Page 106

27f 32-2

Banane sind kürzer und dicker mit stumpfen Enden. Die des ersteren sitzen locker in Gruppen vertheilt, die der letzteren enggedrängt an der Spindel des Fruchtstandes. Wesentlicher noch ist die Form ihres Querschnittes; diese gleicht einem Fünfeck, ist aber bei dem Pisang weif schärfer ausgeprägt als bei der Banane. Pisang — tschitebe pl. bitöbe — wie Banane — ntöto pl. sintöto — sind Culturgewächse an der Loangoküste und finden sich unge- pflanzt blos als Reste auf verlassenen Wohnplätzen oder Plantagen an und in Wäldern und daher vielfach auch mit Oelpalmen sowie Melonenbäumen vereint; sie gehen aber nebst den Melonenbäumen im aufschiessenden Buschwalde 43ald zu Grunde. Ihre Vermehrung geschieht durch Schösslinge, die ihren Fruchtstand nach acht bis zehn Monaten reifen. Sobald dieser abgenommen ist, wird der Schaft dicht über der Erde abgeschnitten. Vom W ifte is to ck sprossen drei bis acht neue Schösslinge hervor, die bisweilen schon im dritten und vierten Monat Früchte bringen, obwol nicht in gleicher Fülle wie die Mutterpflanze. Nach dieser zweiten Ernte trennt man die abermals hervorkommenden Schösslinge von dem ausgehobenen Mutterstock und pflanzt sie wiederum gesondert an; würde dies unterlassen, so wäre fernerhin auf einigermassen befriedigende Erträge nicht zu zählen. Die Pflanzen der dritten Generation wachsen bereits zu Schwächlingen auf, wenn sie nicht versetzt werden. Die Berechnungen, welche über die Ertragsfähigkeit dieser schönen und dankbaren Tropengewächse angestellt worden sind, scheinen auf Beobachtung vereinzelter ausserordentlicher Leistungen zu beruhen, und die allein massgebenden mittleren Werthe vernachlässigt zu haben. Mir sind nirgendswo Bananengärten gezeigt worden, welche auch nur fünf oder sechs Jahre, viel weniger ein Jahrzehnt, ohne Neubepflanzung ertragsfähig geblieben wären, und selbst in den am besten bewirth- schafteten bleibt stets eine Anzahl Individuen entweder innerhalb des ersten Jahres oder überhaupt fruchtlos. Im Garten zu Tschintschö- tscho wurde mit anderen ein Pisang gepflegt, den ich bereits bei meiner Ankunft vollkommen entwickelt fand; zwanzig Monate später zeigte er immer noch nicht die geringste Neigung, sich dankbar zu erweisen. Das Gewicht eines Fruchtstandes darf man auf zwanzig bis fünfundzwanzig Kilogramm veranschlagen; allerdings kommen auch schwerere, manchmal sogar doppelt so schwere vor, doch haben auch viele wiederum ein geringeres Gewicht. Die Abweichungen sind sehr bedeutend, je nach Varietät, Standort und Pflege. Das Wachsthum vollzieht sich bisweilen überraschend schnell. So entwickelte im September eine stattliche Banane — vom Sichtbarwerden der riesigen Blütenknospe an gerechnet — binnen sechszehn Tagen ihren ganzen Fruchtstand mit hundertundzwanzig Früchten; das Reifen derselben konnte ich leider nicht weiter verfolgen. Es ist erzählt worden, dass bei so ausserordentlichem Wachsthume die Bewegung der Säfte im Gewebe deutlich zu hören sei, wenn man das Ohr an -den Schaft lege. Doch beruht diese Annahme wol auf Täuschung, denn die breit ausgelegten sehr grossen Blätter übermitteln so wol das Vor über streichen schwacher Lufthauche wie auch andere Geräusche getreulich dem am Stamme Lauschendeii. An geschützten Standorten bewahren die schönen Blätter ihre ursprüngliche Gestalt; wo sie aber stark vom Winde bewegt werden, da erleiden sie zahlreiche bis zur Rippe gehende Einrisse, so dass alte Blätter manchmal einem Fransenwerke gleichen. —- Die Entwickelung aller Gewächse" ist naturgemäss während der Regenzeit, welche erhöhte Feuchtigkeit und Wärme zugleich bringt, am kräftigsten. Nach den hauptsächlichsten Zügen lässt sich das Pflanzenleben in folgender Uebersicht zusammenfassen: Die Gräser der Campine beginnen Mitte October zu grünen, stehen im Januar und Februar in vollster Blüte und sind im Mai abgestorben, fahl gelb und braun gefärbt. Den Papyrus fand ich im August in Blüte. Die Mehrzahl der im Savanenwalde vorkommenden Bäume mit Laubwurf schlägt bereits Ende September aus; Wollbaum — Unregelmässigkeiten abgerechnet — und Adansonia dagegen erst vierzehn Tage später, die Riesenbäume des Galleriewaldes am Kuilu bereits Ende Juli. Wollbaum und Adansonia stehen Ende Juni, die übrigen Ende Mai blattlos. In den November und December fällt die Blüte der Adansonia, im Januar springen die Samenkapseln des Wollbaumes. Die wildwachsenden immergrünen Fruchtpflanzen haben vorzugsweise reife Früchte vom Ende November bis Juni und blühen bis in den Mai. Mangos beginnen im Juli und August zu blühen und liefern reiche Früchte — in Gabun erhielt ich diese schon im August — von October bis Anfang Februar. Pisangs, Bananen, Melonenbäume, Palmen reifen das ganze Jahr hindurch ihre Früchte, in besonderer Menge jedoch im December und Januar sowie Mai und Juni. Während der genannten Monate giebt es vornehmlich auch Ananas, Limonen, Orangen und Maracuja, dagegen Anona muricata und A. squamosa vom October bis Februar. Ihre wildwachsende Verwandte (A. senegalen- sis), den Charakterstrauch der Campinen, habe ich zu allen Zeiten mit Blüten und Früchten gefunden, doch sind beide weit häufiger so wol zu Anfang wie zu Ende der Regenzeit. Die Saatfrüchte: Arachis, Voandzeia, reifen während der Regenzeit; Mais giebt zwei, unter


27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above