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sämmtlicher Europäer beschloss jedoch nach vielfachen Erwägungen einstimmig, dass man den Angriff nicht ab warten, sondern in der Frühe des kommenden Tages die Initiative ergreifen und mit der ganzen vereinigten Macht von circa hundert Schwarzen und sechs Weissen gegen die Dörfer marschiren wolle; man verhehlte sich nicht, dass die mit dem Vorgehen verbundenen Gefahren bedeutend seien, da aus den zu passirenden hohen und dichten Gräsern sowie von den Waldrändern her verborgene Neger leicht aus dem Hinterhalt schiessen konnten, ohne Furcht, selbst erreicht zu werden. Doch stand zu hoffen, dass man bei schnellem Handeln die Gegner überraschen würde, ehe sich die Führer über die Art des Widerstandes geeinigt hatten. Aber selbst wenn Gefahr drohte, glaubte man allseitig, derselben trotzen zu müssen, um durch offene Einigkeit und Energie die Bevölkerung zu der Ueberzeügung zu bringen, dass sie nicht im Stande sei, der Gesammtmacht gegenüber irgendwelche Vortheile zu erringen, und so endlich die Gährung zu unterdrücken und Frieden zu schaffen. Die Annahme, die Neger unvorbereitet zu überraschen, erwies sich als richtig; denn auf dem Marsche wurden wir gar nicht behelligt und verloren beim Angriff auf das Dorf Luvula nur einen Mann, während auf der anderen Seite drei Todte gezählt wurden. Da wir ausserdem noch drei Gefangene machten, die als Geiseln bei den Unterhandlungen dienen konnten, so glaubte man von einem weiteren Vorgehen gegen die übrigen Dörfer absehen zu können. Es war wiederum die einstimmige Ansicht Aller, dass von jedem weiteren Blutvergiessen Abstand zu nehmen sei, da die bisherige Demonstration jedenfalls die beabsichtigte Wirkung erzielen müsse. — Nun aber fühlte man, in welcher kritischen Lage man sich befand. Niemand wusste, was die Neger unternehmen würden; doch waren alle Betheiligten der Ansicht, dass man neuen Angriffen mit verstärkten Kräften entgegenzus'ehen habe. In einer ausserordentlich erregten Berathung einigte man sich dahin, dass der drohenden Gefahr gegenüber ein englisches Kriegsschiff aufgesucht werden müsse, dessen Commandant durch ein die Situation schilderndes von sämmtlichen Weissen zu unterzeichnendes Schreiben zu schleuniger Hülfe veranlasst werden solle. Zu diesem Zwecke stand uns nur der kleine Flussdampfer „Fanny“, der die Eindrücke seiner denkwürdigen Fahrt noch an sich trug und daher sehr geeignet schien, dadurch der vorzutragenden Bitte noch mehr Nachdruck zu verleihen, zu Gebote. Er wurde auch bereitwillig zur Verfügung gestellt, doch war leider der einzige Maschinist in Folge der letzterlittenen Aufregungen so schwer L o a n g o . I I , Ix iSslw9 ■3


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