
Als wir diese Arbeiten beendigt hatten, entschlossen wir uns
nach der vielversprechenden Oase Gardäia’s zu reiten, um uns
darin gemächlich zu ergehen. Sie war ungefähr s/i Stunden von
der Stadt entfernt. Der Weg führte uns immer dem Thale entlang
über Felder, welche zumeist mit Körnerfrucht bestanden
waren. Das Getreide war stellenweise bereits geschnitten und
in Garben gestellt, während andere Felder noch grünten und
trieben. Fast auf allen grösseren Feldern waren Brunnen oder
Cisternen angelegt, welche der Gegend ein ganz bestimmtes Aussehen
verliehen. Ganze Schwärme von wilden Tauben tummelten
sich bald in der Luft, bald auf dem Boden, das ausgefallene Getreide
auflesend, Weihen und Milane zogen ihre Kreise im klaren
Aether, Thurmfalken rüttelten über den dickleibigen Heuschrecken,
und überall sah man die hellfarbigen Würger, schäckernd und
schwatzend, oder fliegend und raubend. Waren wir schon durch
dieses wechselvolle Bild in eine fröhliche und voll befriedigende
Stimmung versetzt, so wurden wir doch geradezu überrascht beim
Einritt in die Oase. So üppig und reich, so farbenprächtig und
gehaltvoll hatten wir noch keine gesehen. Unwillkürlich glaubten
wir uns auf eine künstlerisch ausstaffirte Bühne versetzt, mit
Farben und Lichteffecten umgossen, welche es nur giebt. Sauber
und anmuthig schlängelten sich einem Irrgarten gleich die
fest gestampften Wege durch den Palmenhain hin, stumm und
feierlich kamen uns die dort arbeitenden M’zabiten entgegen,
zierlich setzten die überbürdeten Eselchen ihre kleinen Hufe
auf den Boden und wählten mit Geschick die besten Durchgangsstellen
zwischen 2 Erdwällen aus. Dort stand auch ein Brunnen
und zwei Leute waren beschäftigt, das belebende Element vermittelst
Dromedar und Esel aus der Tiefe heraufzubefördern.
Auch diese schienen stumm, kaum dass sie den Gruss erwiderten,
welchen wir ihnen entboten. Jetzt wurde es uns zur Gewissheit:
das Bild eines solchen Pflanzgartens haucht Würde und Ernst
mit jedem Athemzuge und legt seinen Charakter um Menschen
und Thiere. Ausgelassene Fröhlichkeit giebt es im Palmenhain
nicht, wohl aber würdevolle Freude und vollen Frieden. Letzteren
versinnbildlichte uns ein Palmentaubenpärchen, welches auf einer
Weinranke traulich neben einander sass und sich schnäbelte.
Eine Würgerfamilie trieb im Granatbusche ihr Wesen. Ich haschte
ein Junges und hätte es gerne mitgenommen. Aber der
alte Vogel bat dringender denn je um die Herausgabe seines