Auch beim Hüttenbau gilt wie überall als Hauptprincip, der bewegten Luft ungehinderten Zutritt zu schaffen, und deshalb ist auch das dem Lande eigenthümliche Baumaterial der Palmblattrippen oder Papyrusschafte der undurchlässigen Wandfügung mit Brettern bei Weitem vorzuziehen. Es überzeugten uns hiervon Ereignisse besonders trauriger Art: Die einzige in unserer Nähe befindliche europäische Ansiedlung lag kaum 200 Schritt von uns entfernt und um so viel näher an einer sumpfigen Lagune. So lange die Hütte aus Papyrusschaften bestanden hatte, so dass der am Tage herrschende Seewind ungehindert hindurehziehen konnte, waren die Bewohner nicht mehr als Andere von Fiebern heimgesucht worden und hatten sich relativ wol befunden; kaum aber war ein stolzes einstöckiges Holzhaus an die Stelle der früheren bescheidenen Wohnung getreten und liess die mit dem Nachtwinde gebrachten Miasmen allmählich in sich ansammeln, so erkrankte der Erbauer am perniciösen Fieber und war nach 36 Stunden todt; ihm folgte in der nächsten Regenzeit ungeachtet aller zu seiner Rettung gemachten Anstrengungen der zweite Besitzer unter ganz gleichen Erscheinungen, und auch der dritte wurde nicht lange nachher krank wie seine Vorgänger, jedoch rettete ihn eine kräftige Constitution vor dem Tode, dem er fast schon änheimgefallen war. Ob in diesen Fällen die Höhe des Hauses mit in Betracht kam, indem die Dünste früher über die niedrige, gewissermassen im todten Winkel liegende Hütte fortgezogen waren, jetzt aber vom Luftstrom voll auf die Schlafzimmer geführt wurden, muss ich dahingestellt sein lassen, halte es jedoch für sehr wol möglich. Die nächste Umgebung der Gehöfte muss ebenso wie diese selbst sauber und rein gehalten werden; vorzüglich kleinere stagnirende Wasserlöcher sind wegen der in ihnen lebenden Mosquitolarven von Zeit zu Zeit auszuschöpfen oder gänzlich zu verschütten, und die Abfallstoffe mit Sorgfalt durch Feuer zu vernichten, von dem man überhaupt einen ausgedehnten Gebrauch machen muss. Verfährt man in der angegebenen Weise, indem man die nöthi- gen Vorsichtsmassregeln nie aus den Augen lässt, so wird man sich wenig über die Unbilden des Klimas zu beklagen haben, wenn man die Fieber auch nicht ganz vermeiden wird; denn dafür giebt es keine Acclimatisation. Athmet man die Miasmen ein, so werden sich auch die Folgen bemerkbar machen, ganz gleich ob es sich um einen Schwarzen oder einen Weissen, .einen frischen Ankömmling oder einen ansässigen Europäer handelt. Die Folgen werden aber leichte oder schwere sein, je nachdem die uns noch unbekannten Agentien auf empfänglichen Boden fallen oder nicht, und während' sie sich im gestählten, vorbereiteten Körper nur als leichte Anfälle documentiren, richten sie den geschwächten, widerstandslosen zu Grunde. Im Allgemeinen kann man sagen, dass das africanische Fieber, das mit unserm Intermittens- oder Wechselfieber gleichbedeutend ist, -und über das im Anhänge ausführlicher gesprochen werden soll, nicht in der Weise gefürchtet zu werden braucht, als es vielfach geschieht; einmal deshalb nicht, weil es selten hochgradig und in gefährlichen Formen aüftritt, sondern nur gewissermassen die Stelle unserer Erkältungsfieber einnimmt, und dann, weil wir in dem Chinin ein so wirksames Mittel dagegen besitzen, wie wir es kaum noch gegen eine andere Krankheit kennen. Doch gerade weil es so wirksam ist, fordert seine Anwendung ganz besondere Ueberlegung; einer der bedeutendsten Reisenden hat einen continuirlich fortgesetzten Gebrauch desselben angerathen; es fragt sich, ob dieser im Stande wäre, uns vor Fieber zu schützen. Ich halte dies für unwahrscheinlich; jedenfalls dürfte der relativ geringe Nutzen den Gefahren gegenüber, welchen der Körper durch jahrelangen Chiningenuss ausgesetzt wird, kaum in Betracht kommen. Wie sich gerade aus der schnellen und sicheren Wirkung des Chinin ergiebt, ist es keineswegs ein indifferentes Mittel; nach etwas grösseren Dosen treten Verdauungsbeschwerden und Muskelzittem, später, wenn mit dem Gebrauche fortgefahren wird, Vergiftungssymptome auf, die sich in den wichtigsten Organen, Herz,. Gehirn und Rückenmark zeigen. Es erhellt daraus, dass wir in der Anwendung vorsichtig sein müssen, wenn wir später dem Vorwurf entgehen wollen, selbst beträchtlich zur Zerrüttung unseres Körpers beigetragen zu haben. So kann ich mich nach meinen Erfahrungen nur absolut gegen den fortwährenden, ohne Rücksicht auf Umstände und Wol- befinden fortgesetzten Chiningebrauch aussprechen. Tritt leichtes Un- wolsein auf, das entweder der Vorbote eines Fiebers ist oder doch die Disposition zur Erlangung eines solchen schaffen kann, so ist Chinin sofort, ohne abzuwarten, bis die. Symptome den ausgesprochenen Intermittenscharakter annehmen, vorsorglich in kleinen Dosen anzuwenden: ebenso wenn man durch ein notorisch ungesundes Gebiet kommt und sich seinen Einflüssen oder ungewöhnlichen Anstrengungen durch Märsche in der Sonnenglut ausgesetzt hat; nie aber bei völligem Wolbefinden oder unter gewöhnlichen Verhältnissen. Tritt ausgesprochenes Fieber ein, so sind grosse Dosen angezeigt, die dann stets in kurzer Frist das schädliche Agens tilgen und dem Körper die frühere Gesundheit zurückgeben. Dabei wird man so viel als 8*
27f 32-1
To see the actual publication please follow the link above