
an den bunten Trachten und Gestalten, in Sonderheit der ausgelassenen,
oft bildschönen Mädchen der Ouled Na'xls, die gestern
und heute freie Licenz als au 2 von den wenigen dazu bestimmten
Tagen im Jahre zum Ausgehen erhielten. Die liessen der Freiheit
volle Zügel und bevölkerten nicht gerade zum Vortheil der Städter
Strassen und Kneipen. Wo sie aber auch auftrateD, die bunten
Gestalten, sammelten sie Leben und Weben um sich. Man sah
sie rauchend und trinkend, sitzend oder gehend tagsüber in gemässigter
Haltung, während der Abend dip Zügellosigkeit ihres
Wesens und damit gleichzeitig die Widerwärtigkeit ihres traurigen
Berufes heraufbeschwor.
D o n n e r s ta g , den 20. A p r il 1893. Diesmal hatten wir
beim Aufbruch mit den Leuten besonders grosse Schwierigkeiten
zu überwinden. Das „petit Alger“, wie der Spahis Gardaia nannte,
hatte bereits verderblich genug auf unsere Araber eingewirkt; —
nun waren sie durch das Herumlungern in den Kaffeehäusern,
durch das stumpfsinnige Feiern ihres Festes (L’heid srir) verweichlicht,
schlaff und energielos geworden. Ich hatte auf 7 Uhr
den Abritt angesagt; aber daran war gar nicht zu denken. Der
Chambi und der Touareg waren zwar mit ihren Kameelen zur Stelle,
dafür aber fehlten unsere Leute. Abdallah hatte noch mit seiner
Wirthin abzurechnen, der dicke Achmed war in ein arabisches
Kaffeehaus gelaufen, um sich noch einmal gründlich satt zu essen
und el Haja war kaum aus der Herberge herauszubekommen,
und klagte und wimmerte noch immer über seinen Zustand, der
sich indessen nach meinem Dafürhalten wesentlich gebessert hatte.
Als ich den Spahis erwischte, der sein Pferd für die bevorstehende
Tour auf dem steinigen Boden beschlagen liess, hiess ich denselben
die Beladung der Kameele vornehmen, während ich mich
auf die Suche nach den Maulthiertreibern machte. Mit Mühe und Noth
entdeckte ich sie in ihren Spelunken und zog sie nun buchstäblich
an den Haaren zu ihrer Arbeit heran. Endlich bequemten sie
sich zur Handanlegung, immer noch mit Murren und Schimpfen,
Stöhnen und Klagen. Unterdessen war der aufsässige Chambi
in ein Wortscharmützel mit Unserem Spahis gerathen, weil er längst
dessen Furcht vor ihm erkannt hatte. Nun hatte er diesem bei
einem ertheilten Befehle rundweg erklärt, dass er ihm gar nichts
zu sagen habe, was er vor mir mit einer gewissen Ueberlegenheit
bestätigte, indem er seine Ansicht mit Miene und Handbewegung
bekräftigte. Auch da musste ich erst wieder Ordnung schaffen
Bonner Lichtdr.-Anst.
Eine Ouled Nail.
(a rabische Tänzerin.)