ZUM ATLÄS t t íÑ C H lB i
Ig aSMaor- sechs Jahren wurde mir der ehrenvolle Auftrag zu Theil, den Atlas iiber Stidchina herauszugeben,
▼ den Ferdinand, von Richthofen unvollendet Unterlässen hatte. Ich trat umso lieber an diese Aufgabe
heran, als « mir vergönnt gewesen war, Richthofen während einer Reihe von Jahren bei dem kartographischen
TJieiU seiner Arbeiten über China zii assLstireii. ,Die-ihn leitenden Gedankengänge. waren mir
daher im Allgemeinen nicht unbekannt, was der Herausgabe des Adas nur zu Gute kommen konnte.
Anfänglich schien' es möglich zu sein,, den Chinaadas im Wesendichen unverändert zu publiciren,
söwettf/eßnoeh von Richthofen selbst hergestellt bereits fertig vorlag Lediglich die Gebirgszeichnung sowie das
geologische C^®t ; »'ärcn dann als Neuzeichnung hinzuzufbgen gewesen, da sich als Vorlagen: für. Beides nur
Skizzen im Nachlass fanden. Während der Durchsicht und Bearbeitung wurde aber so viel neues Beobach
tungsmatcrial gefunden, dass auf der Mehrzahl der':.«Blätter weitgehende Korrekturen und Neu-
zcichnungen unabwendbar wurden, wenn der Adas den Standpunkt unserer heutigen geographischen Kennt-
nissc wiederspiegeln sollte. Fast in allen Fällen' handelte es sich dabei um das Ersetzen mangelhaft bekannter,
blos erkundeter- oder auch auf dürftigem chinesischem Material beruhender 'Töpographiey.dtirch moderne
Messtisch-Aufnahmen yönCEuWpäenh Amerikanern und Japanern, sowie um Messtischblätter dek chinesischen
Landesaufnahme in Nanking. Die Darstellung des RictrrHOFEx'schen Reiseweges— soweit sie auf dessen
Aufnahmen und‘Einzeichnungen: in dieAtlasblätterberuhte —, wurde beibehalten, mit Ausnahme einiger
ganz kurzer Wegstrecken, wo er seiner Zeichnung, keine eigenen Aufnahmen zu Grunde gelegt hatte, z. ;B'-
zwischen Tsing-i-kiang und Wuhu (Blatt Nan king); hier wurden englische Aufnahmen an deren Stelle-gesetzt.
Ferner ist seine Zeichnung auf demselben Blatt zwischen Nanking und Tshönn-kiang-fu eliminirt worden;
an deren Stelle traten moderne Kippregelaufnahmen, die naturgemäss genauer sein müssen wie die fliegenden
Aufnahmen Richthofkn's mit der BOussole.'
Uebcrall wo fremde Aufnahmen einzulUgen waren, sind die RtcirrHOFEN’schen Reisewege sozusagen
als Basislinien benutzt, von denen ausgehend ■ die fremden Reisewege möglichst ohne Veränderung der
Himmelsrichtung eingezeichnet wurden., (Ueber die Methode sielte Mittheilungen des Ferdinand von Rtarr-
hofen Tages, Leipzig 1911).
Ausser solchen Aenderungen im Fluss- und Wegenetz schien es wUnschcnswcrth zu sein, die Sitze);
* der Missionsstationen cinzutragcn, soweit sicsich ermitteln Hessen 'und soweit der verfügbare Raum es
gestattete. Sie geben zukünftigen Forschungsreisenden einen Anhalt, wo sie durch Rundfragen bei Europäern
¡Und; bei europäisch geschulten Chinesen vielleicht Aufschlüsse Uber die Umgebung erlangen können. — Ferner
sind die Eisenbahnlinien neu hinzugekommen. Die im .Betrieb befindlichen Bahnen sind in der üblichen
Weise mit schwarzwciss gekästelten Doppellinien gekennzeichnet. Die im Bau befindlichen und projektirten
Linieit .sind durch Doppellinien mit Querstrichen markirt.
'Eine' Abweichung vom Atlas Uber Nordchina bedeutet ferner die Angabe von Höhen zahlen in
■Metenf anstatt wic dort in Fuss., .Selbstverständlich wurde bei blos geschätzten Höhen die umgercchncte
Zahl, nicht iBiS -äuibidiej Einer angegeben. Die.Ziflern wurden vielmehr sinngemäss nach oben oder unten
abgerundet und zwar im Allgemeinen im Hochgebirge auf 50 m, im Mittelgebirge auf 10 m, im Flachlande
auf 5 m. Barometrisch bestimmte Höhen sind durchweg auf 5 m abgerundet. Nach Möglichkeit wurde
-härauf geachtet, dass Höhcnzahfen längs einer Reiseroute nur von einem Beobachter stammen dürfen, es
se' denragassi die Ergebnisse verschiedener Reisender sich, deckten. Alle Höhcnzahlcn seitab von Reise-
'vegen sind geschätzt, jedoch sind relative Angaben stets in Höhen Uber dem Meeresspiegel umgerechnet.
Im Uebrigen ist sowohl die Situation: alsauchdic Schrift nach den im Vorwort des Atlas Uber Nordchina
dargelegten Pnncipicn bearbeitet.
Die Gebirgszeichnung längs der RtCHTiioFEN'schcn Reisewege ist auf Grund seiner Vorlagen entworfen,
die mast, in grösserem Maassstäbe gezeichnet sind.-.Abseite dieser Routen war auf allen Karten eine
Neubearbeitung der Gebirgsdarstellung nöthig;: : Soweit es möglich war, wurde dabei versucht, auch hier
Richthofen's Suhäer. Gebirgszeichnung durchzufUhrcn. Nur wo wirkliche Beobachtungen in Karten niedergelegt
Vorlagen, wurden die, Gebirgsformen danach rcproducirt; nach Lage der Dinge war das aber höchst selten
möglich. Auf der Mehrzahl der Kartcnblätter dominiert die aus Analogien gefolgerte, durch chinesische
Karten nur wenig gestützte Gebirgsdarstellung, die zuweilen absichtlich schematisch gehalten werden musste,
einmal aus Mangel an Nachrichten und dann auch zuweilen um geologische Leitlinien hervorzuheben. In der
Beziehung gilt noch: immer das Vorwort zum Atlas Uber Nordchina.
, Soweit RicHTHOFEN's eigenc Beobachtungen in Frage kommen, deckt sich die Zeichnung im Atlas
mit der Darlegung im Textband ohne Weiteres. Schwierigkeiten in der Uebereinstimmung waren nur dort
zu envarten, wo zur Ergänzung neuere Literatur hcrangezogen werden musste, denn in der kartographischen
Zeichnung ist methodisch eine etwas andere Verwertung der Literatur nöthig wie im Textband. Dazu kommt,
.dass iim,AB® das orographische Element zunächst Uber das geologische zu stellen ist. Infolgedessen erweist
sich manche Reiseschildcrung' hier äls sehr wichtig, die dort unwesentlich ist und umgekehrt. Trotz der
¿.verschiedenen Arbeitsweise und trotz der benutzten zum Theil verschiedenartigen Literatur ergab sich aber beim
Vergleich der Zeichnungen mit den im Textband nicdergelcgten Anschauungen eine gute Uebereinstimmung der
Resultate in allen" wesentlichen Punkten. Wo sie nicht bereite vorhanden war, wurde sie nach Möglichkeit
durch nochmalige Ueberprüfung aller in Betracht kommenden Literatur'erzielt, wobei ich mich auch der
dankenswerthen Mitwirkung Dr. E. Tiessen’s erfreute.
Rei der Bearbeitung der geologischen Darstellung wurde ebenso vorgegangen wie bei der Za'ch-
nung des Flussnetzes und der Gebirge. Auch hier mussten die RiciiTHOFEN'schen Beobachtungen längs seiner