Damit aber hat Europa von vornherein eine ganz andere Stellu ng e in genommen, als das in der Kulturhegemonie ihm vorhergegangene Afien. Man kann lagen, daß die europäifche Betrachtungsweife in diefem Punkte von den Brofamen lebt, die von dem reichen Mahle der Afiaten und Halbafiaten zur Erde fielen. Denn fo wenig die klaffifchen Zeugen des Altertums von der Gefchichte der Afrikaner zu erzählen wußten, ebenfoviel wußten fie in der Fabelkunde und der M y th o lo gie und vom „Hörenfagen“ zu berichten. Mag Homer zunächft beifeite ftehen. Schon Herodot weiß felbft wenig, aber hört von Unternehmungen an der Oft- und der West- küfte des Erdteils. Die Mythenbildung ift um fo reicher. Man denke nur an die Perfeus- fage, an Diodors Bericht von der Herkunft der Götter, an Platos Erzählung über die untergegangene Atlantis. Je weiter wir zurückfchauen, defto reicher die Mythenbildung, je näher wir dem Kaiferreich Rom kommen, defto ärmer nicht nur die wirkliche Kenntnis, nein, überhaupt das InterefTe. Mit Cäfar wendet fich der Blick endgültig nach Norden und als Baibus das Gar amantenreich zerftört, war das fo gleichgültig, daß aus jener bewegten und tiefen Kulturbeziehung nur noch afrikanifche Steine, nicht aber römifche Berichte auch nur Ahnungen Erweckendes verkünden. Von dem Moment an, an dem Rom die letzten Kulturblüten Afrikas am Mittel- meergeftade, nämlich Ägypten und Karthago, feinem Szepter und Wirtfchaftsregime unterworfen hat, entwickelt lieh Europas Egozentrismus unbeirrbar mit endgültiger Gefichtwendung nach Norden. Afrikas Dafein und Auswirkung entfchlummert mit den Kirchenvätern. Und niemanden kümmert es. Als arabifche Gelehrte vom X. Jahrhundert an auf alten Wegen das Innere des Erdteils wieder auffuchten, bot auch das keine Möglichkeit einer Anregung zu ernfter Bekanntfchaft. Auch der Islam konnte nur kennen lernen, aber in feiner Wefensbegrenztheit nichts erfaffen. F.in tief einfehneidender, zwei Jahrtaufende umfpannender Hiatus trennt die Beziehung Afrikas von der anderen äußeren Kulturwelt, die afiatifch-afrikanifche von der afrika- nifch-afiatifchen Periode. Bücken wir weiter zurück. Der europäifche Egozentrismus der Weltbetrachtung und Gefchichtsfchreibung wurde vorbereitet von der der dorifchen Einwanderung folgenden griechifchen Kulturentwicklung. Was vorher gefchieht, ift Mythe, Sage. Troja ift Sage. Mykene ift Sage. Erft Schüemanns Spaten hat die Reaütät Trojas und Mykenes zu erhärten vermocht. Mit den Griechen wurden fogar die Pelasger zur Sage. Neuefte Forfchung erweckte fie erft wieder. Wie für vieles andere hegt die Konzentration auf das „Ich“ , die Schätzung der „Anders-als-ich-Artigen“ , begründet in der Ichnatur der Griechen, die uns heute noch auf diefem Gebiet ebenfo beherrfcht, wie auf anderen (Staatsphilofophie, Geld- wefen, Baukunft, Logik etc.). Diefes aus dem Norden ftammende und bis auf uns zurück- D IE S Ü D E R Y T H R Ä IS C H E K U L T U R IN A FR IK A 4. Ruinen- u nd Einfallgebiet — 5. Größte geschlossene Auswirkung — 6. B erü h ru n g u n d B eziehung z u r (2) norderythr&ischen und (4) a tlan tis ch e n 'K u ltu r reichende Griechentum praUte bei feiner Ankunft aber fenkrecht auf eine damals von Oft nach Weft reichende Kulturachfe afiatifcher Hegemonie. In diefem Anprall zerftörte Griechenland als Sturmbock auffchwellender europäifcher Kulturwucht die letzten Refte der damals fchon im Mittelmeer abfterbenden und nur noch lebensfehwachen afiatifchen Kulturmacht und -ftraßen und damit auch 5 - die Wege nach Afrika. Denn diefe beftanden oder hatten beftanden, wenn fie auch vor der Ausdehnung des Griechentums fchon eingefchrumpft waren. Um aber diefe Beziehung zu verftehen, gilt es noch weiter zurückzugreifen und die vorgefchichtüche Bedeutung Afrikas und die RoHe, die es im großen Bau der Kulturgefchichte gefpielt hat, zu verftehen. DIE ERSTE ERSCHLIESSUNG AFRIKAS DURCH ASIEN Als die dorifch-griechifche, fehr primitive Kultur von Norden her nach Griechenland und damit in das Bereich der afiatifchen Kulturauswirkung vorftieß, traf fie als fenkrecht mit Wucht herabfehießender Pfeil auf die morfch gewordene Wagrechte der mediterranen Kulturbewegung und hob damit deren verfiegende Pendelbewegung ganz auf. Wie ein Hammerfchlag auf einen Glasftab wirkte dieser aus Litauen nach Griechenland erfolgende Stoß auf die zwifchen Spanien und Weftafien pendelnde Kultur. Wenn uralt heilige Dokumente die Wiege der Kultur nach Afien verlegen, fo ift dies der Reft der letzten Pendelbewegung und einer jüngeren Periode. Wir wiffen demgegenüber feit etwa zehn Jahren, daß die ältefte Steinzeitkultur in Frankreich— Spanien«! Kleinafrika nachgewiefen wurde, daß fie in der Eiszeit hier blühte und von hier aus fich auf dem Nordrand Afrikas (Italien und Griechenland büeben unberührt) nach Often be
27f 124
To see the actual publication please follow the link above