
reibungen mit reinem Fett (Vaseline), welches sowohl der Epi-
dermisneubildung zu Gute kommt, als auch das unangenehme
Brennen lindert, jedes Antasten mit den Fingern dagegen ist absolut
zu vermeiden, wie überhaupt möglichste Schonung und
peinlichste Sauberheit nicht streng genug beobachtet werden
können. Eine unliebsame andere Erscheinung, welche der Sonnenbrand
schon in den ersten Tagen mit sich bringt, ist das Austrocknen
der Haut an den Händen. Sehr bald hat man nämlich
das Gefühl, als ob die Hände staubig wären und vermisst die
sonst wohlthuende anhaftende Feuchte und Geschmeidigkeit in
den Handtellern. Die Nägel werden spröde und brechen fortwährend,
ein für den mit feinen Nerven versehenen Organismus
unsagbar unangenehmes und empfindlich - peinigendes Gefühl.
Das ändert sich jedoch mit den Wochen, ganz allmählig fangen
die Fett- und Schweissdrüsen wieder regelrecht zu functioniren an
und verscheuchen mit ihrer Thätigkeit die unangenehmen Trockenheitserscheinungen.
Ganz besonders hatten in der Sonnengluth
unsere hölzernen Kisten zu leiden gehabt, die, obschon aus weichem
elastischem Pappelholz sorgsam gefertigt, alle Augenblicke krachten
und sprangen. Wir setzten sie, wo es eben möglich war in den
Schatten, oder breiteten, wenn dies nicht anging, unsere Decken
und Kleidungsstücke über sie aus. Auch vermieden wir stets
die Deckel offen stehen zu lassen, um ein Werfen derselben zu
verhindern. Dennoch muss einmal das Versehen stattgefunden
haben, und im Nu waren sämmtliche nicht verschlossene Deckel
krumm gebogen und konnten mit der grössten Anstrengung nicht
mehr ins Schloss gebracht werden. Geradezu fürchterlich und
betäubend war die Atmosphäre in unseren Kisten und Kästen.
Alles was weich, flüssig und flüchtig werden konnte, wurde es
hier; - Die mitgenommenen Tafeln Meunier-Chocolade waren wie
Brei, auseinander gegangen und befanden sich im Kistenraume
mehr im verflüchtigten als im flüssigen, geschweige denn im
festen Aggregatzustande, die mitgeführten Blechdosen der Ans-,
bach’schen - Armee-Conserven - Fabrik waren kaum anzufassen,
wenn die betreffende Kiste der Sonne exponirt lag und kullerten
so oft man sie bewegte, in bedenklicher Weise das dicke und
flüssige Element ihres Inhaltes herum. Dazwischen mengten sich
Wurst- und Pastetengerüche, geschmolzene Talglichter, Stiefel-,
Wäsche- und Kleiderdünste, auch trocknende Vogelbälge und in
Spiritus getauchte Beptilienleiber, Arsenikseife, Kampfer- und
Naphtalingerüche. Oft meinte man beim Oeffnen der Kisten
rückwärts umfallen und den daraus entsteigenden Dunst nicht
ertragen zu können. Am schlimmsten war es mit dem für uns
so nothwendigen Vaseline bestellt. In Blechdosen fest verschlossen
und verwahrt, hatte es. der eingedrungenen Hitze natürlich auch
nicht widerstehen können und war völlig ausgelaufen, alle unsere
Sachen, einölend und durchfettend. Nachgerade konnten aber
auch wir es im Freien nicht aushalten, und da ein Arbeiten im
Zelte wegen der darin angestauten Wärmeluft erst recht nicht
möglich war, klappten wir die eine Breitseite unseres Zeltes, auf
und befestigten sie vermittelst Stricken am gegenüberstehenden
Herrenzelte in horizontaler Lage schwebend über unseren Köpfen.
Dadurch stellten wir ein Plätzchen vom Umfange unseres Tisches
in den Schatten, in dem das Sitzen und Arbeiten ermöglicht
wurde. Fleissig und anhaltend wurden die Schätze präparirt,
die gestern und heute morgen eingesammelt waren, und die sich
in wahrhaft erstaunlicher Weise fortwährend mehrten. Den hier
umwohnenden Beduinen war der Auftrag ertheilt worden, Nester
und Vogeleier, sowie Reptilien aller Art zu suchen. Nun kamen
die ■ Naturkinder alle Augenblicke mit einem Waran, einem Uro-
mastix oder einem Neste mit Eiern heran, wofür sie jedesmal
einige Kupferstücke (Kharuben) empfingen. Nester und Eier
des Lanius dealbatus schleppten sie haufenweise herbei, so dass
ich kaum wusste, wie ich die Arbeit bewältigen sollte. Unser
Zelt war auf einer Seite völlig umstapelt mit dem Ballast der
Nester, die oft prachtvolle Varietäten der Laniuseier enthielten.
Bis gegen 4 Uhr hielt uns die Arbeit an den Tisch gefesselt,
dann machte ich mich mit meinem Schwager auf, um die Stelle,
wo ich gestern Abend das Wüstenhuhn geschossen hatte, gründlich
nach dem offenbar in der Nähe abgelegten Ei abzusuchen. Wir
ritten also auf unseren Maulthieren dahin. Aber so gewissenhaft
wir auch nach dem begehrten Ei suchten: wir fanden es
nicht, und mussten uns unverrichteter Sache auf den Rückweg
begeben. Das durchrittene Thal mit den vielen Büschen und
Brunnen gewährte uns grosses Interesse an der Beobachtung
vieler bekannten Laubvögel, die in einer wahren Unmenge dies
fruchtbare Thal bevölkerten und belebten. Vor den benachbarten
Felsen oder aus den in Getreidefeldern stehenden Saribbüscben
hörten wir vielfach das „ Kriaup “ des Steinhahnes oder das
,,Kräp“ und das „jäck, jäck“ der brünstigen’Henne. Wir schossen