Regenböen der Trockenzeit. oder zwischen diesem und der Küste nach Nordwesten. An der Lo- angobai, oder am Kuilu, oder erst am Banya — Yumba und Cap Ma- tuti streifend — verlieren sie sich dann entweder seewärts, oder sie stauen sich über diesen Gegenden, wenden, und kehren zurück, indem sie vorherrschend der Küstenlinie folgen, zuweilen auch einige Meilen weiter seewärts entlang, niemals aber landeinwärts ziehen. Es scheint fast, als ob sie zu gewissen Zeiten in der Mehrzahl rückläufig würden. Zweifellos sind sie unter diesen Umständen die furchtbarsten von allen; sie treffen über Tschintschotscho gewöhnlich nach Mitternacht ein, während sie am Nachmittag und in den Abendstunden nordwärts gezogen waren. Niemals jedoch überschritten die rückkehrenden Unwetter den Congo, wenigstens nicht innerhalb unseres Gesichtskreises, also weder in der unteren Hälfte seiner Niederung, noch in seiner nordwestlichen oceanischen Fortsetzung. Daselbst angelangt kommen sie vielmehr wiederum zum Stillstand, wenden, und ziehen nochmals in nördlicher Richtung davon, — zuweilen erst einen Umweg den Congo aufwärts bis etwas oberhalb Porto da Lenha nehmend — oder bleiben in Südwesten, in dem schon beschriebenen Grenzdreieck, hängen. Dort regnen sie sich ab, werden von der erwachenden Seebrise aufgelöst und landein verweht, oder zertheilen sich in eine Anzahl, Wolkengruppen, die wie verloren, und als wären sie an diese Stelle gebannt, manchmal den ganzen T a g hindurch zwischen dem Küstenstrich und den Congofluten blitzend und donnernd umhertreiben. Besondere Beachtung verdienen die schweren Regenwetter, welche während der Trockenzeit, also in den Monaten Juni bis September Vorkommen, sich aber durch den Mangel von Blitz und Donner von den Gewittern unterscheiden. Es zieht vom Gebirge plötzlich ein dunkles Gewölk über das Land und bringt unter stürmischen Winden einen heftigen Platzregen. W ir erblickten am 19. »Juni 1875 gegen Abend im fernen Südosten sich aufthürmende Gewitterwolken, welche über die Kabindabai nach Westen abzogen; die von ihnen niederhängenden Regenstreifen waren deutlich zu erkennen. Am 11. Juli wiederholte sich dieser Vorgang um die Mittagszeit und wurde späterhin noch mehrmals in verschiedenen Richtungen wahrgenommen. Im November von mir persönlich in Kabinda, Porto da Lenha und Boma eingezogene Erkundigungen stellten fest, dass an mehreren Tagen der vergangenen Trockenzeit — der n. Juli konnte bestimmt nachgewiesen werden — an den genannten Orten schwere Platzregen wie bei einem Gewitter, aber ohne Blitz und Donner, stattgefunden hatten. Es ergab sich ferner, dass diese Erscheinung Eintheilung der Gewitter, 85 zwar ungewöhnlich, aber sowol am Congo wie in nördlichen Landes- theilen, Europäern und Eingebomen bekannt sei. Die genaueste Nachricht verdanke ich wiederum Herrn Franz Hertwig, dessen Beobachtungen ich bereits im ersten Capitel verwerthet habe. Am 13. Juli 1878 zog Vormittags e lf Uhr ein dunkles gewitterartiges Gewölk vom Gebirge heran und ergoss über Tschissämbo, unter sehr heftigen, die Dächer beschädigenden Winden, einen äusserst starken einstündigen Regen. Das Unwetter tobte in ähnlicher Weise über Massabe und verschwand seewärts; auch bei ihm wurden Blitz und Donner nicht wahrgenommen. Das Auftreten derartiger Regenböen steht vielleicht in. Beziehung zu den schon beschriebenen grossartigen Cumuli, die sich am Vormittage über dem Gebirge zu entwickeln pflegen. — In der folgenden Tabelle habe ich alle die Gewitter, welche über das Gebiet von Tschintschotscho hinwegzogen, nach ihrer Herkunft und der Zeit ihres Auftretens charakterisirt, so gut dies angieng. Bei der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen war im Dunkel der Nacht und im verwirrenden Aufruhr der Elemente ein genaues Verfolgen der Einzelheiten schwierig, weil öfters mehrere Gewitter gleichzeitig erschienen, sich gegenseitig beeinflussten oder gar über einander schoben und schliesslich, in Trümmer gegangen, noch tagelang ringsum hiengen. Jedes derselben wurde als eine Einheit aufgefasst, so lange es in Sicht blieb, mochte es nun mehrmals über uns hinwegziehen, oder, in Wolkengruppen aufgelöst, längere Zeit ringsum wettern; wäre in dieser Beziehung nicht unterschieden worden, so würde zu manchen Zeiten des Zählens kein Ende gewesen, und die Menge der Gewitter eben so erstaunlich gross wie falsch angegeben worden sein. Da einige Willkür in keinem Fall zu vermeiden war, erschien mir diese Lösung der Aufgabe als die beste; da ich überdies während kritischer Perioden persönlich beobachtete, so blieb die Auffassung der. Vorgänge wenigstens eine einheitliche. Eine hinreichende Ergänzung findet überdies die Tabelle durch die voranstehende.der Gewittertage überhaupt. Aus dieser Uebersicht ist die Beziehung zwischen der Zahl der Gewitter und der gefallenen Regenmenge deutlich zu erkennen und wird noch deutlicher, wenn man die aus der Anordnung ersichtlichen Besonderheiten genauer beachtet. Wie schon früher angeführt, kam in beiden Perioden die Mehrzahl der Wetter aus Südosten, und man darf, ohne zu irren, die aus dem nordöstlichen und nordwestlichen Quadranten gekommenen' mit wenigen Ausnahmen als rückläufige ansehen. Die Zahl der letzteren betrug in der ersten Regenzeit
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