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das Ganze zu faßen, „in Erdteilen zu denken“ . Unfere Seele verläßt den einengenden Körper, verwirft Maße und Sinn vorherrfchender Körperlichkeit. Wir fehen nicht mehr die in verfchiedenen Richtungen verfließenden ewigen Wege, wir empfinden nur noch die Einheit eines infolge zerftörender Einzelficht im Grunde genommen doch noch von Rätfelfchleiern überdeckten Erdteiles. Heute, wo ich diefes Werk feinem Abfchluß nahegerückt fehe, erfüllen mich die Gefühle der Verehrung, der Dankbarkeit und eines ftillen Erfchauerns. Verehrung vor der abgefchloßenen Zeit, vor einem abgeroßten Jahrhundert unendlicher Mühen, einem Jahrhundert der Opfer und Hingabe, des Sammeleifers und einer bis ins kleinfte fich verfenkenden, ohne Selbftaufgabe nicht zu denkenden Verftoßlichung. Die Klein- und Feinarbeit des XIX. Jahrhunderts hat die Möglichkeit zu neuer Synthefe gegeben. Zum zweiten: Dankbarkeit! Ohne die freundliche Förderung, die meinem Werke im Laufe vieler Jahre erft Prof. Dr. Thilenius, der Leiter des Hamburger Mufeums, dann Prof. Dr. Weule, der Leiter des Leipziger und Prof. Dr. Ankermann, der Leiter des Berliner Mufeums, und zuletzt Kaßer Wilhelm II. und der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg gewährt haben, wäre es nicht gelungen, die Grundlagen des Inftitutes, denen diefes Buch fein Dafein verdankt, auf fo breiter Bafis zu fchaßen. Mit Füller Wehmut gedenke ich jener Zeit, in der wir uns noch frei auf diefer Erde ergehen durften, und in der Hunderte von belgifchen, englifchen und franzößfchen Beamten und Kaufleuten gern bereit waren, unferer Sache zu dienen und die Fragebogenbeftände des Afrika-Archivs zu füllen, ohne welche die hier wiedergegebenen Kärtchen niemals die gewünfchte Klarheit gewonnen hätten. Undankbar wäre ich auch, wenn ich nicht in Betracht ziehen würde, was alles an ftarken Kräften unferem Werke gerade in der Zeit der größten Not ejwachfen ßt. Als es galt, das Werk umzufteßen und an Stelle des Schöpfens aus dem Großen ins Kleine den Mikrokosmos in das Spiegelbüd des Makrokosmus zu verwandeln, d. h. aus dem im Afrika-Archiv und im Inftitut für Kulturmorphologie aufgehäuften und durchgearbeiteten Arbeitsftoß heraus das dem äußeren Auge unßchtbar gewordene Leben eines Erdteiles dem inneren Schauen zu öffnen, da fand ich im Reich wie bei verfchiedenen Bundesftaaten, in unferer Heimatgemeinde, der Stadt München, fowie in weiten Kreifen Weiterblickender fo freundliche Förderung, daß wir bis heute noch nicht nötig haben, am Beftand unferes Werkes zu zweifeln. Vor allem aber heißt es hier, der tapferen Mitkämpfer zu gedenken, die fich im Inftitut um unfer Werk ge- fammelt haben. Ich wüßte in der ganzen Schar der Männer und Frauen, die ihre Tage und teilweife ihre Nächte arbeitfam in den Räumen des Archivs verbracht haben, nicht einen zu nennen, der nicht in irgendeiner Weße an der Vollendung diefes Werkes mitgewirkt hat. Ihnen allen Dank. Mit ihnen allen aber weiß ich mich eins, wenn ich drei Namen betonend hier in den Vordergrund ftelle, den unferes Direktors, Dr. Kurt von Boeckmann, der ftets jedermanns Sorge und Bekümmernis zu zerftreuen verfteht, den unferes Kartographen, Oberftleutnant Ludwig Ritter von Wüm, der unfer Lebenselement, die Karten, erftehen läßt und der auch hier feine Meßterfchaft belegt hat, und den des Kunftmalers Hubert Hagler, der die Umzeichnungen zu diefem Werke fchuf. Derartig organßch aufwachfende Arbeitsgemeinfchaft war fraglos dazu berufen, die Auf- merkfamkeit weiterblickender Unternehmer zu erwecken. Aber es war mir eine große Freude, als vor nun faft einem Jahre Dr. Heinrich Beck, der Juniorchef unferes Verlages, mit demVorfchlag, das Werk zu übernehmen, an uns herantrat. Herrn Dr. Heinrich Beck gebührt fraglos unfer Dank und der Dank der Freunde, die diefes Werk fich erwerben werden. Seinem oft bis ins Kleinfte fich verfenkenden Schönheitsbedürfhis, der Hingabe Herrn Prof. Ehmckes, der über dem Werk als Kunftwart wachte, und der Gründlichkeit unferes hebenswürdigen Freundes Herrn Albers verdankt dies Buch Verfeinerung und Ausftattung. Das heute meine Empfindungen vorherrfchend beftimmende Gefühl ift das eines ftillen Erfchauerns. Im nächften Jahr werden fünf Luftren verftrichen fein, feitdem ich in jugendlich unbändiger Weife die Lehre von der organifchen Natur und Selbftändigkeit der Kultur und die Forderung einer neuen Arbeitsweße ausfprach. Damals empfing die Wißenfchaft im fpeziehen und die Mitwelt im allgemeinen diefe Gedanken mit Spott und fchroßer Ablehnung. Der Uberhebung des jungen Gelehrten fetzte die Welt ihr Selbftbewußtfein gegenüber. Heute nun tritt das gleiche Problem wie damals auf und findet in dem Ausdruck des Atlas Africanus Freunde und Förderer im Inlande und im Auslande. Der Kampf um ein Arbeits- und Anfchauungsrecht im Sinne der Lehre ßt abgefchloßen. Aus dem harten Ringen eines Vierteljahrhunderts ift uns die Arbeitszuweifung und damit eine große


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