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oben oder Kopf unten lagen. Ebenso lasen die wenigen, die es konnten _ zu unserer Zeit kaum ein Dutzend ■ Gedrucktes gleich geläufig, mochten sie es richtig oder verkehrt halten. Wiederum eine Warnung, allzu rasch nach dem Anschein zu urteilen. Abbildungen von einzelnen oder deutlich gruppenweise geordneten Menschen, Tieren, Gewachsen fassten sie ohne weiteres richtig auf, erkannten auch r a ens eins Photographien von ihresgleichen sowie von Europäern. Schwieriger war es für sie, Photographien von Landschaften, namentlich aber Abbildungen in Büchern und Zeitungen, wie etwa fremdartige Landschaften m Schwarzdruck und ohne in die Augen springende Merkmale, richtig zu deuten; sie mussten dazu oft lange miteinander verhandeln und nach Einzelheiten suchen, als ob sie Vexierbilder vor sich hätten - ganz wie bei unseren Kindern und ungeübten Kleinleuten. Man mache die Probe. Meine Aquarelle waren ihnen dagegen sofort verständlich durch den Vorteil der Farbe, auch wenn sie ihnen unbekannte Landschaften darstellten. Dass sie sich mit Abbildungen von Dingen, die ausserhalb ihrer Vorstellungs- welt lagen, nicht abzufinden wussten, versteht sich von selbst. Einer, der eine halb spitz von vorne dargestellte Lokomotive zaghaft für em Flusspferd ansah, wurde weidlich ausgelacht. So dumm durfte man doch nicht sein. Die Schönheiten der Natur würdigen die Leute nicht mehr als unser Kinder und als die grosse Menge unseres Landvolkes. Sie achten kaum auf anderes, als ihnen nützt oder schadet. Landschaften, Sonnenun er- gänge, Bäume, Blumen sind ihnen gleichgültig. Sie werden mehr angeregt durch das Bewegliche und Veränderliche als durch das Beständige, stärker durch Laute als durch Formen in der Natur. Liebe zu Tieren haben sie nicht. Sie pflegen zwar ihre Haustiere, aber nur um des Nutzens willen, und fangen wilde Tiere, falls sie zu verwerten sind. Sie sich zur Freude zu zähmen, fällt ihnen gar nicht ein. Dass wir so vielerlei Getier auf der Station hielten, belustigte « e höchstens als eine weitere Schrulle der sonderbaren Mahner, die keinen Handel trieben. Wir hatten beständig Not mit unseren Jungen, dass sie unsere Lieblinge ordentlich versorgten. Immerhin lauschen manche gern dem Gesänge der Vögel. Auch zerstören sie keine Nester, wie sie denn Tiere überhaupt nicht nutzlos zu töten oder zu schädigen pflegen. Die Tiere, b e w e g l i c h wie sie selbst, stimmbegabt, Bedürfnisse befriedigend, den gleichen Geschicken verfallend, stehen ihnen naher als die an den Ort gefesselten Pflanzen. Sie achten, wenn man so will, ein Becht der Tiere, selbst wo ihnen diese unbequem werden, wie die Webervögel in Dörfern. So lassen sie Ziegen und Schafe, die sich im Lager zum Schlafen an das Feuer drängen und die besten Plätze wählen, ruhig gewähren. Aber für die Leiden von Tieren sind sie gefühllos; sie


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