davon waren die einen eigenthümliche Laute des eindringlichsten Bittens, die anderen solche der Furcht und des Entsetzens. In sel- teneren Fällen wurde noch ein widerwilliges, abwehrendes Knurren vernommen. Was Du Chaillu über das eigenthümliche Trommeln der Gorillas berichtet und was Herr Hugo von Koppenfels (wol der einzige weisse Mann, der bisher nachweislich Gorillas eigenhändig erlegt hat) auf seinen Jagden beobachtete, fanden wir völlig bewahrheitet, da unser „Mpungu“ zu verschiedenen Malen, augenscheinlich im Uebermass des Wolbefindens und aus reiner Lust, diq Brust mit beiden Fäusten bearbeitete, indem er sich dabei auf die Hinterbeine erhob; dies ist übrigens, so viel ich weiss, während seines Aufenthaltes in Europa nicht mehr beobachtet worden, vielleicht gerade weil er den Grad der Gesundheit hier nicht bewahren konnte, den er zu jener Zeit in seiner Heimat wiedererlangt hatte. Ausserdem gab er seiner Stimmung häufig in rein menschlicher Weise durch Zusammenschlagen der Hände, das ihm nicht gelehrt worden war, Ausdruck und vollführte zu Zeiten sich überstürzend, hin und hertaumelnd, sich um sich selbst drehend so ausgelassene Tänze, dass wir manchmal bestimmt glaubten, er müsse sich auf irgend eine Weise berauscht haben. Doch war er nur aus Vergnügen trunken; nur dies liess ihn das Mass- seiner Kräfte in den übermüthigsten Sprüngen erproben. Besonders auffällig war die Geschicklichkeit und Behutsamkeit, die er beim Fressen an den Tag legte: kam zufällig einer der übrigen Affen in’s Zimmer, so war Nichts vor ihnen sicher, Alles fassten sie neugierig an, um es dann mit einer gewissen Absichtlichkeit von sich zu werfen oder achtlos fallen zu lassen. Ganz anders der Gorilla: er nahm jede Tasse, jedes Glas mit einer natürlichen Sorgfalt auf; umklammerte, das Gefäss mit beiden Händen, während er es zum Munde führte, und setzte es dann leise und vorsichtig wieder nieder, so dass ich mich nicht erinnere, ein Stück unserer Wirthschaft durch ihn verloren zu haben. Und doch haben wir dem Thiere niemals den Gebrauch der Geräthe noch andere Kunststücke gelehrt, damit wir es möglichst naturwüchsig nach Europa brächten. Ebenso waren seine Bewegungen während des Fressens ruhig und manierlich; er nahm von Allem nur so viel, als er zwischen dem Daumen, dem dritten und Zeigefinger fassen konnte und schaute gleichgültig zu, wenn von den vor ihm aufgehäuften Futtermengen Etwas weggenommen wurde. Hatte er aber noch Nichts erhalten, so knurrte er ungeduldig, beobachtete von seinem Platze bei Tische aus sämmtliche Schüsseln genau und - begleitete jeden von den Negerjungen abgetragenen Teller mit ärgerlichem Brummen oder einem kurz hervorgestossenen grollenden Husten, suchte auch wol den Arm der Vorbeikommenden zu erwischen, um durch Beissen oder täppisches Schlagen sein Missfallen noch nachdrücklicher kund zu thun. In der nächsten Minute spielte er wieder mit ihnen wie mit Seinesgleichen und unterschied sich dadurch gänzlich von allen übrigen Affen, namentlich den Pavianen, welche einen instinctiven Hass gegen viele Individuen der schwarzen Race zu haben scheinen und ihre Bosheit mit ganz besonderer Vorliebe an ihnen auslassen. Er trank saugend, indem er sich zu dem Gefäss niederbückte, ohne je mit den Händen hineinzugreifen, oder es umzustossen, setzte kleinere jedoch auch an den Mund. Im Klettern war er ziemlich geschickt, doch liess sein Uebermuth ihn hin und wieder die gebotene Vorsicht vergessen, so dass er einmal aus den Zweigen eines glücklicherweise nicht hohen Baumes auf die Erde herabfiel. Es scheint aber, als würden die Bäume nur von ihnen erstiegen, um Nahrung zu suchen, während der gewöhnliche Aufenthaltsort der Waldboden ist. Ebenso bleiben sie gewiss Nachts auf der Erde und raffen sich von allen Seiten Blätter und Reisig zum Lager zusammen, wie wir es den unsrigen oft mit einer Alles um sich her vergessenden Emsigkeit thun sahen. Herr von Koppenfels hat dies auch namentlich bezüglich alter männlicher Gorillas bestätigt. Bemerkenswerth war dabei seine Reinlichkeit; denn wenn er zufällig in Spinngewebe oder Abfallstoffe gegriffen hatte, so suchte er sich mit einem komischen Abscheu davon zu befreien oder hielt beide Hände hin, um sich helfen zu lassen. Ebenso zeichnete er sich selbst durch völlige Geruchlosigkeit aus und liebte über Alles, im Wasser zu spielen und herumzupatschen, ohne dass ihn übrigens ein eben genommenes Bad gehindert hätte, sich gleich darauf im Sande mit anderen Affen zu amüsiren und herumzukollern. Von allen den seine Individualität scharf ausprägenden Eigenschaften verdient seine Gutmütigkeit und Schlauheit oder eigentlich Schalkhaftigkeit hervorgehoben zu werden: War er, wie dies wol anfänglich geschah, gezüchtigt worden, so trug er die Strafe niemals nach, sondern kam bittend heran, umklammerte die Füsse und sah mit so eigenthümlichem Ausdruck empor, dass er jeden Groll entwaffnete; wollte er überhaupt Etwas erreichen, so konnte kein Kind eindringlicher und einschmeichelnder seine Wünsche zu erkennen geben als er. Wurde ihm trotzdem nicht gewillfahrtet, so nahm er seine Zuflucht zur List und spähte eifrig, ob er beobachtet würde. Gerade in solchen Fällen, in denen er mit Beharrlichkeit eine gefasste Idee verfolgte, war ein vorgefass
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