3. Die fossilen Reste von Santa Maria, der südlichsten der Azorischen Inseln. Untersucht und beschrieben von Dr. H. G. Br o n n . Tafel XIX. Im Frühling 1858 erhielt ich von H rn. Hartung eine Sammlung von Handstücken eines tertiären Kalkes mit fossilen Schalen zur Untersuchung und Bestimmung, die er auf Santa Maria eingesammelt hatte. E in Jahr später erhielt ich noch eine andere ähnliche Sendung, welche H r. Drouet aus Troyes gleichzeitig mit H rn. Hartung daselbst zusammengebracht hatte, die aber keine anderen Arten als die erste enthielt. Ich gebe hier das Resultat meiner Untersuchung .D as Gestein ist eine feste Verbindung von Sand und Kalktuff, überfüllt mit organischen Kesten jeder Grösse, meistens von Conchylien herrührend. Der Sand besteht fast gänzlich aus schwarzen, grünen und braunen gerundeten K ö rnchen, hauptsächlich von Augit, Titaneisen u. s. w ., wie ihn Albers auf Madeira*) beschrieben hat. Der meistens vorwaltende gelbliche Kalk bildet stellenweise reiner ausgeschiedene Lagen, Streifen und unregelmässige Nieren, worin oft wieder Zellen und Drusen mit krystallinischer Auskleidung von verschiedener Grösse enthalten sind. Seiner Entstehungsweise gemäss lässt er oft feine Schichten erk en n en , aus welchen insbesondere die unregelmässigen und oft sehr zusammengesetzten Nieren bestehen, in deren Masse der Sand bald fehlt und bald in mehr und weniger grösser Menge eingestreut ist. Die Conchylien scheinen grösstentheils ganz und die Muscheln nicht selten mit ihren beiden Klappen aneinanderliegend darin enthalten zu sein, sind aber so fest eingebacken, dass sich n ur sehr selten eine ganze Schale daraus gewinnen lässt, und zwar nur an denjenigen S tellen, wo der Sand rein und ohne Kalk-Zäment ist. Gewöhnlich erhält man nur im Gesteine festsitzende Trümmer, oder K ern e, die sich von der glatteren Innenseite der Schalen rein abgelöst haben, nicht leicht äussere A bdrücke. Am häufigsten spalten sich die Schalen mitten zwischen ihrer inneren und äusseren Oberfläche durch, indem dieselben nicht von K alk-Zäment durchdrungen, sondern n ur kalzinirt und daher mürber sind als das Gestein. Selten ist die Schale gänzlich verschwunden. Diess ist die Ursache, weshalb sich verhältnissmässig nur wenige Keste zur sicheren Bestimmung eignen; sie gehören grösstentheils Bivalven a n , Bewohnern sandig-felsiger Küsten. *) Malacographia Maderensis S. 76 u. a. Die Bildung liess sich bald als eine ober-miocäne erk en n en ; ausgestor- bene Arten liegen mit noch lebenden durcheinander. Bei der Bestimmung war daher die Vergleichung mit denen der Miocän - Gesteine von Bordeaux von wesentlichstem Nutzen. Da inzwischen die um 6°—7° südlichere und mehr ozeanische Lage des Fundortes einen etwas grösseren Reichthum an noch im wärmeren atlantischen Ozean lebenden Arten erwarten liess, welcher sich in dessen nicht bestätigte, so schickte ich einen Theil der besser erhaltenen Exemplare von mir fremden Formen meinem verehrten Freunde, Prof. Dunker in Marburg, welcher mit der Mollusken-Fauna dieses Ozeans wohl am besten bekannt is t, zur Prüfung zu, durch welche er mich zum innigsten Dank verpflichtet hat. Seine ^freundlichen Mittheilungen darüber sind mir von wesentlichstem Nutzen gewesen. Einige andre werthvolle Bemerkungen habe ich der Güte von H rn. K. Mayer in Z ü rich , wohl dem besten Kenner neogener Fossil- Reste zu danken, welchem ich die Abbildungen zur A nsicht geschickt hatte. Die Fundorte sind: ein kleines Vorgebirge auf der.nordöstlichen Seite der Insel, die Ponta do Papagaio, Taf. I I . Fig. 5, der Steinbruch des Figueiral Taf. I I . Fig. 3. (6) und der Steinbruch am Meio Moio Taf. II. Fig. 1. Die meisten Arten und Individuen sind am Meio Moio entnommen, wo der zersprengte und in Stücke geschlagene Kalkstein in Haufen aufgeschichtet lag. Die Untersuchung hat folgende Arten zu erkennen gestattet, bei deren Beschreibung die Einschaler in senkrechter Haltung angenommen sind. 1. Con u s ? p y r u l a Brocchi. Drei Exemplare, welche nur als Kerne erhalten sind oder wenigstens die Oberfläche ihrer kalzinirten Schale eingebüsst haben; daher sich nicht mit Sicherheit entscheiden lä sst, ob sie ausser ihrer Basis, wo Spuren einiger Spiralfurchen zu erkennen sin d , noch mit Streifen und Zeichnungen versehen gewesen. Die Maasse ühersteigen nicht 22Mm. Höhe und 13 Mm. Dicke; das Gewinde nimmt 8 Mm. ein; der Umgänge sind 6—7. Das Gewinde ist etwas weniger hoch, als bei C. ventricosus, auch weniger als bei dem gewöhnlichen C. Mediterraneus, mit welchen beiden Arten grosse Aehnlichkeit besteht. 2. Mu r e x sp. E in im Gestein eingeschlossener Kern von 25 Mm. Breite und nach Ergänzung des abgebrochenen Gewindes ungefähr eben so viel H ö h e , ohne den Kanal der Mündung, deren äussere Lippe zu einem starken Wulste verdickt gewesen ist. Grösse und Form des Kernes entsprechen ungefähr denen von M. brandaris und noch mehr von M. spinicosta; die Umgänge waren halb- umschliessend; der Kanal unter der bauchigen letzten Windung gerade und scharf abgesetzt. Der letzte Umgang war oben stumpf gekielt und der untere
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