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Bureau arabe, um uns (lern Commandanten von Gardäia vor-
zustellen. Wir wurden in freundlicher Weise von seinem Secretair
und einem Offizier empfangen, die uns bedeuteten, dass der
Commandant soeben von einer strapaciösen Inspectionsreise zurückgekehrt
sei und sich zu angegriffen fühle, uns zu empfangen.
Wir hatten unseren Zweck erreicht und standen gerne von weiterer
Vorstellung ab, da wir schon selbst kaum in der Verfassung
waren, unsere Aufwartung zu machen. Wohlweisslich hatte
ich aber sofort um Aufnahme und Verpflegung des Spahis gebeten,
was mir auch bereitwilligst auf Grund meines Geleitschreibens
zugesprochen wurde. Wir verliessen also das Bureau arabe,
welches hochgelegen unsere Wohnung zum vis a vis hatte. Dort
angekommen, trafen wir unseren verlorenen Sohn el Haja, der
uns mit übersprudelnder Freude empfing und fortwährendem
„Ham d’Ullah“ begrüsste. Aber wie entsetzlich sah der arme
Kerl aus! Seine Gesichtszüge waren verzerrt, die Augen matt
und schwarz umrändert, seine Stimme klang heiser und weinerlich.
Er wäre in der ganzen Zeit ohne Speise und Trank herumgeirrt
und hätte, der Verzweiflung nahe, gebetet. Da wäre plötzlich
ein Araber wie aus der Erde gestampft vor ihm erschienen, der
ihn in sein „Gourbi“ geleitet hätte. Dort hätte er die Nacht
zugebracht und wäre am nächsten Morgen weiter gen Gardäia
gezogen. Wieder hätte er den Weg verloren, und wieder hätte
er gebetet. Das hätte ihm abermals geholfen. Denn plötzlich
seien Leute vor ihm aufgetaucht, die ihn auf den richtigen Weg
nach Gardäia gebracht hätten. Nun klagte er über heftige Kopfschmerzen,
Uebelkeit und Hitze. Er hatte, wie ich bald con-
statiren konnte, einen Sonnenstich weg, und wir mussten ihm in
den darauffolgenden Tagen alle Pflege und Schonung zu Theil
werden lassen, wenn wir den armen Teufel wieder gesund nach
Biscra bringen wollten. Beim Dunkelwerden bereiteten wir heute
selbst unsere Abendmahlzeit und legten uns gleich darauf, der
Ruhe bedürftig, nieder. —
S o n n ta g , d en 16. A p r il 1898 Es ist eine unbestritten
richtige, allgemein bekannte Thatsache, dass man nach vorausgegangener
Strapaze erst in der Ruhe die Grösse und den Umfang
seiner Leistung vor sich sieht und durchempfindet. Gerade so
ging es auch uns heute. Wir merkten nur zu deutlich, eine wie
grosse körperliche wie geistige Anstrengung die beschwerliche
7 tägige Wüstenreise von uns gefordert hatte, und wie sehr der