
Totanus ochropus und glareola, sowie der nirgends am Wasser
fehlende Actitis hypoleucos, während der wachsame Wiesenpieper
(Anthus pratensis) Einen überall mit seinem heiseren „iht, iht“
umschwärmte. Diese nebst vielen anderen Ungenannten waren
Alle auf dem Zuge in ihre nördlicher liegenden Heimathsgefilde.
Aber auch andere Vögel wurden sichtbar, welche als Stand- und
Brutvögel zu betrachten sind. An die Spitze Aller stelle ich einen
Eichelheher, den Herr W. heim Morgenpürschgange aus einer
Terebinthpistacie scheuchte und ihn deutlich als solchen erkannte.
Ich vermuthe, dass es der seltene von Verreaux als Garrulus minor
beschriebene Heher gewesen ist, eines der wenigen Objecte, die
mir als höchst begehrenswerth auf meiner Reise aufgestossen,
aber nicht zugekommen sind, denn bedauerlicherweise hatte Herr
W. von dem grossen Werthe dieses Vogels keine Ahnung gehabt,
da er ihn sonst ohne Mühe hätte schiessen können. Zu den
Stand- und Brutvögeln gehört auch unstreitig der Crateropus
fulvus, welcher sich schon in Paaren abgesondert zu haben schien,
wiewohl noch ganze Schwärme dieser anmuthigen, bereits einer
anderen Region als der paläarktischen zugehörigen Vögel sichtbar
wurden. Immer von Neuem riss mich die Anmuth dieser Vögel
hei der Beobachtung fort. Mit hochgestelztem Schwänze hüpften
sie auf dem Boden oder am Gründe des dichten Gesträuches
umher, bis der Pfiff eines abstreichenden cj ertönte, dem dann
die ganze Gesellschaft, dicht über dem Boden fliegend, bis zum
nächsten Buschwerke folgte. Es kann so oft lange währen und
viele Mühe und Zeit kosten, bis es endlich gelingt, einen von
ihnen zu erlegen. Sie standen bestimmt noch nicht in ihrer
Fortpflanzungsperiode, obgleich die geschossenen und vielfach
daraufhin untersuchten Pärchen geschwollene Testikel und vom
Stocke sich lösende Eierchen aufwiesen. Auch die Gruppe der
Würger gehört hierher mit ihren 2 Artrepräsentanten (Lanius
dealbatm und rutilans), sowie das blasse Klippenhuhn, von dem
ich ein Nest mit 10 Eiern fand. Aber nicht diesem galt unser
Gang. Unser Sinn stand nach den Wüstenhühnern und ihren
Brutplätzen. Wir durchstreiften die ganze .Gegend darnach, umsonst!
Nicht nur die a ls Tränkestelle vermeintliche Wasserlache
erwies sich leer, wie das um diese Tagesstunde auch nicht anders
zu. erwarten stand, sondern auch die ganze Umgegend, wo weit
und breit kein Wüstenhuhn zu sehen war. Wenn es wahr
ist, dass die Wüstenhühner in Colonien brüten, so müssen
diese Plätze mitten in der unwirtlichsten Steinwüste liegen,
fernab von den Karawanenrouten und Verkehrswegen, wenn man
von solchen überhaupt in dieser Wüste zu sprechen berechtigt
ist. Oder diese Hühner nisten vereinzelt und zerstreut über dem
ganzen Gelände, was mir noch das Wahrscheinlichste zu sein
scheint. Dagegen spricht freilich wieder die grosse Neigung zur
Geselligkeit, denn man begegnet ihnen nur in sehr seltenen Fällen
paarweise, meist immer in grossen Schaaren und Schwärmen.
In der Steinwüste tra t auch wieder die dunkel gefärbte, gross-
schnäblige Hauhenlei'che auf, welche wir öfters sahen und erlegten.
Ganz besonders achtete ich auf die seltene Alaemon Duponti,
welche von Tristram im Oued N’ga angetroifen und gesammelt
wurde. Ihretwegen hauptsächlich unternahm ich die Tour hierhin
und hoffte von Tag zu Tag eines Pärchens ansichtig zu werden.
Leider hat sich trotz eifrigster Suche nach dieser dunkelfarbigen
Läuferlerche meine Erwartung nicht erfüllt, — weder heute,
noch später, sodass ich dies als eine der wenigen Lücken auf
meiner Reise bezeichnen muss, die späteren Forschungen auszufüllen
übrig bleiben.
Als wir in einem tiefen Thal entlang schritten, dessen hohe
Uferwände mit dichten Saribbüschen bestanden waren, gewahrte
ich auf einem abstehenden, trockenen Aestchen dicht an einander
gedrängt 6—8 Zwergohreulen. Die possierlichen Dinger sassen
traulich beisammen, die Federohren hoch emporgerichtet, und
gewährten einen ganz reizenden Anblick. Eins nach dem anderen
flog auf und davon, als ich sie mit meinen Blicken fixirte. Es
gelang uns 2 Stück davon zu erlegen. Auch diesen Eulen, welche
offenbar auf dem Zuge waren, liegt ein natürlicher Hang zur
Geselligkeit zu Grunde, wie die zufällige Entdeckung dieser vielen
Stücke klar beweist. Ganz ähnliche Züge finden wir bei den
heimathlichen Verwandten dieser Familie, in Sonderheit, wenn
sie auf dem Striche oder Zuge sind, so z. B. bei der Waldohreule
(Otus vulgaris) und der Sumpfohreule (Brachyotus palustris).
Da ich gerade hei den Nachtvögeln hin, so darf ich nicht unerwähnt
lassen, dass es hier auch Ziegenmelker gab. Allabendlich
hörten wir das eigenthümliche Schnurren und Spinnen
dieser Vögel. Wir begaben uns daher schon gestern Abend auf
die Jagd nach ihnen. Kaum hatten wir den Berg, von’ dem wir
die Stimme des Nachtschatten vernahmen, zu ersteigen begonnen,
als auch schon der Vogel über uns gestrichen kam. Wir feuerten
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