Schon seit langer Zeit hatte zwischen der Negerbevölkerung und den Weissen Landanas eine Spannung bestanden, die ihren natürlichen Grund wol in dem fast gänzlichen Brachliegen des Handels fand; die Einen mussten- ihre Schiffe leer oder doch kaum halb beladen nach Europa schicken und waren gezwungen, sparsamer und eingeschränkter zu leben als im vergangenen Jahre; die Anderen sahen die Rationen an Rum und Stoffen immer schmäler und kleiner werden, während die früher reichlich gespendeten Geschenke ganz auf hörten. So leitete sich eine Verstimmung ein, die bei den mehr und mehr überhand nehmenden Erpressungsversuchen der Schwarzen und der in Folge davon vergrösserten Reserve der Weissen sich immer mehr steigerte und bei den geschickten Operationen Jener und der auf kaufmännische Interessen begründeten Zerfahrenheit Dieser sich zu einem Ereigniss zuspitzte, das dem unhaltbaren Zustande gewaltsam ein Ende machte. Wir waren von der gefahrdrohenden Gährung wol unterrichtet worden und hatten schon zu Anfang December 1875 den vereinigten Bitten der drei Handelshäuser gegenüber unsere Hülfe im Falle eines Angriffs auf Landana zuge- sagt. Schon damals war als Nothsignal am Tage eine lange weisse Flagge und Nachts eine aufsteigende Rakete verabredet worden. Jedermann hatte seitdem in der schwülen Erwartung nicht zu vermeidender Widerwärtigkeiten gelebt, und allnächtlich hatte eine Wache auf unserem Klippenabhange fleissig Auslug gehalten, ob das Feuersignal etwa gegeben würde. Aus Furcht, den Interessen ihrer Häuser zu schaden, zögerten die Weissen entschlossen gemeinsam' vorzugehen und der Gefahr die Stirn zu bieten, ja hielten sich auch dann noch ruhig, als einer aus ihrer Mitte von erregten Negern thätlich insultirt wurde und beinahe als Geisel in ihr Dorf geschleppt worden wäre, indem sie die Angelegenheit als eine rein persönliche des Betreffenden, welche sie in keiner Weise berührte, ansehen zu müssen Vorgaben. Später hatte man wol versucht, Unterhandlungen einzuleiten und Alles in’s Gleiche zu bringen, doch fühlten die Neger zu sehr ihr Uebergewicht und stellten so unmässige Forderungen, dass man zu keinem Resultat gekommen war. Gegen Anfang Januar nun erhielt ich von dem Händler, welcher sich jene Insulte hatte gefallen lassen müssen, die Aufforderung, mit circa zwanzig Mann zu ihm zu stossen, da er mit einem kleinen Dampfer den Tschiloango flussaufwärts gehen wolle, um ein ihm gehöriges Handelshaus daselbst zu schliessen und die Waaren zurückzuziehen, wobei er auf Schwierigkeiten zu stossen fürchtete. Ich schlug ihm die Bitte natürlich mit dem Bemerken ab, dass wir, Bitte Um Beittahd. ' zu wissenschaftlichen Zwecken ausgeschickt, für alle unternommenen Schritte verantwortlich wären, dass wir unmöglich in private Unternehmungen eingreifen könnten und nur bei einer Landana drohenden Gefahr, bei einem Angriffe, zum Schutze der Europäer herbeieilen würden. Da das Verhalten der Expedition, als die kriegerischen Verwickelungen in der Heimat bekannt wurden, sich nicht in allen Kreisen einer wolwollenden'Beurtheilung zu erfreuen hatte, so-, erscheint es mir zur Klarlegung der Verhältnisse angezeigt, die diesbezüglichen Schriftstücke in der Uebersetzung wortgetreu wiederzugeben. Der Brief des französischen Hauses lautete: , \ \ Landana, den 5. Jan. 1876. Geehrter Herr, Würden Sie wol die Güte haben, uns Morgen mit 20 Mann zu Hülfe zu kommen, wenn die Barre passirbar ist und dem Dampfer flussaufwärts zu gehen gestattet? Denn ich glaube nach einem Briefe, den ich. soeben von dort erhalten, annehmen zu müssen, dass sich an der Flusssperre eine grosse Macht angesammelt hat und ebenso in Tschiuma, das man anzugreifen beabsichtigt. Ein soeben angekommener Bote meldet, dass sich Bewaflhete schon in der Factorei zu Tschimfimo gezeigt haben. Wir denken gegen 10 Uhr von Tschiloango aufzubrechen, und wenn Sie die Güte haben wollen, zu erscheinen, so lassen Sie es mich wissen. Es würde unnöthig sein, nach Landana zu kommen, da wir Sie in Tschiloango an Bord nehmen können. Indem ich Ihnen im Voraus danke, bin ich etc. Diesem Schreiben lagen noch vom holländischen Hause folirende Worte bei; Sehr geehrter Herr, Ich habe noch keine sicheren Nachrichten, doch höre ich von Insono, dass eine furchtbare Erregung unter den Negern herrscht und dass dort schon welche gewesen sind. Ich habe unserem Hause befohlen, neutral zu bleiben. Auch in Tschimfimo haben sich bewaffnete Leute gezeigt. Wenn Alles dies wahr ist, füge ich im Namen unseres Hauptagenten in Banana meine freundliche Bitte zu der des französischen. Hauses* • Darauf antwortete ich folgendes: Tschintschotscho^den 5. Jan. 1876. Geehrter Herr, Nachdem ich soeben Ihren Brief erhalten habe, bedaure ich sehr, Ihre Bitte nicht erfüllen zu können.
27f 32-1
To see the actual publication please follow the link above