Wir kennen die Insekten, von ihrem Ursprung vom
Ey an, durch ihre öftern Häutungen, und Verwandlung
bis zu ihrer Vollkommenheit, noch zu wenig; bey vielen
kennen wir sogar ihre Larve noch nicht.
Kein Ey von einem Insekte ist dem andern gleich.
Jede Familie hat in selbigem den Stempel eines eignen
Gepräges in sich, das sich Von andern unterscheidet.
Bey den Schmetterlingen ist solches noch am leichtesten
zu beobachten, weil man ihrer Eyer eher habhaft
werden kann, als bey andern Insekten.
Keine Familie von Schmetterlingen ist, die nicht schon
in ihrem Ey , ein eigenes, eigenthümliches Gepräg, in
Form und Gestalt zeige; so dafs ein geübter Beobachter
sogleich an dem Ey erkennen kann, zu was für einer
Schmetterlingsfamilie der Falter gehöre, den er aus selbigem
zu erwarten hat.
Aber wer kann sich wohl dieser Erfahrung, den Ursprung
eines jeden Insekts bis zu seinem vollkommnen
Zustande zu kennen, rühmen?
Die grofse Kette dieser Geschöpfe in einem vollstän-^
digen Zusammenhang zu liefern, welch eine ungeheure
Forderung wäre diefs? Bruchstücke — diefs ist alles was
zu erwarten ist.
Wenn zu dem was der vortreffliche Fabri cius schon
geliefert, auch neulich uns mit einem so wichtigen Zusatz
durch sein Supplementum Entomologice Systematicce beschenkt
hat —■ noch jeder Freund der Entomologie sein
Scharfchen beyzulegen geneigt wäre, wie könnten nicht
mit der Zeit diese verschiedenen gesammelten Beobachtungen
als Materialien zu einem solidem Gebäude mit so
grofsem Nutzen angewandt werden?
Wie so manchem Naturfreund fällt nicht oft eine ungesuchte
Gelegenheit in die Hand, diefs oder jenes wichtige
zu entdecken und zu bemerken, das aber leider unbekannt
bleibt, wie er selbst.
So wohl für die Botanik, als auch für die Entomologie
ist unser Helvetien sehr reichhaltig an allerley Produkten.
Die vielen Abwechslungen von Bergen und Thä-
lern, Erdstrichen, Flüssen, Seen und Wäldern— Kurz es
ist kein Bezirk, wo nicht immer eine Menge neuer Gegenstände
dem Beobachter zu diesem Behufe bereit stehe,
wo er seine Kenntnisse erweitern, seine Forschb erierde
befriedigen, sein Herz erheitern und erfreuen könne.
Ich kann hier den Wunsch nicht unterdrücken, dals
in jedem Canton unsers lieben Schweitzerlandes, wo nicht
grofse Kenner, doch wenigstens auch mehrere Liebhaber
und Beobachter der Natur sich finden mögten, wo jeder
an seinem Orte und in seiner Gegend, was er hie und
da entdeckt, sich richtig bemerke, und dafs von Zeit zu
Zeit, die gesammelten Beobachtungen, an einem bestimmten
Orte zusammengetragen werden mögten.
Ich zweifle keineswegs, dafs dieses zur Aufnahme, und
zu weitern Fortschritten in der Naturgeschichte kein geringes
bey tragen, und dadurch vieles mehr geleistet und
ausgeführt werden könnte.