
Alger zur andauernden Ehre und Zierde gereicht haben würde,
hätte man Mittel und Wege gefunden, dieselbe zu erhalten. Mein
sehnlichst gehegter Wunsch in Betreff der Besichtigung von Loche’s
Typen und Originalen konnte ich also hier in Alger nicht in Erfüllung
gehen sehen, und musste mich mit der Hoffnung zufrieden geben,
dass das Hauptmaterial in Paris abgesetzt war. Denn dass die
mühsam zusammengebrachten Schätze nach allen Windrichtungen
auseinander getragen und verzettelt worden seien: Das konnte
und mochte ich nicht glauben.
Aber die Vorstellungen darüber wollten mir nicht aus dem
Eopfe, und so entschloss ich mich der Wittwe des Capitaines, die
wie ich aus der Literatur wusste, stets den regsten Antheil an
Loche’s Sammlungen und wissenschaftlichen Bestrebungen genommen
hatte, meinen Besuch abzustatten. Ich liess mir also
im Hotel das Adressbuch vorlegen und fand ihren Namen wirklich
in der Liste der Ansässigen verzeichnet. Bald hatte ich die angegebene
Strasse und die betreffende Hausnummer ausfindig
gemacht, erkundigte mich im Hofraume angelegentlichst nach der
Dame und wurde zwei Treppen hinauf gewiesen. Ich las den Namen
„Loche“ und zog an der Schelle, die an der Flurthüre angebracht
war. Ein hübsches Mädchen öffnete und fragte nach meinem
Begehr. Ich übergab ihr meine Visitenkarte mit der Anfrage
ob Madame Loche — wenn auch nur für einige Minuten — zu
sprechen sei. Im nächsten Augenblick schon stand die anmuthige
kleine Französin vor mir und bat mich einzutreten. Ich passirte
mehrere Zimmer mit niedriger Decke, deren Wände, Schränke
und Fussböden stumme Zeugen einst reger Wirksamkeit auf
zoologischem Gebiete waren. Denn alle waren mit Schätzen
mannigfachster Art überladen. Wo man hinblickte, sah man
Leoparden- und Löwenfelle, Antilopen- und Hirschgeweihe, Flamingoflügel
und farbenprächtige Vogelbälge, kurz Keliquien mancherlei
A rt, alle vielleicht liebe Andenken aus längst verschwundener
und vergangener Zeit. Noch einige Schritte machte ich, trat
gebückt unter einer Portiere in das kleine Nebenzimmer und
sah die Person meiner Bewunderung vor mir: Madame Loche.
Nun war sie ein altes, gebrochenes Mütterchen, mit einem Fusse
schon im Grabe, auch geistig anscheinend ermattet, wenig rege
und frisch. Sie hiess mich freundlich willkommen, streckte mir
ihre hagere Hand entgegen und liess mich ihr gegenüber Platz
nehmen. Sie konnte sich nicht mehr aus ihrem Lehnstuhl erBonner
Lichtdr.-Anst.
Eine Maureske aus Algier.
(Strassenkleidung.)