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Meerkatzen, die, zum Knäuel geballt, mit baumelnden Schwänzen in einer Astgabel genächtigt haben. Knuffend und beissend mustert der Leitaffe die Seinen, die sich balgen, anbelfem, zetern, schnalzen, keifen, und, endlich in langer Reihe ihm folgend, sich behende von Wipfel zu Wipfel schwingen. Es. prasselt das Laub, es rauscht das schwanke Gezweig, hier und dort schlägt ein dürrer Ast zu Boden, den die Uebermüthigen abgewippt haben. Unterdessen ist die Sonne am wolkenlosen Himmel über dem Walde aufgestiegen. Die Nebelschwaden sind zerflossen. Am glitzern, den, in der Feme verschwimmenden Wasserspiegel tauchen hier und da wie Klippen oder Baumstümpfe die mächtigen Häupter von Hippo- potamen auf. Sie schnaufen und prusten, unablässig die kleinen Ohren schüttelnd. A u f einer Untiefe treiben etliche der Dickhäuter ungeschlachte Spiele, fahren durch einander, als wollten sie sich rammen, klappen mit den Ungeheuern Mäulem und führen Sprünge aus wie Kühe auf der Frühlingsweide. Hart ans Ufer geschmiegt steuern eingeborene Fischer ihre oft winzigen Kähne behutsam am Schauplatz vorüber. In der F eme , wo kein Nilpferd sich tummelt, kreuzt eine Kinderschar den Strom, ihren grossen Einbaum nach einem jauchzenden Gesänge im Takte rudernd. Krokodile, nur wenig von Kopf und Rücken zeigend, treiben lässig in der Flut oder steigen bedächtig, nach allen Seiten sichernd, auf eine Kiesbank, und thun sich wohlig nieder. ; Je m e h r das Tagesgestirn sich dem Scheitelpunkte nähert, desto stiller wird es in der Natur. Die Luft über Wasser und Bänken flimmert in der Hitze, unter dem Laubdache brütet %s schwül und drückend. Das Lärmen der Thiere verstummt allmählich, sie halten Mittagsrast. Scheinbar unbelebt steht der Wald; bloss das Säuseln und Rauschen des Blattwerkes ist noch zu vernehmen. Erst am späten Nachmittag werden die Vögel wieder munter, hebt das Stimmengewirr von Neuem an. Ein altes Krokodil, durch irgend welches Geräusch erschreckt, wirft sich jählings von seinem Rastorte auf hoher Uferböschung und plumpst mit glattem Kopfsprung' in den Strom. Fast im Augenblick fährt es dreissig Schritt davon wieder hoch heraus und glotzt nach dem Störenfried. Das Schütteln des Gezweiges verräth das lustige Treiben von Affen, die die Ufer? büsche absuchen. Blaunasige Meerkatzen sind es, wohl die über- müthigsten von allen, die hier und dort auf dem Erdboden bis zur- nassen Kante kapriolen oder auf schwankenden Zweigen sich darüber hinaus wagen. Nicht weit von dieser rastlosen Gesellschaft erscheint ein stattlicher kohlschwarzer Gesell auf einem über das Wasser ragenden Aststumpf und hält unter wunderlichen Grimassen eine laute, polternde Rede, die das Echo weckt. Leise sinkt das Krokodil unter die Oberfläche, aber bevor e s, hart ans Ufer gedrückt, unter dem Gebüsch auftaucht, sind die misstrauischen und immer wachsamen Vierhänder waldein verschwunden. Schon ersteigen sie einen das Blätterdach hoch überragenden laublosen Wipfel, reihen in Gruppen die Aeste und blicken beschaulich hinab auf ihre von den letzten Strahlen der Sonne getroffene grüne Heimat. Eine vom unterspülten Ufer halb in den Strom gesunkene Baum? leiche mit langschüssigem, sperrigem Astwerk, das sich wie weiss gekalkt vom Hintergründe abhebt, wird allmählich von Wassergeflügel der verschiedensten Art besetzt, das hier, friedlich an einander g e drängt, seine Nachtruhe zu halten pflegt. Graupapageien in unzählbarer Menge kehren landeinwärts, immer dem Flusslaufe folgend, zu ihren Schlafplätzen zurück, in lockeren Schwärmen eilends dahinziehend oder in Familien ab und zu auf den höchsten Zweigen rastend, ;fitm dann wieder flatternd abzustreichen und sich der Masse anzuschliesseri.’ Ihr ununterbrochenes Gekreisch und Gekrächze und Gepfeife übertäubt eine Viertelstunde lang fast alle übrigen Thierstimmen. | Selbst das rauhe Trompeten einer Ibisart und das greuliche Gejammer von Chimpansen durchdringt kaum dieses erdrückende Getöse. Wenn endlich die lärmenden Schaaren sich verflogen haben, wird es überraschend ruhig. Eine Kette Enten streicht mit pfeifenden Schwingen am Ufer hin und fällt klatschend vor der Mündung eines Bach®; ein. Rauschenden Fluges wuchtet ein verspäteter Turako heran, der, aufbäumend, sogleich seinen hallenden Lockruf ausstösst, von nah und fern Antwort erhält und nochmals fortsaust, um Schlafgefährten aufzusuchen. Hier und dort das Geplätscher eines springenden Fisches, das Klatschen eines. Krokodilschwanzes. Im Ufergebüsch verräth ein heiserer Schrei, wie lautes Katergefauche, den schleichenden Leoparden, und zuletzt klingt von einer Blösse, melancholisch wie Unkenruf, das eintönige Klagen des Palmenmarders herüber. Dann, mit herabsinkender Nacht, wird Alles still. Nur das Zirpen, Schwirren, Summen, das leise Knistern rastlos thätiger Insekten erfüllt den in träumerischer Ruhe liegenden Wald. A u f einmal knattert und kracht es, ein wüstes Prasseln und Rauschen folgt, ein dumpfer Schlag macht die Erde erzittern: von dem Wipfel eines Urwaldriesen ist ein abgestorbener Ast niedergebrochen und durch das Pflanzengewirr zu Boden gestürzt. Sogleich lassen sich, unwillig ob der Störung, wieder Thierstimmen vernehmen. Meerkatzen zetern, Chimpansen gellen, Papageien kreischen, der Ibis trompetet und der


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