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„DIE EWIGEN WEGE“ DER ungeheure Orkan, der im Jahre 1914 über die Träger der europäifchen Kultur hereinbrach, hat neben vielen unendlich großen auch eine Unzahl kleiner Exiftenzen getötet oder ihre Vollkraft gebrochen oder fie nicht mehr zum vollen Aufblühen kommen laffen. Zu letzteren gehört das feinerzeit auf vier Bände angelegte Werk „Und Afrika fprach“ , dellen erfte drei Bände: „Auf den Trümmern des klaffifchen Atlantis“, „An der Schwelle des verehrungswürdigen Byzanz“ und „Unter den unfträf- lichen Äthiopen“ noch geborgen werden konnten, während ich den letzten, fchon angekündigten Band „Die ewigen Wege“ fchuldig blieb und nun notgedrungen — fchuldig bleiben werde. Das Denken und Bedürfnis der Menfchen von 1915 und das derer von 1922 ift fchier um ein Jahrhundert verfchieden. Die Formen von 1915 find als Neu- fchöpfungen heute nicht mehr möglich. Die vor dem Weltkrieg erdachten „Ewigen Wege“ find jetzt nicht mehr denkbar. Für uns und mich wenigftens. Im Jahre 1914 verloren wir unfere Freiheit, und die Ausfahrt in unfere uns immer noch nicht wiedergegebenen Kolonien oder gar in fremde Teile Afrikas ift feit damals dem deutfchen Forfcher verfagt. Die Folge war naturgemäß, daß wir uns mehr und mehr vom Gedanken an das „Feldwerk“ zur Vertiefung in „Heimarbeit“ zurückzogen und begannen, ohne die Befchaffung neuer Stoffe erft nur zu verfuchen, in intenfiver Weife das früher Eingeheimfte zu durchleben. So trat denn an die Stelle einer das Afrika-Archiv vermehrenden Expeditionsleiftung der DIAFE (Deütfche Inner-Afrikanifche Forfchungs-Expedition) .eine das Afrika-Archiv vertiefende Arbeitsgemeinfchaft in Geftalt des Forfchungsinftitutes für Kulturmprphologie. So ent- ftanden die Bände der Atlantisausgabe und vor allem der „Atlas Africanus“ . „Die ewigen Wege“ aber werden erfetzt durch „Das unbekannte Afrika“ . Derart finden eine alte Zeit und eine alte Arbeitsweife ihren Abfchluß in einer neuen Denkweife, einem aus acht fchlimmen Jahren entfproffenen neuen Weltempfinden, das uns alle packt. Denn vorher, als wir uns noch frei bewegen konnten, da dachten und maßen wir von uns aus, aus unferm Heimatgefühl, an uns felbft die Welt, die Völker, die Kultur. Heute aber, wo wir eingefchlolfen find, ift es uns Bedürfnis, Möglichkeit und Notwendigkeit,


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