
nach unserem gestern abhanden gekommenen el Haja; aber unsere
Leute wussten keine Auskunft darüber zu geben, und so mussten
wir schon ohne ihn aufbrechen, in der Hoffnung, dass er den
Weg nach Gardat'a selbst finden würde. Da Gardä'ia für uns
nicht mehr weit war (etwra 26 Kilom.), präparirte ich noch vor
Abmarsch einige Vögel und unternahm alsdann meinen gewohnten
Streifzug in die Umgegend. Herr W. hatte ein Laniws-Nest mit
5 frischen Eiern gefunden, und den auffallend dunkeln Vogel
dazu erlegt. —
Gegen 11 Uhr brachen wir auf. In dieser sandigen
Gegend kam auch eine dunkel gefärbte Haubenlerche vor, wie
man sie hier nicht vermuthen sollte. Die echte Galerita isabellina
hatte ich seit Mouilah nicht mehr angetroffen, wiewohl die durchreisten
Gegenden oft genug wie geschaffen für sie zu sein schienen.
Jene dunkelfarbige Haubenlerche ist grossschnäblig und lehnt
sich unverkennbar an die Tristram’sche macrorhyncha an, obwohl
die typische Form sandfarben gefärbt ist, wie sie um Biscra
herum vorkommt. Das Kapitel der Haubenlerchen ist überhaupt
eins der schwierigsten für den forschenden und sammelnden
Ornithologen in Nord-Afrika. Die Repräsentanten stellen soviele
Uebergänge von einer Art zu anderen, soviele Modificirungen in
Schnabelform und Grösse, soviele Differenzirungen an den Vögeln
selbst dar, dass man wahrlich versucht wird die Begriffe von
Art und Varietät nicht mehr scharf auseinander zu halten, sondern
sie zu tauschen und zu verwechseln. Die durchrittene Gegend
bot anfangs grosses Interesse. Wir sahen Wüstenhühner, Rennvögel,
die bekannten und oft schon erwähnten Lerchenarten, sowie
auch viele Schlangen und Eidechsen. Die beiden Brunnen
waren bald erreicht. Sie enthielten ein geradezu köstliches
Wasser, wie wir es bisher noch nirgends angetroffen hatten. Es
schien nahezu frei von Bittersalzen zu sein und war daher von
ungemein angenehmem Wohlgeschmäcke, erfrischend und kräftigend.
Leider hatte ich vergessen mich nach dem Namen dieses Brunnens
zu erkundigen. Vermuthlich ist es der Oglet Letfat, wie ich den
Namen auf der neuesten Specialkarte des Stielerschen Atlas ablese.
Nach der Frühstückspause nahmen wir unsere Route wieder
auf. Berittene Soldaten kamen uns entgegen, ihre Route nach
Metlili einschlagend, die links von unserem Marschwege abbog.
Von jetzt ab wurde die Gegend bergiger, steiniger, öder und
ärmer. Nach ca. 4 ständigem strapaciös anhaltendem Reiten
schwand indessen die Monotonie. Zunächst sahen wir rechter
Hand von uns eine Oase auftauchen, welche eine blendende
Häusermasse umgab. Dann glaubten wir uns in eine Märchenwelt
versetzt, als wir plötzlich in einer tiefen Schlucht zu unseren
Füssen eine Stadt im Halbkreise erblickten, welche die Form
einer zugespitzten Mütze hatte. Amphiteatralisch baute sie sich
ringsherum auf und lief in der Mitte in einen spitzen Thurm
(Minaret) aus. Der Reiz des Anblickes wurde noch erhöht durch
die malerische Einfassung der Dattelpalmen, die mit ihren
mächtigen Kronen die Stadt wunderbar schön umrahmten. Es
war eine der Städte aus der Pentäpolis von Gardaia. Indem wir
unsere erstaunten Blicke von dem gebotenen Bilde nicht abwenden
konnten, gestaltete sich die Gegend rund herum immer schöner
und reizvoller. Eine Zeit lang schien es, als ob wir den Weg
ansteigend der Höhe zunähmen, dann aber fiel derselbe in einer
anmuthigen Serpentine abwärts. Andere Städte wurden sichtbar,
neue Bilder zogen an uns vorüber. Da lag ein Friedhof, der
sich von allen bisher gesehenen arabischen vortheilhaft auszeichnete.
Ein einheitliches System schien auf der letzten Ruhestätte
der M’zabiten obzuwalten, sauber und ordentlich lagen die
Gräber da. Jedes von ihnen war überreich geschmückt mit
Töpfen, Krügen und bunten Scherben, eine Sitte, welche wir bis
jetzt an arabischen Gräbern wohl einmal angedeutet, nicht aber
in dem Maasse ausgeführt gefunden hatten. Diese Ausschmückung
mit bunten Scherben soll, wie wir nachträglich erfuhren, besonders
den Frauen und Mädchen zu Theil werden, während die Gräber der
Männer einfach und ungeschmückt bleiben. Auch die Einfriedigung
der Friedhofstätte durch eine dieselbe ganz umschliessende Mauer
deutete auf Achtung und Ehrerbietung, welche die Einwohner
dieses Landes ihren Todten zu Theil werden lassen. Und dennoch
nehmen sie eine missachtete Stellung unter den gläubigen
Mohamedanern ein. Sie bilden eine Secte für sich und glauben
nicht an Mohamed. Ein M’zabite darf daher auch nicht die
Pilgerfahrt unternehmen und läuft Gefahr, falls er dort als solcher
erkannt wird, an dem Grabe des Propheten gesteinigt zu werden.
Immer nur habe ich die Araber in der gehässigsten Weise von
den M’zabiten sprechen hören, auf welche erstere verächtlich
herab blicken, sie verfluchen und verdammen. Armes Volk!
Verstossen und misshandelt stehst Du unter Deinen Brüdern, giltst
als Ketzer und Verächter dem Rechtgläubigen, weil Du Dich nicht