
M. Koenig phot. Bonner LicMdr.-Anst.
Nachdruck verboten.
Kindes, und ich liess den Schalk aus meiner Hand und gönnte
ihm die Freiheit, die er gleich in vollen Zügen wieder genoss.
Dem Baume und der Zeit angemessen vertheilen sich dreifach die
Schichten der Früchte. Unten auf den Boden säet der fleissige
M’zabite Korn, Klee und Koriander, pflanzt Kürbisse und Bohnen,
Blumenkohl und alle übrigen Gemüsearten,. welche üppig empor-
schiessen, wachsen und gedeihen. Ueber sie erhebt sich die zweite
Schicht. Köstliche Feigen reifen in dem wirren Blätterdache
ihrer Büsche, rothe Granatblüthen leuchten aus ihrem feinblätterigen
Dickicht, und an den Strünken und Stämmen der Palme
rankt die Bebe mit ihrem glänzenden Blatte und entwickelt ihre
ganze Pracht und Schönheit von der Zeit des jungen Triebes an
bis zur Beife ihrer köstlichen Trauben. Ueber alle aber wölbt
die Palme ihre domartigen, wundervollen Wedel, selbst sonne-
bedürftig gen Himmel strebend und doch Schatten verbreitend
und Segen spendend nach unten sich neigend. Sie bildet mit
ihren hoch oben reifenden Früchten die dritte Schicht in der Oase.
Auch das Vogelleben schien hier reicher entwickelt zu sein als
in allen vorhergesehenen Oasen. Ueberall hörte man das Bucksen
des Palmentäubchens (Turtur senegalensis, Bp.) und sah die
angegatteten Pärchen bald fliegend, bald sitzend. Das gemeine
Turteltäubchen (Turtur vulgaris) war auch vorhanden, wie ich
mich an seihst erlegten Exemplaren überzeugen konnte. Auch
an kleineren Vögeln herrschte kein Mangel: Laubsänger und
Distelfinken waren häufig, auch meine ich die Strofe des fahlen
Spötters (Hypolais opaca) vernommen zu haben. Leider konnten
wir uns nicht länger in der Oase aufhalten, da die Zeit zur
Bückkehr drängte. Langsam zogen wir aus ihr heraus, die
wunderbar mächtigen Eindrücke, die sie uns geboten, festzuhalten
versuchend. Als wir in die Stadt einritten, hatte sich gerade wieder
eine „Fantasia“ abgespielt, die zu Ehren eines von el Golea
kommenden Generals in Scene gesetzt ward. Alles schien
aus Band und Band, und das tolle Getriebe wollte kein Ende
nehmen. Wir selbst wurden — so sehr wir uns anfänglich
dagegen sträubten — von den Klängen und der eigenthümlichen
Gewalt derselben ergriffen und fortgerissen. Auch hier entrollte
sich uns ein wirklich farbenprächtiges Gemälde, nur anders als
das eben genossene; unstät, zerfahren und wirr, v im Gegensatz
zum ernst und harmonisch stimmenden des Palmenhaines. Dennoch
zollten wir auch diesem Bechte seinen Tribut und erfreuten uns