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Fachleute; es wird darum hinreichen, wenn im Folgenden die Darstellung der klimatischen Verhältnisse der Loangoküste und nebenhergehender Erscheinungen vorzugsweise in Form von Schilderungen gegeben wird, welche naturgemäss dem Augenzeugen besser gelingen mögen als dem Nichtbetheiligten. Die während der zweiten Hälfte ihres Bestehens, entsprechend der Zahl ihrer über hundert Köpfe angewachsenen Bewohner, zu einem sehr umfangreichen Gehöft erweiterte Station Tschintschotscho war unter 50 9' s. Br. am Rande eines kleinen Lateritplateaus errichtet, das zehn bis zwölf Metef über dem mittleren Niveau des Meeres liegt und an dem etwa hundert Schritt breiten Strandwall in schroffem Absturz endet. Die ebene Hochfläche, etwa dreihundert Meter lang und breit, wird im Osten von sanft bis zu achtzig Meter Höhe ansteigenden Hügelhängen, im Norden und Süden von mässigen, seewärts auslaufenden Einsenkungen begrenzt. Von Mangroven in Besitz genommene Lagunen und grasige, von Hibiscus und Avicennien umkränzte Sümpfe, welche landein in bewaldete und theilweise morastige Thalgründe überleiten, beginnen, etwa vierhundert Meter entfernt, in südöstlicher Richtung und erstrecken sich, an verschiedenen Stellen nur durch den niederen Strandwall vom Meere getrennt, bis zum Tschiloango. Jenseits, dieser Niederung, den Ausblick nach« Osten und Nordosten beengend, reihen sich Hügel an Hügel, deren keiner hundert Meter Höhe überragt; im Norden dagegen, eine gute halbe Wegstunde von der Station entfernt, dehnt sich am Meere und landein die Ebene von Mvüli mit der grossen Lagune von Tschissämbo und dem Luemme. Die Umgebung des Gehöftes wie überhaupt weithin das ganze Land, mit Ausnahme der bewaldeten Flussufer und feuchten Thäler, trug die Vegetation der Savane: bald hohe und dichte, bald niedere und lockere Grasbestände, aus welchen vielerlei Gebüsch, einzelne Adan- sonien, Wollbäume, Ficus und Gruppen von Oelpalmen aufragten. Nur in nordöstlicher Richtung, in der Terrainfalte den Gebäuden auf etwa zweihundert Schritt genähert, zog sich ein von verstreuten Hochstämmen überschatteter wirrer Buschwald an der Hügellehne aufwärts. Später wurde das als Eigenthum der Expedition anerkannte Land bis auf die nützlichen oder schmückenden Bäume ringsum gesäubert, urbar gemacht und mit Nährgewächsen bepflanzt; selbst ein naheliegender Theil des Buschwaldes verfiel der A x t und dem Feuer, um Raum zu geben den üppig gedeihenden Plantagen. Unter diesen äusseren Verhältnissen wurden die Beobachtungen am 22. December 1873 begonnen und am 15. April 1876 geschlossen. Das vielfache Missgeschick, welches die Expedition verfolgte, hatte bereits beim Aussetzen derselben durch den Schiifbriich der „Nigretia“ den Verlust fast aller Instrumente herbeigeführt; eine spätere Sendung gieng mit dem spurlos verschwundenen Dampfer „Liberia“ zu Grunde. Dann war ein theilweiser Ersatz von Dr. Falkenstein und Lindner glücklich an den Ort seiner Bestimmung gebracht worden; aber die Thätigkeit sämmtlicher Herren blieb immer noch zu sehr durch Aufbau und Einrichtung der Station, durch unvorhergesehene Zwischenfälle und widrige Ereignisse mancherlei A r t in Anspruch genommen. Erst nachdem eine genügende Ordnung und Sicherheit ge schaffen und mit meiner Ankunft die Reihe der Instrumente nahezu vollständig ergänzt worden war} konnten alle meteorologischen Elemente und viele nebenhergehende Erscheinungen vom i. September 1874 an in den Kreis geregelter Beobachtungen gezogen werden. Die wesentlichsten, den Kern der Untersuchungen bildenden, wurden bis Ende des Jahres 1874 um sechs Uhr Morgens, zwei Uhr Mittags und zehn Uhr Abends vorgenommen, von da an aber auf die sich günstiger erweisenden Stunden sieben, zwei und neun verlegt. Ueber Aufstellung und Vertheilung der Instrumente hat bereits die Arbeit des Herrn von Danckelman einen Ueberblick gegeben; wir glauben dabei mit gewissenhafter Sorgfalt alle Vorsichtsmassregeln beobachtet zu haben, welche den gewonnenen Resultaten eine möglichst grosse Zuverlässigkeit verbürgen mussten. Der Ausrüstung nicht beigegebene Geräthe, wie das Auffange- gefäss des Regenmessers, die sich vorzüglich bewährende Windfahne — ein vierzig Centimeter langes, spitz zulaufendes Säckchen von sehr leichtem Stoff, vorn durch einen fünfzehn Centimeter weiten feinen Holzreifen offen gehalten und mittelst einer an letzterem befestigten Drahtschlinge um einen eisernen Ladestock spielend — wurden von Herrn Lindner, dessen Geschicklichkeit sich auch schwierigeren A u fgaben gewachsen zeigte, auf das Trefflichste am Orte gefertigt. Da ferner die Scala der selbstregistrirenden, durch Glaskugel mit Vacuum geschützten Insolationsthermometer für die auf der Erdoberfläche vorkommenden Wärmegrade bei weitem nicht ausreichte, construirte ich ein anderes mittelst eines der gewöhnlichen Thermometer und eines weiten, blasenfreien Reagenzglases. Nicht nur die im steten Gebrauch befindlichen und als massgebend betrachteten, sondern auch die Reserveinstrumente wurden wiederholt genau verglichen und die Angaben der letzteren mehrfach auf längere Zeit neben denen der ersteren verzeichnet, damit wir bei einem nÖthig werdenden Austausche oder etwa eintretenden Veränderungen eine


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