
meinen Kopf geflogenen Schwarm Flughühner für Pterocles coro-
natus anspreche. Diese hatten ganz sicher keine Spiesse gehabt,
auch keine schwarzen Bäuche wie Pt. arenarius, die sehr kenntlich
im Fluge sind. Sie waren von sandfarbener Färbung, dem Pt.
senegalus gleichend und hatten eine mir ganz fremde Stimme.
Ich bedauerte sehr, kein Stück davon geschossen zu haben, da
mich der Schwarm plötzlich überraschte und längst ausser Schussweite
war, als ich mein Gewehr angebackt hatte. Die niedlichen
Ohrenlerchen waren häufig, wir fanden auch heute wieder mehrere
Nester dieser distinguirten Art. Von Reptilien wurde die Psam-
mophis sibilans in schön und dunkel gezeichneten Exemplaren
gefangen, da die Gegend vegetationsreicher wurde und damit
zugleich auf die Schuppenhaut der sehr variabelen Schlange vor-
theilhaft einwirkte. Auch meine ich auf dem Wege ein paarmal
die roth gepunktete Eremias flüchtig gesehen zu haben, kann
dies jedoch nicht bestimmt aussagen, da ich zu meinem Bedauern
kein Exemplar davon aufgegriffen habe. Ganz unermüdlich im
Jagen und Suchen war auch Herr W., dessen weites Vordringen
in die Wüste zur Folge hatte, dass wir ihn lange Zeit aus dem
Gesichtskreise verloren. Auf die von mir abgegebenen Flintenschüsse
reagirte er nicht, sodass ich Haja ausschicken musste,
ihn zu suchen. Endlich kam der „Sünder“ heran mit einer Hand
voll guter Sachen, die er unterdessen gefunden und geschossen
hatte. Jetzt wurde die Gegend bewegter und immer vegetationsreicher.
Eine grössere Kameelheerde trafen wir auf der Route
an, welche unser Interesse auf eine Weile in Anspruch nahm.
Als wir sie überholt und weit hinter uns gelassen hatten, machten
wir in einem Muldenthale Halt, um unser Frühstück einzunehmen.
Kaum hatte ich den Imbiss genommen und mich an einem
Schlucke des herrlichen St. Galmierwassers erfrischt, als ich mich
auch schon wieder auf die Suche in die Umgegend machte. Ich
fand jedoch nichts Erwähnenswerthes bis auf eine im dichten
Gebüsch entdeckte schwarzbraune, grünlich gestreifte Eidechse,
welche ich bereits unter der Hand hatte, als sie mir dennoch
im hartslacheligen Gestrüpp zwischen den Fingern entkam. Ihre
Form und Gestalt erinnerte in etwa an die Gattung Psam-
modromus, doch bin ich sicher, dass es algira, Fitz, nicht gewesen
ist. Es ist daher sehr bedauerlich, dass mir gerade dieses
Stück, welches ich weder vorher noch nachher zu Gesicht bekam,
entgangen ist, da es möglicherweise ein Novum für die algerische
Sahara gewesen sein könnte. Nicht übergehen will ich auch hier
die Erwähnung der dickleibigen .Eranobia-Heuschrecke, welche
wir heute zum ersten Mal als entwickeltes (geflügeltes) Insekt
antrafen, während die um Biscra herum häufigen Individuen
bisher immer nur im Larvenzustande von uns gesehen und gefangen
wurden. Als ich unsere Karawane im Marsch begriffen
sah, eilte ich auf sie zu, um mich auf mein Maulthier zu schwingen,
denn meine Füsse waren übel zugerichtet, wund und geschwollen
und brannten wie höllisches Feuer. Die Arbeit, Plage und Hitze
des Tages, kam über unsere Leute in nachtheiliger Weise. Der
Spahis war unwirsch und mürrisch, dass sein Pferdchen 2 Eisen
verloren hatte, wodurch es auf dem hartsteinigen Boden alsbald
zu lahmen anfing, Abdallah war unverschämt geworden und ein
aufsässiges, widerwärtiges Wesen griff bei unseren übrigen Leuten
Platz. Ich erklärte dem Spahis, dass ich beim Commandanten
in Touggourt Klage über ihn führen würde, falls er sein Wesen
nicht sofort änderte und drohte ihm mit der Entziehung des
obligaten in Touggourt zu erwartenden Trinkgeldes, Abdallah
prophezeite ich eine ähnliche Lektion in Biscra, —- und zwar
in schärfster und eindringlichster Weise, was denn auch seine
Wirkung nicht verfehlte, obgleich das Mucken und Murren noch
lange nicht aufhören wollte. Eine gewisse Verstimmung bemächtigte
sich daher unserer Gemüther, als wir fürbass zogen.
Plötzlich änderte sich jedoch die Situation. Der Kameeljunge
Abdallah wird vom Rücken seines Dromedars 2 dicht vor ihm
laufende Vögel gewahr, nach denen er mit dem Finger weist.
Sogleich bemerke auch ich sie und erkenne 2 Wüstenhühner.
Sie sind zutraulicher denn je und trippeln immer vor uns einher.
Mein Schwager und ich gehen, gedeckt durch die Kameele, auf
sie zu, und in der entsprechenden Entfernung geben wir auf
Kommando Feuer. Mein Stück ist tödtlich getroffen, ich eile
heran und nehme ein mir fremdes Wüstenhuhn vom Boden auf,
wunderschön gezeichnet, mit grünlich schimmernden und gewellten
Federn, ein getreuer Abglanz des grün überflogenen Bodens. Nun
wurde mir auch sofort klar, dass die im gestern gefundenen Neste
des Wüstensteinschmätzers betroffenen Federn diesem Huhne zugehörten.
Der erlegte Vogel war, wie ich deutlich erkannte, ein
V, welches vor. Kurzem gelegt haben musste. Leider war das
¿ auf die beiden Schüsse so scheu und flüchtig geworden, dass
ihm absolut nicht beizukommen war. Ich war ganz aufgeregt,