
als ich den herrlichen Vogel betrachtete und wusste ihn augenblicklich
thatsächlich nicht unterzubringen. Aber es war nichts
Besonderes, nur das schön gezeichnete ? von Fteroclurus
alchata. Dies findet seine Erklärung darin, dass ich bis jetzt
nur (JcJ von diesem Wüstenhuhne in Händen hatte und mir bis
dahin das völlig anders gezeichnete fremd geblieben war. —
Beim Weiterritt eröffnete sich uns plötzlich ein überraschendes
Bild. Zunächst blieben unsere Blicke an grossen Bäumen haften
mit gewaltigen, dunkelgrün belaubten Kronen, welche sich mehrten,
je weiter wir ritten. Dann that sich ein liebliches Thal vor uns
auf, wie wir es noch nirgends angetroffen hatten. Umfangreiche,
dichte Saribbüsche reihten sich an einander, und der mit mannigfaltigen
Gräsern bedeckte Boden glich einem grünen Teppiche,
wie man ihn in der Wüste lange vergeblich suchen würde. Der
Grund zu diesem Vegetationsreichthume wurde uns denn auch
bald klar. In den tiefen Erdrissen stand noch Wasser, von den
winterlichen Regengüssen und dem Laufe eines hier vorbei-
fliessenden Oued übrig geblieben. Muthig ritten wir dem von
unsern Leuten gekannten Brunnen zu, den wir bald erreichten.
Aber er war zu tief für uns. Wohl an 100 Meter erstreckte ersieh
in den Boden, dazu unsere gesammten Stricke und Fesseln
nicht ausgereicht haben würden.
Sehr enttäuscht wollten wir bereits Halt machen, als uns
vorübergehende Araber an ein Wasser verwiesen, das nicht allzuweit
von hier stehen sollte. Die Aussagen bewahrheiteten sich
wir fanden ein Wasser, welches mit Lehm durchsetzt und
deshalb ganz braun von Farbe war. Doch war es nicht übel von
Geschmack und der Gedanke,, sich hier baden und waschen zu
können, wirkte belebend auf uns ein. Es wurde also Halt gemacht
und die Zelte aufgeschlagen. Vortrefflich mundete das Abendbrot,
bei welchem der Entschluss gefasst wurde, den morgigen Tag an
der vielversprechenden Stelle zu verweilen. Wir sind in dem berühmten,
mir aus der Literatur wohlbekannten, beutereich vorschwebenden
Thale des Oued N’ga.
S o n n a b e n d , den 22. A p ril 1893.. Um es nur gerade
herauszusagen: Ich war gestern Abend am Rande meiner Leistungsfähigkeit
angelangt. Ich hatte meine Kräfte über Gebühr angestrengt
und musste, — wenn ich den ganzen vor uns liegenden
Weg schadlos zurücklegen wollte, nothgedrungen eine Ruhe- und
Erholungspause eintreten lassen. Am schlimmsten waren meine
Füsse dran, die völlig wund und heiss gelaufen, entsetzlich brannten
und schmerzlich weh thaten. Aber auch meine Frau und die
Herren begrüssten es mit Freude, dass wir hier einen Tag rasten
wollten. Die gestrige Waschung meiner Füsse hatte Wunder
bewirkt, und wohlthätig äusserte sich der Erfolg der wiederholten
Umschläge mit Bleiwasser. Die Schmerzen waren verscheucht,
und ich konnte in Pantoffeln leidlich gut anftreten und gehen.
Die karkende Stimme der Wüstenhühner hatte mich frühzeitig
vor’s Zelt gelockt; — die tummelten sich in Sehaaren vor, neben
und über uns. Jetzt hielt es mich nicht länger an unserem
Platze. Eilig schlürfte ich den heissen Kaffee und machte mich
dann auf die Jagd nach den begehrten Hühnern auf. Ich durchstreifte
das Thal und gelangte bald in die petraeische Hochebene,
wo ich meine Augen fleissig überall schweifen liess, um womöglich
die Eier der Wüstenhühner zu entdecken. Aber nichts davon
liess sich sehen, sodass ich bald eine Schleife auf unser Zeltlager zu
machte. Einem Seitenthälchen entlang gehend, springt ein Hase
auf, den ich auf meinen Schuss regelrecht Rad schlagen sehe.
Eben war ich beschäftigt ein Würgernest aus dem scharfdornigen
Zizyphus auszuheben, als mein Schwager ankam, mit dem Neste
von Ammomanes cinctura in der Hand, welches 3 Eier enthielt.
Herumlaufende Beduinenjungen, welche meine Wünsche im Betreff
der Nestersuche vernommen hatten, brachten ein Nest von
A. algeriensis — ebenfalls mit 3 Eiern und etliche von Lanius
dealbatus heran. So hatte ich auf dem kleinen Gange bereits
eine Fülle begehrter Sammlungsobjecte eingeheimst und ging nun
vergnügt unserem Lager zu, um dort die meiner harrenden Arbeiten
vorzunehmen. Es war entsetzlich heiss, die Sonne brannte so
stark, dass die Epidermis in Fetzen in unseren Gesichtern herabhing.
Am schlimmsten war die Nase dran, deren Oberhaut sich
fortwährend abblätterte. Geradezu besorgnisserregend gestaltete
sich diese Erscheinung bei meiner Frau. Durch fortwährendes
Abblättern grösser Epidermislappen hatte sich unter
der permanent sich neu bildenden Haut eine Flüssigkeit angesammelt
, welche die Nase bedenklich afficirt erscheinen
liess. Dass es hierbei nur eines leichten Anstosses bedurft
hätte, um durch Infection e,ine bösartige, dem Clou von Biscra
ähnliche lokale Krankheit hervorzurufen, war mir nur zu
deutlich klar geworden, wesshalb denn auch mit grösster Vorsicht
damit umgegangen wurde. Sehr zu empfehlen sind Ein