T EM P E L B A U IM SU D A N Die Moschee Sankore in Timbnktu von Süden (vgl. Abb. S. 114). Aufgenommen von L. F robenius (DIAFE 1908) liehen Bauftil“ hat, daß er auch in Ägypten To gut wie der Vergangenheit angehört und daß er in Kleinafrika, dem Heimatland fo manchen Kirchenvaters, längft verdrängt wurde. Weit breitete fich demgegenüber die islamifche Macht aus. Von zwei Seiten drang fie in den Sudan ein. (Im Südoften vermochte fie dagegen nicht breitere Bahn zu gewinnen.) Einmal von Olten her in der Richtung Nil— Tfadfee und einmal von Norden her, aus Kleinafrika nach Süden vorftoßend. Die eine Bewegung zog alfo auf der norderythrä- ifchen, die andere auf der fyrtifchen Straße. — Nun ift es hochintereffant, daß fich (außerhalb Ägyptens) auf dem erfteren Gebiete ein eigentlicher Mofcheebauftil nicht entwickelt hat. Zwilchen dem Roten Meer und dem Tfadfee fehlt ein eigentlich islami- fches Gotteshaus eigenen Charakters. Dagegen bietet das zweite Gebiet, die Zone der fyrtifchen Kultur eine außerordentliche Fülle von Bauwerken, die der Lehre des Propheten dienen, unter ihnen hochberühmte. Als Beifpiele mögen dienen: die Dingiray Ber in Timbuktu (Tafeln 115/16), deren Bogenwölbungen aus faharifchem Steinfalz hergeftellt find (fchon Herodot kennt Steinfalzbau in der Wüfte) und die Sankore, von der ich Anfichten und Grundriß beifüge. Ift in diefen beiden die Hand der arabifchen Architekten deutlich wahrnehmbar, fo gibt es doch eine ganze Reihe von Formen, deren Urbilder die eigentlich „arabifche Kultur nicht mitgebracht hat. Auf Tafel 115 ift eine kleine Auslefe diefer fremdartigen Gebilde vereinigt 5 Tafel 112 zeigt einen ganz typifchen Bau. Man kann lagen, daß der islamifche Propagandift im Sudan bei der Wahl feines Betplatzes wie feines Gotteshaufes durchaus nicht an einen Stil gebunden ift. Das Beifpiel Tafel 111 mag hierfür ein Beleg Die Moschee : T EM P E L B A U IM SU D A N l S ankore in Timbuktu von Norden (vgl. Abb. S. 114). Aufgenommen von L. Frobenius (DIAFE 1908) fein. Eine ganz übliche Hausform ift zum Tempel umgebildet. Eine Dachluke genügt dem Muezin zum Ruf an die Gläubigen. In folcher Weife find allerhand Bauformen dem islamifchen Gottesdienft dienftbar gemacht worden. Vor allem eine folche, deren Herkunft aus dem vorislamifchen „Palaftbau“ den Eingeborenen gut erinnerlich ift. Vgl. z. B. Tafel 114. Diefem aus verfchiedenften Quellen hervorgegangenen Typenreichtum fteht der Niger- ftil, auf Tafel 115 abgebildet, als gefchloffene Einheit gegenüber. Das Markante an ihm find die Igeltürme und die Mauerzacken, oder wie man die kegelförmigen Kantenauf- fätze nennen will. Diefen Kegelauffätzen bin ich aber nicht nur an den Mofcheen des Weftfudan, fondem auch im Hausbau Nordafrikas begegnet. Mehrere folche Kantenkegel fand ich auf den Häufem in Affuan, dann in Kaiman. In Affuan fagten die Eingeborenen einfach: es wird über der Tür fo gemacht, damit nicht Böfes durch die Tür hineinblicken kann. In Kaiman antwortete ein Mann, das fei „Schlechtes gegen das Schlechte“ . Endlich fagte mir 1914 ein Berber aus dem Süden: „In El Golea ift eine Mofchee, die ift gefichert gegen den böfen Blick. Als fie erbaut wurde, fchlug man fünfzehn Negern die männlichen Glieder ab, hüllte fie in Lehm und brachte fie auf der Mauer an.“ Ichfreue mich, ein Bild der Mofchee von El Golea hier (Textabbildung S. 117) bringen zu können, wenn ich auch die fünfzehn Phalli felbft nicht erkennen kann. Damit ift jedenfalls ein Moment diefes von Nord- nach Innerafrika vorgedrungenen Mofcheeftiles erklärt aus dem mittelländifchen chthonifch hamitifchen Geiftesleben heraus. Am Niger findet fich entfprechende Ergänzung und das Entgegengefetzte. Für das Ent- F r o b e n iu s , .Afrika u z 8
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