgefchichtliche Bedeutung Afrikas als bislang weit unterlchätzt klar hervor. Diefem paläohthifch-neohthifchen Weft-Oft-Pendelfchlag folgte eine kupfer-bronzezeitliche entgegengefetzte Oft-Welt-Bewegung. Die erftere fcheint ausfchließlich, wenn nicht weit vorzugsweife, den Landweg genommen zu haben, letztere durchfchnitt auch die Wafferftraßen, ja dürfte diefe fogar, wenn nicht entdeckt, fo doch mit tiefer Begeiferung erobert und in Belitz genommen haben. Jedenfalls gewann diefe zwe ite M it te lmeerperiode Boden in Südeuropa, vor allem in Griechenland, dann aber auch in Italien. So muß damals eine gewaltige Schwungkraft die Menfchen belebt haben. Der Entdeckung der Seefahrt folgte eine jubelnde Ausfpreizung über die Wafferftraßen und hob diefe Kulturperiode zu einer dramatifchen und tief erfchütternden Höhe (vgl. Kärtchen 2 S. 3). In Afrika errichtete diefe Kulturwelle ihre Hochburgen wieder auf dem klein- afrikanifchen Boden und kehrte damit pendelnd zu der Tradition der Vorzeit zurück. Der Urfprung der Urgötter in Kleinafnk a weift auf folches Fefthalten der Tradition hin. Im übrigen wurde die Gefchichte Afrikas in den beiden Kulturperioden in fehr ver- IV-WrWr WeiTe Berührt. Die erfte Weft-Oft-Bewegung ging vom kontinentalen weltlichen Mittelmeerrande aus und ftieß auf das kontinentale Weftafien. Die zweite Kulturperiode ging von der weftafiatifchen Halbinfel aus, leitete über das ägäifche Infelmeer an Italiens, Siziliens und Kleinafrikas Küfte entlang direkt auf die Meerenge Gibraltar, auf das Tor des Atlantifchen Ozeans zu, d. h. fié ftieß nicht auf einen Landblock, sondern in ein weites offenes Meer. Und fie, die durch die erfte Entdeckung weiter Seefahrten Begeifterten, durch Insel- und Halbinfelgebiete zur Schiffahrt Erzogenen, durch Seewind und Abenteuer Nerven- gefeftigten, fie blickten durch diefes Tor hinaus auf den weiten Ozean, mit feinen nach Norden (Europa) und Süden (Afrika) weit fich hinziehenden Geftaden! Da taucht ein Name auf, der einen tief erregenden Klang hat: Tarteffos das Tar- fchifch des Alten Teftaments, das nach den Berichten des Avienus vor den Säulen des Herkules lag, ein alter Stapelplatz am Atlantifchen Ozean. Funde auf den britanmfchen D IE N O R D E R Y T H R Ä IS CH E KULTUR IN A FR IK A 7. Ruinen- u n d Einfallgebiet — 8. Größte geschlossene Auswirkung in d er Blüte d e r kuschitischen K u ltu r u n d (entsprechend den Pfeilweisungen) ju n g en Ausstrahlungen — B erü h ru n g u n d Beziehung z u r (1) sü d erythräischen, (3) syrtischen u n d (4) a tlan tisch e n K u ltu r Infein beweifen, daß einWeg von Kreta bis dort hinauf, d.h. in den Zinnreichtum, führte und — hier beginnt unfer Spezialintereffe — Funde an der Weftküfte Afrikas erhärten, daß eine andere Wegführung bis in das dortige Goldquelland leitete. Sicher ift, daß das, was Seefahrer der Iberifchen Halbinfel im Mittelalter „entdeckten“ , den Seefahrern jener zweiten mediterranen Kulturperiode fchon längft bekannt und geläufig war. („Atlan- tifche Kultur“ , vgl. Kärtchen S. 3. Weiteres in Teil HI.) Und wie im Welten, fo war es auch im Often. Die Ausftrahlungen kretifch-zyprifcher MetaUmünzung, die in Britannien Belege der alten Handelsbeziehungen nach Nordweften find, finden fich wieder im Südoften Afrikas; heute noch kurfiert dort unten eine Geldform derart alter Abftammung und belegt, daß in diefen wiederum durch Metallfchätze ausgezeichneten Ländern eine Kolonie fich entwickelt hatte, die>;9 fo wie die weft- afrikanifche Tarteffos, fo diefe oftafrikanifche Sabäa undOphir, das Heimatland des Weihrauchs in Südarabien als Sprungbrett hatten. („Süderythräifche Kultur“, vgl. KärtchenS. 9.) Aber nicht nur diefe auf weiten Seefahrten erreichten afrikanifchen Kolonien wurden in den Bereich der weftafiatifch-oftmediterranen Handelsmacht und Kultur gezogen. Auch das näher gelegene Inland empfing reiche Befruchtung und ward erfchloffen. Von den Syrten drang die Kultur der Garamanten vor bis zum Tfadfee und Niger. Rofcher hat folche Kenntnis fchon 1857 für alte Zeit nachgewiefen, Dr. Struck in Dresden ift in der Lage, diefe Entdeckung zu bekräftigen. Die alten Bardengefänge, die ich am Niger entdecken durfte, die gewaltigen Grabbauten und eine Unzahl heute uns lebendiger Kulturgüter, geboren aus jenen Zeiten, sprechen Zeugnis. Wie im Norden von den Syrten aus, fo zog im Often vom Roten Meer, von den den großen Weihrauch-und Kulturländern Südarabiens gegenüber gelegenen Küften, fchon fehr früh eine Kulturbewegung (nördlich Abeffiniens Fuß fallend) zum Nil, und weltlich über den Tfadfee bis zum Niger vor. Ift die fyrtifche Kultur mehr vom thra


27f 124
To see the actual publication please follow the link above