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das ausserordentlich lange gleichmässig ausgehalten wird. Den noch in den Dickungen steckenden Schützen und Hunden ist es ein gutes Mittel zur Orientirung. In der Nähe ist .es fast unerträglich, von ferne wirkt es dagegen in der Wildniss ungemein stimmungsvoll, wild und wehmüthig zugleich und durch die Mischung von Höhe und Tiefe weit gesangreicher als das der Wölfe. A ls Herr Lindner auf einer Büfieljagd meuchlerisch angeschossen worden war, setzten sich, während ich ihn untersuchte und verband, einige dreissig Hunde um uns in das Buschwerk und erhoben ein unter diesen Umständen wahrhaft grausig berührendes Geheul; sie waren auch in keiner Weise zu beschwichtigen^ bis wir nach etwa einer Stunde den Verwundeten fortschaffen konnten. In den Dörfern hört man sie dagegen nicht; doch geschah es mehrmals, dass drei und vjer Köter, die im Gehöft umherschnüffelten und vertrieben wurden, sich vor der Umzäunung niederliessen und uns anheulten. Vereinzelte bleiben stets stümfli. Das von Wald und Hügel widerhallende helle Jauchzen eines zahlreichen Packes vor gestelltem Wilde klingt für den Jäger um so herzerffeuender; solche unbeschreibliche und aufregende Laute habe ich noch von keiner anderen Jagdmeute vernommen. Ueber die Nutzlosigkeit und sogar Schädlichkeit der von Europa mitgebrachten Hunde für den Forschungsreisenden hat sich bereits Dr. Falkenstein (II 112) ausgesprochen. Ich unterschreibe sein Urtheil in jeder Hinsicht und widerrathe auch dem Waidmann, Jagdhunde mit sich zu führen; wo Wild mit Hülfe von Hunden zu erlegen ist, werden ihm die einheimischen weit bessere Dienste leisten. Für die oft behauptete Thatsache, dass eingeführte Hunde in den Tropen ihren Geruchsinn einbüssten, habe ich keine Belege gefunden; unsere drei Jahre an der Küste wehenden Schäferhunde bewiesen sogar das Gegentheil, und die Jungen von ihnen besassen ebenfalls feine Nasen. Ich meine, jene Ansicht sei aus ungenauer Beobachtung hervorge- gegangen: der Europäer widmet seinen Hunden in den Tropen weniger Sorgfalt, er kann sie nicht waidgerecht führen; sie verlottern in Folge dessen unglaublich, verändern ihren Charakter unter dem Einflüsse des Klimas und ungenügender Nahrung, werden faul und gleichgültig oder mürrisch und reizbar, schliessen sich innig den Eingeborenen an oder stellen sich sehr feindlich zu ihnen. Weit schwerer als dem Jäger fällt es ihnen, sich den veränderten Bedingungen anzupassen, in ganz ungewohnter Umgebung und neuartigem Wilde gegenüber sich'entsprechend zu bewähren. Es ist demnach wol ihre allgemeine Unbrauchbarkeit zu beklagen, aber nicht das Schwinden des Geruchsinnes. — w i - Ä


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